Dunkler Engel
versperrte ihm den Weg.
»Sie kommen hier nicht mehr rein, Derek. Miss Duncan hat eine Beschwerde gegen Sie eingereicht. Sie sagt, Sie haben versucht, sie zu überfallen. Sie sind gefeuert.«
»Das würde sie niemals behaupten«, sagte Derek durch seine zusammengebissenen Zähne.
»Das musste sie auch gar nicht. Ihr Freund, Mr. Zanus, hat auf meiner Mailbox eine Nachricht hinterlassen. Er sagte, sie sei viel zu durcheinander, um selber zu reden.«
Blut pochte in Dereks Ohren. »Zanus! Mr. Fraym, Sie müssen mich reinlassen!«
»Die Eigentümer wollen Sie auf dem Grundstück nicht mehr sehen
...«
»Dann rufen Sie die Polizei!« Derek gab Mr. Fraym einen Schubs, der den Mann rückwärts taumeln ließ.
Derek rannte zum Aufzug und sprang hinein. Die Türen schlossen sich, bevor Mr. Fraym ihn erwischen konnte.
Ganz sicher würde Fraym die Polizei rufen. Derek würde sich damit später beschäftigen. Im Moment musste er erst mal herausfinden, was mit Rachel geschehen war.
Er kam an ihre Tür und klopfte heftig.
Keine Antwort.
Vielleicht war Zanus da drin und hielt sie als Geisel.
Derek besaß den Ersatzschlüssel, aber der befand sich in seinem Apartment, und er konnte es nicht riskieren, wieder runterzugehen, für den Fall, dass die Polizei schon eingetroffen war. Er hob die Hand, zeigte auf die Tür und rief seine himmlischen Kräfte herbei. Er würde die Tür auf der Stelle sprengen ...
Er wartete gespannt auf den Schauer der Wärme. Er kam nicht. An seiner Stelle überkam ihn ein Gefühl der Angst, eine schreckliche Leere, und er spürte das Gewicht seines Fleisches und seiner Knochen. Er war menschlich, einfach und schlicht menschlich.
Er starrte finster auf die Tür.
»Sei's drum«, sagte Derek.
Er drehte sich mit der Schulter zur Tür und warf sich mit voller Wucht dagegen. Der Schmerz ließ ihm Tränen in die Augen steigen.
Er biss die Zähne zusammen und traf die Tür noch einmal, mit all seiner Kraft. Diesmal sprang sie auf.
Er rannte hinein. In dem Apartment sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Ein Tisch war umgeworfen. Eine Lampe lag zerbrochen auf dem Boden.
Rachel und Sampson waren beide weg. Er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Zanus sie mitgenommen hatte.
Und Derek war seiner Kräfte beraubt.
ZWANZIG
Derek war sehr bemüht, nicht der Verzweiflung freien Lauf zu lassen, aber er konnte keinen klaren Gedanken fassen, so sehr war er mit dem Gefühl der Scham und der Schuld beschäftigt. »Das ist alles meine Schuld«, murmelte er. »Ich hätte sie niemals allein lassen dürfen.«
Dann hob er den Kopf, und ein winziger Hoffnungsschimmer erwachte in ihm. Rachel war nicht alleine! Sampson war bei ihr!
Derek hatte das ganze Apartment abgesucht, aber keine Spur von Sampson gefunden. Es gab natürlich noch die Möglichkeit, dass Zanus den Cherub diesmal endgültig aus dem Weg geräumt hatte, aber das glaubte Derek nicht. Er hätte Blutspuren gefunden und seinen Körper.
Derek ging zur Tür. William hatte ihn immer ermahnt, Vertrauen zu haben. Na gut, das hatte er. Er würde jetzt einfach darauf vertrauen, dass Rachel und Sampson zusammen waren. Es kamen leichte Zweifel in ihm auf, welchen Nutzen der Cherub für sie haben könnte, aber er hatte nicht den geringsten Zweifel an Sampsons Loyalität und Tapferkeit.
Derek rannte die Stufen hinunter. Als er auf der Etage der Lobby angekommen war, öffnete er die Tür einen Spalt breit und schaute hinaus. Es hätte ihn nicht gewundert, die Lobby voller Polizisten zu sehen, aber sie war leer, bis auf Mike, der an seinem Pult saß - Mike, der neue Portier.
Derek glättete seine Haare, Öffnete die Tür und ging hinaus. Er bewegte sich zielstrebig und entschlossen, so als würde er hierher gehören.
»Wo ist Mr. Fraym?«, fragte Derek höflich.
»In seinem Büro«, sagte Mike, während er aufblickte. Natürlich war er wie immer ahnungslos. »Was machst du hier? Bist du nicht gefeuert worden?«
»Ich war oben, um einen Schlüssel zurückzubringen. Ich glaube, es hat in einem der Apartments einen Einbruch gegeben. In dem von Rachel Duncan. Die Tür ist aufgebrochen worden, und sie ist nicht da.«
»Mein Gott!« Mike sprang auf die Füße. »Ich werde gehen und es Mr. Fraym erzählen.«
Er stürmte davon. Derek schaute in die Liste, aber Zanus' Name tauchte nicht auf. Er machte einen Satz zur Tür und polterte die nassen Stufen hinunter auf den Bürgersteig. Eine weiße Limousine wartete da, der Fahrer saß im Wagen und machte ein
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