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Dunkler Engel

Dunkler Engel

Titel: Dunkler Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Lizz Weis
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interessierte ihn auch nicht. Er plante sowieso, nur kurz hier unten zu bleiben. Er vermisste seine Pflichten und seine Kameraden. Er befand sich jetzt schon seit einigen Tagen in seiner menschlichen Gestalt, und auch wenn er sich schließlich an seinen Körper gewöhnt hatte
    »Es ist wie auf einem Pferd zu reiten«, hatte William ihm erzählt.

    »Das wirst du nicht vergessen.«), fiel es ihm schwer, sich den menschlichen Schwächen anzupassen. Das bedeutete auch, dass sein Körper regelmäßig Nahrung brauchte. Dass sein Körper Schmerzen und Müdigkeit empfand. Dass er von dem kühlen Wind, der vom See herüberwehte, kalte Ohren bekam. Dass es so Dinge wie Uhren gab, die das Kommen und Gehen der Leute diktierten. Er hatte vergessen, für heute Morgen seinen Wecker zu stellen.
    »Sie sind zu spät, de Molay«, hatte Mr. Fraym ihn ermahnt, als er Derek die Uniform übergab. »Ich erwarte von meinen Angestellten, dass sie pünktlich sind! Sie ziehen das bitte an, sobald Sie dieses Steuerformular ausgefüllt haben. Und beschweren Sie sich nicht, wenn der Kragen kratzt und die Hose nicht passt. Das interessiert mich nicht.«
    Fraym machte mit Derek einen schnellen Rundgang durch das Gebäude, erklärte ihm seine Pflichten und brachte ihn dann in die Lobby.
    »Diese Rezeption ist Ihr Arbeitsplatz. Sie dürfen ihn nicht verlassen, außer wenn Sie auf die Toilette müssen. Es gibt keine Zigarettenpausen und keine Mittagspause. Sie können hier an der Rezeption essen, aber machen Sie das heimlich, damit die Bewohner das nicht mitbekommen. Sie müssen die Lobby sauber halten. Die Blumen gießen und alle abgestorbenen Blätter abzupfen. Öffnen Sie die Tür für die Bewohner umgehend, und halten Sie Vertreter und Landstreicher fern. Sie werden Taxis für die Leute rufen und freundlich sein. Gäste müssen sich eintragen, und Handwerker müssen sich ausweisen. Als allgemeine Regel merken Sie sich, dass sie nicht durch den Haupteingang gehen dürfen, aber manchmal gibt es auch Ausnahmen. Ich bezahle Sie dafür, dass Sie die Augen und Ohren dieses Gebäudes sind. Haben Sie mich verstanden?«
    »fa, Sir«, antwortete Derek, aber nicht weil er verstanden hatte, sondern weil er diesen unangenehmen Mann so schnell wie möglich wieder loswerden wollte.

    »Gut. Dann ziehen Sie jetzt diese Uniform an und gehen Sie an die Arbeit.«
    Als Derek ging, um sich umzuziehen, wurde ihm plötzlich klar, dass er nichts anderes war als ein dreckiger, alberner Spion. Spione waren notwendige Übel, nahm Derek an. Herrscher stellten sie an, um die Übersicht über das zu behalten, was ihre Feinde machten, und die Feinde brauchten sie, um die Herrscher im Auge zu behalten. Generäle nutzten Spione, um herauszufinden, was die Feinde planten, und zogen daraus militärischen Vorteil. Aber kein ehrenwerter Mann würde eine so niederträchtige und abscheuliche Aufgabe übernehmen.
    Derek war für viele Jahrhunderte ein Militärführer gewesen, und bei dem Gedanken daran, was sie ihm angetan hat ten, wie sie ihn dazu gebracht hatten, diesen Job anzunehmen, wurde er auf der Stelle noch zorniger. Er hatte gedacht, er würde auf eine Mission von großer Bedeutung geschickt.
    Stattdessen musste er - ein Mann von nobler Herkunft -
    die Rolle eines Bediensteten spielen und, als wäre das noch nicht schlimm genug, eine Frau bespitzeln! Er war wütend.
    Er hoffte, dass seine Untergebenen das niemals herausfinden würden. Er konnte sich vorstellen, wie sie sich auf dem Boden der Ewigkeit wälzten, sich über seine alberne Uniform halb totlachten und ihn nachahmten: »Ja, Madam«, »Ja, Sir, danke, Sir.«
    Derek hatte sich gerade umgezogen und seinen Posten bezogen, als eine Frau aus dem Aufzug kam. Sie war blond, groß, schlank und liebenswert, und sie sah verärgert aus. Derek seufzte. Er würde eher mit Hunden um Tischabfälle kämpfen, als sich vor irgendeiner doofen Frau zu verbeugen, die ihre verdammte Tür nicht alleine aufkriegt. Sie sagte etwas zu ihm, aber Derek hörte es zuerst gar nicht. Er war so sehr damit beschäftigt, sich zu überlegen, wie er William klarmachen würde, wohin er sich diesen Auftrag schieben könne.
    Dann hörte Derek den Namen Rachel Duncan. Das hörte sich bekannt an, und plötzlich wurde ihm klar, dass das die Frau war, die er bespitzeln sollte. Diese Erkenntnis machte ihn kein bisschen glücklicher, außer dass er jetzt jemanden hatte, dem er die Schuld geben konnte, nämlich ihr. Das war ihre Schuld. Sie war zu den Feinden

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