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Dunkler Rausch der Sinne

Dunkler Rausch der Sinne

Titel: Dunkler Rausch der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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schon ganz
und gar herangewachsen und ausgereift? Ein erschreckender Gedanke.«
    »Ich hoffe, du glaubst nicht im Ernst, ich würde dir gehorchen«, sagte
Jaxon leise, aber mit Nachdruck. Sie beugte sich vor. »Das tust du doch nicht,
oder?«
    Er hob mit jener beiläufigen Anmut, die ihr regelmäßig den Atem nahm,
die Schultern. »Ich musste es nie öfter als einmal verlangen.«
    Sie setzte sich auf und runzelte die Stirn. »Was soll das heißen? Du
würdest es nicht wagen, mich mit deiner infamen Stimme zu manipulieren!«
    Er blickte auf und hielt ihrem Blick unbewegt stand. »Du würdest es
nicht wissen, wenn ich es täte, oder?« Seine Stimme war sehr, sehr leise.
    Jaxon sprang auf den Boden. Sie konnte es sich nur mit Mühe verkneifen,
ihm einen Tritt ans Schienbein zu versetzen. »Mir reicht's! Weißt du, es ist
schließlich nicht so, dass du mich bittest, eine schrullige Tante von dir oder
etwas in der Art zu akzeptieren. Du bist nicht unbedingt der ganz normale
Durchschnittsverlobte. Ich werde mich deinetwegen nicht ändern. Ich habe mich
in meinem Department hochgearbeitet, weil ich meinen Job gut mache. Sehr gut
sogar. Hab gefälligst etwas Respekt vor mir.«
    Er rührte die Suppe um, ohne eine Miene zu verziehen. »Du glaubst, ich
hätte keinen Respekt vor dir und all den Dingen, mit denen du in deinem Leben
fertig werden musstest? Das kannst du unmöglich glauben. Dein Zorn ist
unbegründet, Jaxon. Ich kann auch nichts daran ändern, wer ich bin. Es ist
meine geschworene Pflicht, für dich zu sorgen. Es war mir noch vor meiner
Geburt bestimmt. Glaubst du, daran ändert sich etwas, weil du eine Sterbliche
bist?«
    »Ach Gott, schon wieder der Quatsch mit den Sterblichen. Zumindest hat
dich tatsächlich irgendjemand zur Welt gebracht. Das ist echt beruhigend.« Sie
fuhr sich mit einer Hand durch ihr Haar. »Schau mich an, Lucian.«
    Auf ihren Befehl hin drehte er sich folgsam um. Sie studierte forschend
sein Gesicht, betrachtete ausgiebig seine sinnlichen Züge, bevor ihr Blick
nachdenklich auf seinen schwarzen Augen verharrte. »Ich würde es wissen. Du
würdest nicht einmal versuchen, so etwas vor mir zu verbergen. Du würdest
Schuldgefühle haben.«
    »Ich würde keineswegs Schuldgefühle haben, wenn ich dich zwinge, auf
dein Wohl zu achten, mein Engel. Mach nicht den Fehler, mich zu hoch
einzuschätzen. Mir wäre nicht wohl dabei, Dinge vor dir zu verheimlichen, das
stimmt. So etwas darf es zwischen Lebensgefährten nicht geben. Wie auch immer,
du brauchtest nur meinen Geist zu erforschen.«
    Jaxon musste bei der Vorstellung unwillkürlich lachen. »Ich begreife
nicht einmal annähernd, was du mir erzählst, und ich habe bestimmt nicht vor,
durch ein Gehirn zu wandern, das mehrere hundert Jahre alt ist. Das hieße, das
Unheil herausfordern. Wie kommt es übrigens, dass du so ... na ja, modern klingst, wenn du
in Wirklichkeit uralt bist?«
    Lucian wandte sich wieder der Suppe zu. »Das ist nicht schwer. Ich
lerne schnell und füge mich leicht in eine neue Umgebung ein. Das ist
erforderlich, wenn man nicht auffallen will. Setz dich an den Tisch.«
    Sie klopfte mit dem Fuß auf den Boden. »Bei dem Geruch wird mir nicht
übel. Das liegt an dir, stimmt's? Du machst irgendwas, damit ich Essen riechen
kann, ohne dass mir schlecht wird.«
    »Ja.« Er sah keinen Grund, es zu leugnen. »Du musst etwas essen. Ich
will nicht für dich die Entscheidung treffen, dich umzuwandeln, nur weil du
keine Nahrung zu dir nehmen kannst. Das wäre nicht richtig.«
    Dich umzuwandeln. Jaxon suchte sich einen Stuhl und ließ sich ziemlich
abrupt darauf fallen. Warum klang das, als käme es direkt aus einer
Vampirgeschichte? Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Genug davon! Denk nicht
dran und sprich es nie wieder aus. An die Sache mit den Jahrhunderten gewöhne
ich mich allmählich, aber das mit dem Umwandeln ist einfach zu viel.«
    Lucian stellte ihr einen Teller Suppe hin. Sein Geist, der mit ihrem
verbunden war, übernahm das Kommando. Er baute in ihr ein Hungergefühl auf, die
Vorstellung, dass die Brühe köstlich roch und sie etwas davon essen wollte. Er
befahl ihrem Körper, sich nicht dagegen zu sträuben, und verstärkte den Befehl
mit ein wenig Druck, damit es keine Probleme gab. Sehr sanft legte er eine Hand
auf ihre Schulter. Er brauchte den körperlichen Kontakt zu ihr.
    Nicht ein einziges Mal hatte er sich gestattet, das auszudrücken, was
er empfunden hatte, als ihm klar wurde, dass sie im Begriff war, das

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