Dunkler Engel
von hier verschwinden ...« Sie versuchte sich loszureißen.
Zanus' Griff um ihren Arm wurde fester, und Rachel stöhnte auf.
»Lass das«, sagte sie. »Du tust mir weh ...«
Dereks Hand kam von hinten, packte Zanus an der Schulter, wodurch sich sein Griff um Rachels Arm loste. Derek drehte Zanus herum, schmetterte ihm die Faust ans Kinn und schleuderte ihn auf einen Tisch. Die Leute, die dort saßen, sprangen auf. Der Tisch krachte unter Zanus zusammen. Gläser gingen zu Bruch, und Getränke wurden verschüttet. Jetzt war das ganze Restaurant in Aufruhr. Jemand rief, dass er über Handy die Polizei alarmieren würde.
»Hört damit auf, und zwar alle beide!«, schrie Rachel, deren Verlegenheit und Verwirrung sich in blanke Wut verwandelten.
Keiner der beiden Männer hörte sie. Zanus bemühte sich, wieder auf die Beine zu kommen. Derek stand mit geballten Fäusten über ihm.
Rachel war blind vor Wut. Bestürzt hörte sie dröhnende Schritte und Stimmen, die riefen: »Sanitäter! Lassen Sie uns bitte durch!«
Die Frau, die sich am Waschbecken aufgehalten hatte, stand jetzt neben ihr und wollte wissen, ob sie okay war. Auch ihre Freunde versammelten sich um sie.
»Rachel!« Kim schnappte nach Luft. »Was ist passiert?«
Beth stand hinter ihr, Lana auf der anderen Seite. Sie sprachen alle auf einmal.
»Wir wollten dich gerade suchen ...«
»Wir haben gesehen, wie der Typ da auf dich eingeredet hat...«
Schließlich drangen auch die Sanitäter zu ihnen durch. Zwei große Schlägertypen in Anzügen hielten Derek fest und drängten ihn zurück. Ein anderer großer Typ half Zanus eifrig wieder auf die Beine.
»Mr. Zanus! Sind Sie verletzt? Hat es Ärger gegeben?«
»Tut mir leid, Ralph«, sagte Zanus, während er ganz cool seine Krawatte zurechtrückte und Glasscherben von seiner Anzughose entfernte.
Na klar, dachte Rachel, jeder kannte ihn hier. Es sah so aus, als würde ganz Chicago ihn kennen.
»Dieser Mann dort hat diese Frau belästigt. Rachel, komm hierher«, befahl Zanus ihr bestimmt. »Erkläre du, was passiert ist.«
Rachel zog sich zwischen ihre Freundinnen zurück und versuchte zu verschwinden.
»Ich muss unbedingt hier raus«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Wenn mein Chef erfährt, dass ich in eine Schlägerei in einer Bar verwickelt war, bin ich erledigt. Mein Mantel. Ich habe meinen Mantel an der Garderobe abgegeben ...«
»Kommt schon!«, sagte Lana. »Mädels, auf in den Kampf!«
Sie bildeten einen Kreis mit Rachel in der Mitte und gingen schnell in Richtung Garderobe, die sich in der Nähe der Lobby befand.
Rachel bebte vor Wut. Sie wusste nicht, auf wenn sie wütender sein sollte: auf Derek, auf Zanus oder auf beide. Als sie mithilfe ihrer Freundinnen an der Garderobe ankam, zeigte Rachel auf ihren Mantel. »Das ist meiner. Würden Sie ihn mir bitte geben?«
Der junge Mann hinter dem Schalter hatte sich über den Tresen gelehnt und versuchte etwas zu sehen.
»Was ist denn da drinnen los?«, fragte er, bevor er sich umdrehte, um den Mantel vom Haken zu nehmen.
»Männer sind Idioten«, sagte sie kalt. Sie griff nach ihrem Mantel.
Der junge Mann hielt ihn fest. »Ihren Zettel bitte.«
Rachel öffnete ihr Portemonnaie, erinnerte sich aber dann, dass sie den Garderobenzettel Zanus gegeben hatte. Bei Dingen wie diesen war er immer sehr aufmerksam: Er war immer derjenige, der ihren Mantel holte, das Trinkgeld gab und ihr hinein half. Sie würde jetzt ganz sicher nicht zurückgehen und ihn kleinlaut nach dem Garderobenzettel fragen. Nicht nachdem er sich so benommen hatte.
»Verdammt noch mal!«, beschwor sie ihn. »Das ist mein Mantel! Ich muss es ja wohl wissen!« Das sollte sie tatsächlich. Er war brandneu, von Dolce und Gabbana, der letzte Schrei. Sie griff nach ihrem Mantel und versuchte ihn herauszuzerren.
»Wir haften dafür, junge Frau«, erklärte er und hielt ihn fest.
»Rachel, komm hierher!«, rief Zanus.
»Wow, er ist richtig wütend«, sagte Kim leise.
Die Sicherheitsbeamten hatten Derek fest im Griff. Sie führten ihn in Richtung Lobby, wo der Manager gerade telefonierte.
Wahrscheinlich mit der Polizei.
»Das ist ihr Mantel«, sagte Lana zu dem jungen Mann, der Dolce und Gabbana jetzt noch fester hielt.
Rachel schob die Tür, die sie von dem Garderobenraum trennte, auf. Der junge Mann ging einen Schritt zurück. Sie nahm ihren Mantel und trat ihm kräftig auf den Fuß, wobei sie ihm ihren Absatz so tief in den Spann drückte, wie sie nur konnte. Er
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