Dunkler Rausch der Sinne
sind
hoch oben in den Bergen. Ich kenne die Gegend sehr gut. Bevor wir in die Städte
gehen, suchen wir Karpatianer immer hoch gelegene Orte auf. Die Cascade
Mountains sind Feuer und Eis - ein perfekter Aufenthaltsort für solche wie
uns.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ich tue jetzt so, als hätte ich das
nicht gehört. Feuer und Eis? Das klingt in meinen Ohren nicht besonders gut.«
»Sollte
es aber. Die Worte beschreiben dich.«
»Stimmt
gar nicht!« Sie klang empört.
Er lachte leise, ein intimes und sehr verführerisches Lachen, das
sofort einen Hitzestoß durch ihren Körper jagte. »Gerade jetzt bist du Feuer,
meine kleine Liebste, und du bist Eis, wenn du ins Feuer gerätst.«
Sie errötete und wusste selbst nicht warum, es sei denn, wegen seiner
Stimme. Die Art, wie er sprach, sein fremdartiger Akzent, der samtweiche
Klang... all das gab ihr das Gefühl, die einzige Frau auf der Welt zu sein, die
einzige über viele Jahrhunderte hinweg. Es verriet sich in seiner Stimme, in
seinen Augen, in der Art, wie ihr Ausdruck im Handumdrehen von eisiger Kälte
zu schwelender Hitze umschlagen konnte. Er gab ihr das Gefühl, unendlich
begehrenswert zu sein. Er musste sie haben, musste mit ihr zusammen sein.
Alles, was sie sagte oder tat, war für ihn von größter Bedeutung.
Lucian beugte sich zu ihr, legte einen Arm um ihre Taille und zog ihre
schlanke Gestalt an sich. »Ich gebe dir dieses Gefühl, weil es tatsächlich so
ist, nicht weil meine Stimme verzaubern kann.«
Sie legte eine Fingerspitze an seinen Mund. »Du kannst verzaubern,
Lucian. Du bist reine Magie.«
Sein Körper verspannte sich vor
Verlangen, und zum ersten Mal hämmerte sein Herz so heftig in seiner Brust,
dass es wehtat. Er hatte etwas in ihrer Stimme gehört, das noch nie dagewesen
war. Sie sagte nicht, dass sie ihn liebte, weil sie es tief in ihrem Inneren
nicht glaubte. Mit ihrer Seele war sie an ihn gebunden; sie hatte keine andere
Wahl, als es zu akzeptieren. Ihr Körper schrie nach ihm; Lucian war sich der
Anziehungskraft zwischen ihnen durchaus bewusst. Aber er hatte einen langen
Kampf um ihr Herz erwartet.
Und doch war es da. Vier kleine Worte, die bedeutungslos hätten sein
sollen, und doch hörte er mehr heraus. Leise, scheu, fast ohne sich dessen
bewusst zu sein, was sie damit ausdrückte, hatte sie es ausgesprochen. Du bist reine Magie. In diesen Worten lag die
Bereitschaft, ihm ihr Herz auszuliefern.
Er hielt es ganz fest, dieses winzige Paket Hoffnung, und schloss die
Augen, um den Moment auszukosten. Er würde ihm für immer unvergesslich bleiben.
Jaxon mit ihrem lächerlichen Namen und der kleinen, zarten Gestalt und all dem
Mut lang vergessener Krieger.
»In
meiner Obhut bist du sicher«, murmelte er an ihre Schläfe.
Es machte sie glücklich, von ihm gehalten zu werden. Obwohl die Sonne
bald aufgehen würde, obwohl sie mitten in der Wildnis waren und von Feinden
gejagt wurden, fühlte sie sich völlig sicher und geborgen. Er hielt sie eine
Weile in den Armen, um sich in der kühlen Luft der Berge zu entspannen, bevor
sie den nächsten Abschnitt ihrer Reise antraten.
Kapitel
14
Die Aussicht war atemberaubend. Jaxon kauerte sich auf den flachen
Felsen und betrachtete den tosenden Wasserfall, der in einem weiß schäumenden
Schwall die Höhlenwand hinunterstürzte. Lucian hatte wieder Halt gemacht,
diesmal tief innerhalb der von Höhlen durchzogenen Berge. Sie befand sich
bereits unter der Erde, noch bevor sie Zeit hatte, an all die Schichten von
Granit und Lehm zu denken, die über ihr lagen.
Die Höhle war sehr groß, und die Seen, die sich tief unter den
Wasserfällen bildeten, verstärkten den Eindruck von ungeheurer Weite.
Kristalle hingen wie lange, funkelnde Speere von der Decke herab. Jaxon konnte
alles so klar und deutlich sehen, als wäre heller Tag. Sie war sehr müde, aber
auch sehr glücklich.
Während sie durch die Lüfte geflogen waren, hatte Jaxon es geschafft,
ohne Lucians Hilfe ihre Gestalt als Dunstschleier zu behalten. Er war geistig
mit ihr verbunden geblieben, hatte aber zugelassen, dass sie es war, die das
Bild in ihren Gedanken festhielt . Auf dem ersten Abschnitt ihrer Reise war sie
ängstlich gewesen und hatte ständig daran gedacht, was sie und Lucian taten. Es
schien völlig unnatürlich. Aber beim zweiten Mal hatte sie diese Art des Reisens
als zweckmäßig und viel einfacher empfunden, als sie zunächst geglaubt hatte.
Sie stellte fest, dass ihr Körper und ihr Geist entspannt
Weitere Kostenlose Bücher