Dunkler Rausch der Sinne
waren, während sie
gemeinsam durch die Lüfte zogen. Es war ermüdend, keine Frage, aber ihr fiel
auf, dass Fliegen wie jede andere körperliche Tätigkeit war: Es war nur ein
wenig Übung nötig, um es mühelos zu beherrschen. Jetzt hätte sie gern versucht,
sich in etwas anderes zu verwandeln. In einen Wolf, einen Vogel, was auch
immer.
Aber das alles konnte warten. Sie war sehr müde, und über der Erde
hatte sie gespürt, dass allmählich die Sonne aufging. Kurz bevor sie in der
Höhle gelandet waren, hatten ihre Augen zu brennen begonnen. Und das Verrückte
daran war, dass sie nur feiner Dunst gewesen war, weder Augen noch Haut hatte,
nichts, was die Sonne hätte berühren können. Trotzdem hatte sie es gespürt,
und es war alles andere als angenehm gewesen.
Sie setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf den großen, flachen
Felsen, von dem man eine Anzahl unterirdischer Seen überblickte. Links von ihr
erfüllte der Wasserfall die Höhle mit ohrenbetäubendem Tosen. Jaxon fiel es
zunehmend leichter, Geräusche von außen leiser werden zu lassen, und schaffte
es auch jetzt problemlos. Es tat gut, auf festem Boden zu sitzen, an einem Ort,
wo sie sich sicher fühlte und weit entfernt von den Strahlen der Sonne war.
Lucian setzte seine Schutzmaßnahmen in Kraft, um dafür zu sorgen, dass
sie ungestört blieben. Jaxon war sich nicht ganz sicher, wie er das anstellte,
aber sie wusste, dass er über genug Macht verfügte, um sie vor allem, was in
ihre Nähe kommen könnte, zu beschützen. Sie trommelte nervös mit den Fingern
auf den Felsen und wünschte, sie hätte ein Telefon in greifbarer Nähe.
»Warum?«
Der Klang seiner Stimme schreckte sie auf
Jaxon drehte sich um und sah, dass er auf sie zukam. Die Art, wie er
sich bewegte, nahm ihr den Atem. »Ich dachte, ich könnte kurz den Captain
anrufen und mich erkundigen, ob irgendwas passiert ist, seit wir aufgebrochen
sind.«
Seine Hand fand zielsicher zu ihrem Haar. »Du machst dir immer noch
Sorgen wegen Drake.« Seine Stimme war voller Mitgefühl.
Sie nickte. »Ich weiß, dass es wahrscheinlich am besten war, die Stadt
zu verlassen, vor allem, wenn wir tatsächlich verfolgt werden ... von
Vampiren.« Sie stolperte über das Wort, da ihr das Ganze immer noch wie etwas
aus einer Schauergeschichte vorkam. »Aber ich werde einfach das Gefühl nicht
los, die anderen im Stich gelassen zu haben.«
»Drake wird uns folgen, Liebes«, sagte er und strich mit den Fingern
sanft über die zarte Linie ihres Schlüsselbeins. »Es gibt für ihn keinen Grund
mehr, anderen etwas anzutun.«
»Ich wünschte bloß, ich könnte sicher sein, dass wir das Richtige
getan haben«, sagte sie bedrückt.
»Tritt mit mir in Verbindung«, forderte er sie mit leiser Stimme auf.
Jaxon zögerte einen Moment, aber nur deshalb, weil sein Geist ihr
mittlerweile so vertraut, so selbstverständlich geworden war, als wäre er ein
Teil von ihr selbst. Sie tauchte so oft in sein Denken, manchmal sogar, ohne
sich dessen bewusst zu sein. Es war beunruhigend, wie sehr sie es brauchte, ein
Teil von ihm zu sein.
Lucian wartete geduldig, ohne sie zu drängen, beobachtete sie einfach
aus seinen dunklen, unergründlichen Augen. Jaxon ließ zu, dass ihr Geist mit
seinem verschmolz. Sofort fühlte sie sich sicher, geborgen, geliebt. Sie
empfand ein Gefühl von Stärke und Selbstvertrauen. Das Gefühl, vollständig zu
sein.
Antonio P Alles in Ordnung bei dir?
Jaxon zuckte zusammen. Der geistige Weg, den Lucian benutzte, um mit
dem Mann Kontakt aufzunehmen, war ein ganz anderer als der, den er bei ihr
verwendete. Sie tastete nach Lucians Hand und schlang ihre Finger in seine.
Ja. Und bei Ihnen und der jungen
Dame?
Uns geht es gut, aber sie macht sich
Sorgen, ob Drake erneut zugeschlagen hat.
Hier ist alles ruhig und friedlich.
Ich halte mich eher bedeckt und rechne damit, dass er Ihrem Haus heute Abend
einen Besuch abstattet. Sagen Sie ihr, Sie braucht sich keine Sorgen zu machen.
Danke, Antonio. Einen schönen Tag
wünsche ich noch.
Jaxon musste darüber lächeln, wie höflich und altmodisch Lucian selbst
auf telepathischem Weg klang. »Kann er jederzeit Kontakt zu dir aufnehmen?«
Lucian schüttelte den Kopf. »Nein, obwohl ich sicher bin, dass ich
seine Unruhe spüren würde, wenn er in Lebensgefahr geriete. Seine Leute dienen
der Familie von Aidan Savage seit Hunderten von Jahren. Sie sind Menschen, aber
sehr versiert in den Mitteln und Wegen unseres Volkes. Soweit ich weiß, gibt es
nur
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