Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkler Rausch der Sinne

Dunkler Rausch der Sinne

Titel: Dunkler Rausch der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
Haus zu
verlassen. Jetzt, hier in der Küche, be- fasste er sich schließlich mit jenem
unbekannten Gefühl. Angst. Er hatte Angst um sie gehabt. Nicht Angst, dass Drake
sie finden würde, sondern davor, dass er sie würde benutzen müssen, um Drake
zu vernichten. Er wollte nicht, dass sie so etwas mit ansah. Angst. Angst, ein Vampir könnte
entdecken, dass sie den Schutzschild verlassen hatte, den Lucian um Haus und
Grundstück errichtet hatte. Angst. Noch nie hatte er dieses Gefühl am eigenen Leib
erfahren. Es war eine erschütternde Erfahrung gewesen.
    Lucian vergrub seine Finger in der weichen Fülle ihrer blonden Haare.
Sie legte erstaunt den Kopf zurück, als sich seine Faust plötzlich krampfhaft
um ihr Haar ballte, und schaute ihn fragend an. »Was ist los? Woran denkst du?«
Sein Gesicht war ausdruckslos und nichts in seinen Augen verriet, was in ihm
vorging, aber allmählich kannte Jaxon ihn. Dieses kleine, verräterische
Anzeichen innerer Anspannung sagte ihr, dass es nichts Angenehmes war, woran er
dachte. »Sags mir.«
    »Ich hatte Angst um dich. Vorhin, als du nicht im Haus warst.« Lucian
fand nichts dabei, ihr die Wahrheit zu sagen.
    Jaxon reagierte sofort, indem sie ihre Finger um sein kräftiges
Handgelenk schlang. »Du hast selbst gesagt, dass ich in Sicherheit war.«
    »Vor Drake ja. Vor ihm warst du sicher«, gab er zu, während er wie
gebannt auf ihre Hand starrte. Ihre Finger umschlossen sein Handgelenk nicht
einmal zur Hälfte, und doch hatte sie so viel Macht über ihn. »Drake kann dir
nichts antun.«
    »Er hat Macht, Lucian. Er könnte an Barry herankommen. Ich weiß, dass
du dich für unbesiegbar hältst, aber eine Gewehrkugel kann aus großer
Entfernung töten, und Drake ist ein hervorragender Scharfschütze. Er muss nicht
einmal in deine
    Nähe kommen.« Sie senkte den
Kopf. »Auf diese Weise kann Drake mir etwas antun, so wie er es immer getan
hat, über jemand anders, jemand, der mir etwas bedeutet. Deshalb möchte ich
nicht bei dir bleiben.«
    Er ertappte sich bei einem Lächeln. »Du entwickelst also Gefühle für
mich.«
    »Vergiss es bitte nicht«, ermahnte sie ihn. »Diese Suppe ist gut. Es
überrascht mich, dass du kochen kannst.« Sie wollte nicht näher beleuchten, was
er selbst aß oder nicht aß. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich zu
Tode zu erschrecken. Sie stand vorsichtig auf und trat ein Stück von ihm weg,
ein kleines, weibliches Manöver, das ihn insgeheim amüsierte.
    Alles, was sie tat, wirkte so auf ihn. Es erhellte sein Inneres,
erfüllte ihn mit Wärme, weckte in ihm den Wunsch zu lächeln. Mehr noch, er
musste tatsächlich lächeln. Er sah zu, wie sie sehr behutsam und sehr
hausfraulich Teller und Löffel abspülte.
    Jaxon fiel auf, dass er sie beobachtete. »Was ist?« Sie klang
abweisend.
    »Ich schaue dir gern zu«, gab er freimütig zu. »Es gefällt mir, dich
hier bei mir zu haben.«
    Sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sich über
seine Bemerkung freute. Vielleicht war sie einfach einsam. Vielleicht war sie
viel zu empfänglich für seine schönen Augen. Seine Stimme. Oder seinen Mund.
Vielleicht lag es aber auch daran, dass er umwerfend war. Sie seufzte laut.
»Ich gehe nach oben und ruhe mich eine Weile aus. Das Leben mit dir ist zu
aufregend für mich.«
    Lucian nahm ihr Gewehr und folgte ihr die Treppe hinauf. »Dieses Ding
wiegt fast soviel wie du, Jaxon.«
    »Du hast gesagt, du wusstest, dass ich nicht im Haus war«, sagte sie
plötzlich nachdenklich, ohne auf seinen Scherz einzugehen. »Warum habe ich
nicht gemerkt, was du machst?«
    »Du hast nicht geschaut.«
    Sie warfeinen Blick über die Schulter und sah ihn aus ihren großen
Augen ratlos an. »Geschaut? Wohin?«
    »In meinen Geist.« Seine Stimme war völlig ausdruckslos. »Ich bleibe
ein Schatten in deiner Gedankenwelt. Abgesehen von der Tatsache, dass es besser
ist, wenn ich weiß, was du gerade machst, ist es für uns beide und für unser
Wohlergehen notwendig, ständig in Berührung zu bleiben.«
    »Weißt du, Lucian, wenn ich nur einen Funken Verstand hätte, würde ich
mich nicht so leicht von dir ködern lassen. Du wirfst diese beiläufigen
Bemerkungen hin, und jedes Mal siegt bei mir die Neugier.« Sie warf ihre Messer
und Pistolen auf die Kommode, zog ihre Mütze aus der Tasche und legte sie oben
auf den Stapel.
    Lucian beobachtete sie aus halb geschlossenen Augen. Ein kleines
Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Du bist ja ein wandelndes

Weitere Kostenlose Bücher