Dunkler Rausch der Sinne
auszusetzen, und doch hatte sein eindrucksvoller Auftritt alle
im Raum Anwesenden zum Verstummen gebracht. Es waren Polizeibeamte,
Detectives, hartgesottene Männer, die an gefährliche Situationen gewöhnt
waren, und trotzdem brachte irgendetwas an Lucian sie aus der Fassung. Sie
bekam eine Gänsehaut. War sie Drake nur entkommen, um sich einer weit größeren
Bedrohung auszuliefern? Lucian hatte eindeutig genug Macht, um noch
gefährlicher als Drake zu sein. Was hatte sie nur an sich, das in den Männern
das Schlimmste zum Vorschein brachte?
Nichts, mein Engel. Du bist die
perfekte Frau für mich. Ich bin Karpatianer und kann niemals etwas anderes sein
als das, was ich bin.
Sie hob eine Hand, um ihr Haar glatt zu streichen, eine nervöse Geste,
die sie nicht unterdrücken konnte. Sie fühlte sich im Nachteil, weil sie so zerrauft
und mitgenommen war. Lucian nahm ihre Hand und zog sie an seine warmen Lippen.
Sein Blick ruhte ausschließlich auf ihr.
Lass es, meine kleine Liebste. Du bist wunderschön so. Das Eis in seinem Blick
verwandelte sich in heißes Verlangen, in unverhohlene Liebe, die er nicht vor
ihr verbergen wollte. Sehr sanft zog er sie an sich und legte einen Arm um ihre
Schulter.
»Ich danke Ihnen allen, dass Sie bemüht sind, Officer Montgomery zu
helfen, und versuchen, den Albtraum, der sie ein Leben lang verfolgt, zu
beenden. Sie sind ihr gegenüber alle sehr loyal, und das weiß ich ebenso sehr
zu schätzen wie Jaxon. Zögern Sie nicht, es uns zu sagen, falls wir irgendetwas
tun können, um eine derartige Loyalität zu vergelten. Barry Radcliff wird an
einem anderen sicheren Ort untergebracht, sowie er aus der Notaufnahme
entlassen wird. Sein Zustand ist stabil. Er hat einen ganz schönen Kampf
geliefert, bevor wir bei ihm waren. Wer ihn auch angegriffen hat, er muss uns
kommen gehört haben und weggelaufen sein. Er war verschwunden, ehe wir
Gelegenheit hatten, ihn zu fassen.«
Er beugte sich vor und küsste Jaxon auf ihren Scheitel. »Ich bringe
Jaxon jetzt nach Hause. Es ist beinahe Morgen, und sie ist völlig erschöpft.
Sie kann heute Abend wiederkommen, um ihren Bericht zu beenden. Die Ärzte haben
gesagt, dass sie sehr viel Ruhe braucht, und ich muss dafür sorgen, dass sie
sich an die Anweisungen hält. Ich bin sicher, Ihr Captain wird dafür
Verständnis haben.«
Einige Männer schnaubten verächtlich. »Verlassen Sie sich nicht drauf«,
meinte einer von ihnen. »Als besonders verständnisvoll kann man ihn eigentlich
nicht bezeichnen.«
Lucian lächelte höflich, aber seine Augen waren ausdruckslos und kalt,
als sie sich von Jaxon abwandten und auf den Sprecher richteten. »Er wird es
sein müssen.«
Harold Dawkins starrte Lucian herausfordernd an. »Jaxon, ich muss dich
kurz unter vier Augen sprechen. Sie verstehen schon, Mr. Daratrazanoff -
dienstlich.«
Lucian zuckte beiläufig die Achseln, während ein leichtes Lächeln um
seine Mundwinkel spielte. Statt den Zug von Grausamkeit in seinem Gesicht zu
mildern, ließ ihn das Lächeln noch herrischer, noch gefährlicher erscheinen,
wie einen Krieger aus grauer Vorzeit, wild und barbarisch.
Jaxon gab das Gefühl von Geborgenheit an Lucians Seite nur ungern auf,
um Dawkins quer durchs Büro zu folgen. »Was gibt's, Harold? Ich bin müde, und
wenn der Captain dafür kein Verständnis hat, kann ich da auch nichts dran
ändern.« Harold Dawkins arbeitete seit etlichen Jahren mit ihr zusammen. Er
stand kurz vor der Pensionierung und hatte Jaxon immer als eine Art Tochter
betrachtet.
»Wer ist dieser Bursche? Was weißt du über ihn? Er ist nicht einmal von
hier. Ich halte ihn für gefährlich, Jaxx. Das zeigt sich an der Art, wie er
sich bewegt, an seiner Haltung. Du durchschaust seinen europäischen Charme
nicht. Er könnte dich in irgendein fremdes Land bringen und dich an einem Ort
verstecken, wo dir niemand helfen kann. So etwas kommt oft genug vor.«
»Ganz im Ernst, Harold, ich glaube nicht, dass so etwas passieren
wird.« Jaxon musste ein Lachen unterdrücken, als sie dem älteren Mann liebevoll
den Arm tätschelte. Lucian sah tatsächlich wie jemand aus, der daran dachte,
sie in einen Harem zu entführen. »Ich bin nicht das hilflose Opfer, das sich
nicht zur Wehr setzen kann. Ehrlich gesagt, Lucian hält mich für ein bisschen
verrückt. Er findet, ich hätte ein wahres Waffenarsenal.«
»Ich wünschte, du würdest auf mich hören, Jaxx. Stürz dich nicht Hals
über Kopf in irgendwas rein. Nimm dir Zeit, bevor du dich auf
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