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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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erhob sich taumelnd vom Boden, strich über
seine eingequetschte Hand mit angstverzerrtem Gesicht. »Du kannst
alles von mir haben«, flehte er beschwörend, »alles,
was du willst. Ich kann dir helfen abzuhauen. Auch ins Ausland. Ich
habe Freunde, die mich unterstützen. Aber bring mich nicht um,
bring mich bitte nicht um.«
      Stammelnd redete er weiter, während Shane ihn
verächtlich musterte, und er verstummte schließlich
hoffnungslos. Shane stieß ihn grob auf die Tür zu.
»Wir machen jetzt eine kleine Fahrt«, sagte er rauh.
»Du sollst mit mir einen meiner Freunde besuchen. Einen sehr
guten Freund von mir, und ich glaube, gemeinsam wird es uns gelingen,
von dir die Wahrheit zu erfahren.«
      Als sie zu dem Wagen kamen, befahl Shane ihm, sich ans
Steuer zu setzen, und nahm selbst auf dem Beifahrersitz Platz. Eine
Zigarette zwischen den Lippen, beobachtete er Steele.
      Steele machte nicht den geringsten Versuch, sich zu
widersetzen, während er den Wagen durch die Vororte steuerte und
sie die Lichter der Stadt im Regen hinter sich zurückließen.
Er befolgte Shanes Anweisungen widerspruchslos, und als er vor ihrem
Ziel den Motor des Wagens abstellte, blieb er stumm hinter dem Lenkrad
sitzen und wartete auf weitere Befehle.
      Shane öffnete die Wagentür und zerrte ihn
mit sich hinaus. Gemeinsam stiegen sie die Stufen zur Haustür
hinauf. Steele sah gespenstisch aus. Seine Oberlippe war aufgeplatzt
und blutete stark, und sein Hemd war blutbefleckt. Der Ausdruck seiner
Augen war hoffnungslos. Er lehnte sich gegen die Hauswand, sein Atem
ging flach und unregelmäßig, und er wartete teilnahmslos,
als Shane auf den Klingelknopf drückte.
      Die Tür wurde geöffnet und warf durch den
Spalt einen gelben Lichtkeil ins Dunkle, und Charles Graham blickte in
die Nacht hinaus. Shane stieß Steele vor sich her ins Haus und
folgte ihm.
      Nur die Augen in Grahams verunstaltetem Gesicht
verrieten ein gewisses Erschrecken, dann schloß er schnell die
Tür hinter ihnen. »Shane!« rief er überrascht
aus. »Was ist denn geschehen. Ich dachte, du wärest mit dem
Zug unterwegs nach London.«
      Shane nickte grimmig. »Das haben sich sicher
eine Menge Leute gedacht, aber ich hatte andere Pläne.« Er
schob Steele weiter. »Ich brauche Antwort auf ein paar Fragen,
und dieser Saukerl hier wird sie uns geben.« Er wandte sich
Graham mit einem gezwungenen Lächeln zu. »Ich ziehe dich
nicht gern in diese Geschichte rein, Graham, aber ich brauche dringend
deine Hilfe. Können wir nach oben gehen?«
      Graham nickte. »Selbstverständlich, Shane.
Ich hoffe aber, daß du genau weißt, was du tust.«
      Er stieg ihnen voraus die Treppe zum Dachgarten
hinauf. Shane folgte ihm und schob Steele vor sich her. Der schwere
Duft der Orchideen und die schwüle Wärme wirkten
betäubend, und als sie in das weitläufige Gewächshaus
kamen, traten Shane dicke Schweißtropfen auf die Stirn und rannen
ihm in die Augen.
      Graham trug ein leichtes Nylonhemd und einen seidenen
Schal. Er wirkte entspannt und ausgeglichen, während er durch die
schmale Gasse zwischen den Pflanzen zum Ende des Dachgartens
vorausging. Er ließ sich auf der Kante des Tisches nieder und sah
ihnen entgegen. Sein zernarbtes Gesicht zeigte keinerlei Ausdruck, aber
seine Augen waren wachsam. »Nun gut«, begann er
herausfordernd, »ich nehme an, daß du Steele beschuldigen
willst, er hätte das Mädchen umgebracht, aber jetzt
würde ich gern von dir hören, wie du das beweisen
willst.«
      Shane lächelte flüchtig und griff nach einer
Zigarette. Er zündete sie an und stieß den Rauch
genußvoll aus. Er war völ lig entspannt und fühlte sich
seiner Sache sicher. Er schob die Hand in die Tasche und zog die
Pistole.
      »Aber ich bin ja gar nicht der Meinung,
daß Steele das Mädchen ermordet hat«, entgegnete er
lauernd. »Ich glaube vielmehr, daß du es gewesen
bist.«
      Irgendwo in der Ferne grollte bedrohliches Donnern,
und der Regen schwoll zu einem plötzlichen Guß an, der auf
das gläserne Dach des Gewächshauses trommelte. Grahams
Gesicht zeigte keinerlei Wechsel im Ausdruck an. Auch er zündete
sich eine Zigarette an, bevor er gelassen entgegnete: »Bist du
dir eigentlich im klaren darüber, was du da sagst?«
      Steele trat einen Schritt vor, und seine Stimme klang
schrill und krächzend vor Angst. »Ich hab' dich
gewarnt«, schrie er, »ich hab' dir gesagt, daß er
gefährlich ist.«
      Damit war Grahams eiserne

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