Dunkler Engel
Glücklicherweise befanden sich ihre Eltern gerade auf einem Kreuzfahrtschiff in Richtung Südpazifik.
»Dirty Martini«, sagte sie zu dem Barkeeper. »Ohne Eis und schon salzig. Und schmeißen Sie bitte noch eine extra Olive hinein.«
Rachel nippte daran und begann sich zu entspannen, aber es gelang ihr nicht, Derek vollständig aus dem Kopf zu kriegen. Rachel, ich muss mit Ihnen reden. Es ist wichtig. Warum? Worüber? Sie konnte sich nicht helfen, aber sie war neugierig. Sie sagte sich selbst, dass er ganz einfach ein wenig unheimlich war, aber das stimmte nicht. Er schien über irgendetwas aufrichtig und ernsthaft besorgt zu sein, und es war etwas, das mit ihr zu tun hatte. Eine Hand auf ihrer Schulter ließ sie aufspringen. »Hallo, mein Schatz.« Zanus begrüßte sie mit einem diskreten Kuss auf die Wange. »Entschuldige, dass ich dich erschreckt habe, aber du warst so in Gedanken versunken, das;; du mich nicht gesehen hast.«
»Tut mir leid«, sagte sie und errötete. Sie war sehr froh dass noch niemand auf die Idee gekommen war, Gedanken sichtbar zu machen, denn sonst hätte man ein lebensgroßes Bild von Derek gesehen.
»Wartest du schon lange?«, fragte er sie höflich. »Nein, ich habe mir gerade diesen Drink hier bestellt.« Zanus orderte einen Single Malt Scotch (den teuersten auf der Karte] und setzte sich auf den Stuhl neben Rachel.
»Also, wo sind die Damen?«
»Oh, sie haben sich offensichtlich ein wenig verspätet. Sollen wir nicht schon mal zu unserem Tisch gehen?«, fragte Rachel.
Kurz nachdem Rachel und Zanus sich gesetzt hatten, trudelten ihre Freundinnen ein. Kim war die Letzte und verärgert über ein Missgeschick in ihrer Firma. Rachel stellte Zanus allen vor, und dann lauschten sie Kims Geschichte.
Zanus war natürlich charmant. Plötzlich kam Rachel sich albern vor, weil sie Vorbehalte gehabt hatte, ihn ihren Freundinnen vorzustellen. Sie fühlten sich wohl in seiner Gegenwart. Er ermutigte sie zu plaudern und beantwortete ihre Fragen mit Charme und Witz, wobei er nichts von sich preisgab, aber den Eindruck vermittelte, dass er alles über sich erzählte. Rachel beobachtete ihn fasziniert.
Das Abendessen verlief reibungslos. Die Vorspeisen wurden serviert, und Lana verwohnte sie gerade mit einer Geschichte über eine ihrer Eroberungen, als Rachel auffiel, dass Zanus überhaupt nicht zuhörte. Er starrte über ihre Schulter hinweg zur Bar. Sie drehte sich um, damit sie sehen konnte, was ihn so interessierte, entdeckte aber nichts.
Sie nutzte eine intensive Unterhaltung zwischen Lana und Beth, beugte sich zu Zanus hinüber und fragte ihn leise: »Wen starrst du denn da an der Bar dauernd an? Ist es die Rothaarige mit den Beinen bis zum Kinn? Ich muss dich warnen - ich bin ganz schön eifersüchtig.«
Er schien über ihre Frage erstaunt zu sein, so als wäre ihm nicht klar, dass sein Starren so auffällig war. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich bin ja wohl hier derjenige, der eifersüchtig sein sollte. Dein neuer Portier steht nämlich an der Bar. Und erhört einfach nicht auf, dich anzustarren.«
»Was?«, sagte Rachel entsetzt. »Du musst dich irren.« Sie drehte sich noch einmal um, und dann sah sie ihn. Derek saß an der Bar und beobachtete sie.
»Was hat der denn hier zu suchen?«, fragte Rachel verwirrt.
»Das ist genau das, was ich auch erfahren möchte«, antwortete Zanus grimmig.
Rachels Freundinnen hatten ihre Unterhaltung unterbrochen und starrten zur Bar. Derek schien es nicht einmal peinlich zu sein, dass sie ihn entdeckt hatten. Er schaute nicht weg, sondern starrte sie weiter unverwandt an.
»Rachel, wer ist denn der neue Bewunderer?«, fragte Lana und zwinkerte Zanus zu. »Du solltest besser aufpassen. Er sieht unverschämt gut aus.«
Lana glaubte, dass man Lover auf Zack halten konnte, indem man den einen gegen den anderen ausspielte. Rachel hätte sie erwürgen können.
»Ach, das ist niemand«, sagte sie schwach. »Das ist nur der Portier in meinem Haus.«
»Rachel, ist das wirklich dein Portier?« Beth schnappte nach Luft.
»Wow! Der ist heiß.«
Zanus schaute Rachel anklagend an, so als wäre das irgendwie ihr Fehler. Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss.
»Ich weiß nicht, warum er hier ist. Er ist ein bisschen seltsam. Ich denke, er könnte ein Ausländer sein oder so was.« Sie hoffte, dass sie es dabei belassen würden, aber sie hätte es besser wissen müssen.
»Wirklich?«, fragte Kim interessiert. »Ich finde, er sieht schwedisch
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