Dunkler Dämon
zu wünschen. Und jetzt stand sie praktisch im Begriff, mich zu vergewaltigen. Ergab das irgendeinen Sinn?
Ich hatte jedenfalls keine Zeit für die Entschlüsselung menschlichen Verhaltens.
»Vielen Dank«, sagte ich, während ich versuchte, Camilla von mir abzuwickeln, ohne einem von uns beiden ernsthafte Verletzungen zuzufügen. Sie umklammerte meinen Hals mit ihren Händen, und ich versuchte, diese aufzubrechen, aber sie war so hartnäckig wie eine Napfschnecke. »Ich glaube, du brauchst etwas frische Luft, Camilla«, sagte ich in der Hoffnung, dass sie den Wink verstand und zurück in den Garten verschwand. Stattdessen klammerte sie sich noch fester an mich und presste ihr Gesicht an meins, während ich panisch versuchte, nach hinten auszubrechen.
»Ich hole mir meine frische Luft direkt hier«, kicherte sie. Sie verzog ihren Mund zu einer Kussschnute und schob mich nach hinten, bis ich gegen einen Sessel stieß und beinahe darüber fiel.
»Äh – willst du dich nicht setzen?«, schlug ich hoffnungsvoll vor.
»Nein«, sagte sie und zog mich zu sich hinunter, mit einer Kraft, die ungefähr dem Doppelten ihres Gewichts zu entsprechen schien. »Ich will mit dir bumsen.«
»Äh, nun«, stotterte ich, von der absolut schockierenden Unverschämtheit und Absurdität überwältigt – waren alle menschlichen Frauen verrückt? Nicht dass die Männer besser gewesen wären. Was ich von der Party sehen konnte, wirkte wie ein Arrangement von Hieronymus Bosch, mit Camilla, die mich hinter den Springbrunnen zerren wollte, wo zweifellos eine Bande mit Vogelschnäbeln darauf wartete, mich zu schänden. Dann traf mich die Erkenntnis, dass ich nun die perfekte Entschuldigung besaß, um einer Schändung zu entgehen. »Du weißt, ich werde heiraten.« So schwer es mir fiel, das zuzugeben, war es nur gerecht, dass es mir dies eine Mal auch gelegen kam.
»Missker«, nuschelte Camilla. »Schöna Missker.« Plötzlich sackte sie zusammen, und ihre Arme rutschten von meinem Hals. Ich schaffte es kaum, sie aufzufangen und vor einem Sturz zu bewahren.
»Vermutlich«, sagte ich. »Jedenfalls glaube ich, dass du dich ein paar Minuten setzen solltest.« Ich versuchte, sie in den Sessel zu setzen, aber es war, wie Honig auf eine Messerklinge zu gießen, und sie glitt zu Boden.
»Schöna Missker«, murmelte sie und schloss die Augen.
Es ist immer nett zu wissen, dass man von den Kollegen geschätzt wird, aber mein romantisches Zwischenspiel hatte mehrere Minuten gedauert, und ich musste dringend nach draußen und nach Sergeant Doakes sehen. Und so überließ ich Camilla ihrem süßen Schlaf und ihren taufeuchten Träumen von Liebe und machte mich erneut zum Eingang auf.
… Und wurde wieder aufgehalten, diesmal von einer wilden Attacke auf meinen Oberarm. Vince persönlich umklammerte meinen Bizeps und zerrte mich weg von der Tür und zurück in den Surrealismus. »He!«, jodelte er. »He, Partykönig! Wo willste hin?«
»Ich glaube, ich habe meine Schlüssel im Auto stecken lassen«, sagte ich, wobei ich versuchte, mich aus seinem tödlichen Griff zu befreien. Aber er zerrte nur heftiger.
»Nein, nein, nein«, protestierte er, während er mich zum Springbrunnen zog. »Das ist deine Party, du gehst nirgendwohin.«
»Die Party ist wunderbar, Vince«, sagte ich. »Aber ich muss wirklich …«
»Trinken«, sagte er, hielt eine Tasse in den Springbrunnen und stieß sie mir entgegen, so dass sie auf mein Hemd überschwappte. »Das ist das, was du brauchst. Banzai!« Er hielt seine eigene Tasse hoch und leerte sie dann in einem Zug. Zum Glück für alle Beteiligten bescherte ihm das Getränk einen Hustenanfall, und es gelang mir, zu entschlüpfen, als er sich zusammenkrümmte und nach Luft schnappte.
Ich hatte es durch die Eingangstür und den halben Gartenpfad hinunter geschafft, ehe er auf der Schwelle auftauchte. »He!«, brüllte er. »Du kannst jetzt nicht abhauen, die Stripteasetänzerinnen kommen gleich.«
»Ich bin sofort wieder da«, rief ich. »Gieß mir schon mal was zu trinken ein.«
»Gut«, sagte er mit seinem falschen Lächeln. »Ha! Banzai!«, und verschwand unter fröhlichem Winken wieder im Partygewimmel. Ich wandte mich ab, um nach Doakes zu suchen.
Da er nun schon so lange überall dort auf der anderen Straßenseite parkte, wo ich mich aufhielt, hätte ich ihn eigentlich sofort sehen müssen, aber ich tat es nicht. Als ich den braunen Taurus endlich entdeckte, wurde mir bewusst, wie gerissen er es angestellt
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