Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
und sah zum Fenster hinaus, als
Brown im Gang davonging. Er verspürte einen leichten Schmerz
hinter den Augen, und sein Magen krampfte sich zusammen, als ihm die
Bedeutung von Browns Worten bewußt wurde. Sie hielten ihn
für wahnsinnig. Alles war schon im voraus entschieden. Wenn er
lange genug leben würde, um vor Gericht gestellt zu werden,
würde es wahrscheinlich zum denkbar kürzesten Prozeß
kommen.
      Vor der Dunkelheit draußen spiegelte sich das
Abteil hinter ihm. Der Detektiv beobachtete ihn scharf, aber nach einer
Weile rutschte er auf der Sitzbank zur Seite und beugte sich über
das Schloß an der Tür.
      Shane nahm sich nicht einmal die Zeit, um zu
überlegen. Blitzschnell drehte er sich um und warf sich mit hoch
über dem Kopf geballten Fäusten vor. Gerade als der Detektiv
sich erschrocken zu ihm umdrehen wollte, schmetterte Shane ihm die
geballten Fäuste in den Nacken, und der Mann stürzte von der
Sitzbank hinab und wälzte sich auf dem Boden.
      Shane riß die Abteiltür zur Seite und trat
über den am Boden liegenden Detektiv hinweg in den Gang hinaus,
gerade in dem Augenblick, als noch ein paar Wagen entfernt Brown
auftauchte und mit einem erschreckten Aufschrei auf ihn zurannte.
      Shane taumelte durch den Gang vorwärts, bog um die Ecke
    bei der Toilette und stand vor einer Tür, vor welcher der
Griffbügel der Notbremse herabhing. Er zog mit aller Kraft daran,
und während die Bremsen quietschend einsetzten, packte er den
Griff der Waggontür und bemühte sich verzweifelt sie zu
öffnen.
      Sie klappte mit einem plötzlichen Ruck weit auf,
als der Fahrtwind sie zu fassen bekam. Einen Augenblick lang
zögerte er, strengte die Augen an, um die nächtliche
Dunkelheit zu durchdringen, versuchte, die Geschwindigkeit des Zuges
abzuschätzen. Hinter sich vernahm er einen Schrei, als Brown die
Ecke erreichte, und zögerte nicht länger. Als der Detektiv
versuchte, ihn von hinten an seiner Jacke zu packen, sprang Shane in
die Nacht hinaus.
      Er zog den Kopf tief zwischen die Schultern ein und
überschlug sich zweimal. Als er versuchte, auf die Füße
zu gelangen, wurde er von seinem eigenen Schwung fortgerissen und
stürzte vornüber aufs Gesicht. Hundert Meter weiter kam der
Zug langsam zum Halten, und während Shane sich mühsam
aufrichtete, hörte er durch die Nacht Rufe schallen und sah
Lichter den Gleisen entlang auf sich zukommen.
      In der Ferne konnte er in der Dunkelheit die Lichter
des Bahnhofs ausmachen, und dann wurde ihm mit einem gewissen Schock
bewußt, daß die gesamte Aktion kaum länger als eine
Minute gedauert haben konnte.
      Behutsam ertastete er sich den Weg über die
Schienen. Die spitzen Schottersteine bohrten sich schmerzhaft in seine
nur mit Strümpfen bekleideten Füße. Er kroch einen
Abhang hinauf, überkletterte einen knapp zwei Meter hohen
Bretterzaun und ließ sich auf der anderen Seite hinunterfallen.
Er befand sich in einer engen Gasse, die auf der anderen Seite von
einer niedrigen Häuserreihe begrenzt wurde, und begann zu laufen.
      Dem Anschein nach befand er sich in einem herunterge

    kommenen Slumviertel, und er hetzte vorwärts, bog wieder und
wieder um Ecken, bis ihm die keuchenden Lungen schmerzten und die Kehle
völlig ausgedörrt war.
      Er hatte Kopfschmerzen, und seine Füße
waren zerschunden und bluteten aus zahlreichen Schrammen. Von irgendwo
vor sich konnte er schwach Verkehrslärm hören, und er
vermutete, daß er sich dem Stadtzentrum näherte. An einer
Ecke hielt er schließlich an und sah sich ratlos nach allen
Seiten um, ungewiß, in welche Richtung er sich wenden sollte,
doch dann bog ein Wagen um eine Straßenecke und näherte sich
in seiner Richtung.
      In der Häuserwand auf der anderen Seite befand
sich eine schmale Öffnung. Shane überquerte die Straße
und sprang in Deckung, ehe der Wagen an ihm vorbeirauschte. Er wankte
weiter, die gefesselten Hände vor sich ausgestreckt. Hoch oben an
der Ziegelmauer befand sich eine Laterne, und aus der Ferne konnte er
den Verkehr auf einer stark befahrenen Straße hören.
      Er lehnte sich gegen die Ziegelmauer, seine
gequälten Lungen rangen nach Luft, und als er zu der Laterne
aufblickte, schien sie davonzuschweben, wurde kleiner und kleiner, bis
völlige Dunkelheit herrschte und er langsam an der Mauer entlang
zu Boden glitt und in Bewußtlosigkeit versank.

    15

      Tiefe Stille herrschte in der Sakristei, nachdem Shane
geendet hatte, und er starrte aus dem Fenster in

Weitere Kostenlose Bücher