Dunkler Rausch der Sinne
zufügen.«
»Wenn du wusstest, dass ich außerhalb des Hauses und auf der Suche nach
Drake war, hattest du keine Angst, ich könnte mit ihm zusammenstoßen?«, wollte
sie wissen. Ein Mann wie Lucian hätte ihren Schutz verstärkt, wenn er es
wirklich ge- wusst hätte.
Ein schwaches Lächeln nahm seinem Mund den leichten Zug von
Grausamkeit. »Ich hätte ihn aus der Ferne vernichtet. Ich bin in deinem Geist,
Liebes. Ich kann mit deinen Augen sehen. Alles, was ich sehe, kann ich
zerstören. Wenn ich Verbindung zu einem Menschen aufnehme und er meine Stimme
hört, kann ich ihn zerstören. Wie gesagt, ich verfüge über gewisse Fähigkeiten.«
Sie lag ruhig in seinen Armen und versuchte zu verarbeiten, was er ihr
erzählte. »Lucian, wie ist das alles möglich? Wie kann es jemanden wie dich all
diese Zeit geben, ohne dass irgendwer etwas davon weiß?«
»Es gibt einige, die über uns Bescheid wissen. Wir stammen aus den
Karpaten und bezeichnen uns selbst als Karpatianer. Es gibt Menschen, die uns
jagen, die unseren Tod wollen, und Wissenschafter, die uns gern in einem Labor
auseinandernehmen würden. Sie haben Angst, wir könnten Vampire sein, und obwohl
es nur wenige von uns gibt, fürchten sie unsere Macht.«
»Du
jagst mir eine Todesangst ein.«
»Nein. Es fällt deinem Verstand schwer, die Unterschiede zu
akzeptieren. Verwechsle das nicht mit Angst vor mir. Du weißt, dass ich dir nie
etwas tun würde. Es ist mir unmöglich, dir Schaden zuzufügen. Du bist mein
Herz und meine Seele, die Luft, die ich atme. Du bringst Licht in die
furchtbare Dunkelheit meiner Seele.« Er nahm ihre Hand und führte sie an seine
warmen Lippen. »In manchen Augenblicken habe ich das Gefühl, du könntest alle
fehlenden Teile meiner Seele finden und sie wieder zusammensetzen.«
»Siehst du mich wirklich so, Lucian?« Jaxons große Augen blickten in
die dunklen, leeren Tiefen seiner Augen.
»Ich sehe dich so, wie du bist, Jaxon«, sagte er leise. »Ich brauche
dich. Niemand sonst auf der Welt braucht dich so, wie ich dich brauche - um zu
leben, zu atmen. Du bist mein Lachen und, wie ich fürchte, meine Tränen. Du
bist mein Leben.«
»Du kannst nach so kurzer Zeit unmöglich so für mich empfinden. Du
kennst mich überhaupt nicht.«
»Ich war viele Male in deinem Geist, Jaxon. Wie könnte ich dich nicht
kennen? Du hast mein Herz bereits erobert. Ich bin es, der einen Weg finden
muss, damit du mich trotz all meiner Sünden liebst.«
»Sind es denn so viele?«, fragte sie leise. Mit seinem Geständnis
verwirrte er sie völlig. Er wirkte so unabhängig und in sich selbst ruhend. Wie
konnte er jemand anders brauchen, insbesondere jemanden wie sie mit all ihren
Problemen?
»Meine Seele hat so viele dunkle Flecken, meine Liebste, dass es kaum
möglich ist, sie je wieder reinzuwaschen. Ich bin ein düsterer Racheengel. Ich
habe meine Pflicht Jahrhunderte lang erfüllt und kenne keine andere Art zu
leben.«
»Schon wieder dieses Wort. Jahrhunderte.« Ein schwaches Lächeln verscheuchte die Schatten von
ihrem Gesicht. »Wenn du so ein furchtbares, finsteres Wesen bist, warum spüre
ich dann nichts Böses in deiner Nähe? Ich weiß, ich habe nicht deine« - sie
zögerte einen Moment, weil sie das richtige Wort nicht gleich fand - »Gaben,
aber ich habe ein inneres Radarsystem für alles Böse. Ich spüre es sofort.
Deine Seele kann nicht pechschwarz sein, Lucian.«
Er bewegte sich. Es schien nur ein leichtes Beben seiner Muskeln zu
sein, aber er stand mühelos mit Jaxon in den Armen auf. »Du musst essen, meine
Kleine. Du schwindest vor meinen Augen dahin.«
»Du trägst mich so oft herum, dass ich dachte, es wäre dir ganz recht,
wenn ich nicht zu viel wiege.«
Lucian setzte sie auf die Anrichte. »Du willst mir doch nicht etwa
erzählen, dass du nichts isst, weil du Angst hast, ich könnte dich nicht mehr
heben.«
Sie überkreuzte ihre Beine und zog eine Augenbraue hoch. »Ich habe mir
eigentlich eher Sorgen um deinen Rücken gemacht.« Sie versuchte, nicht auf das
Spiel seiner Muskeln unter der dünnen weißen Seide seines Hemdes zu achten.
Er lachte leise über ihre freche Bemerkung und fing an, die Zutaten für
eine Suppe zusammenzustellen. »Du wirst mir nicht wieder ungehorsam sein,
Jaxon, nicht, wenn es um Fragen der Sicherheit geht.«
»Ungehorsam? Interessantes Wort. Ich glaube, als erwachsene Frau ist
mir die volle Bedeutung dieses Wortes nicht ganz klar.«
»Erwachsene Frau. So nennst du dich also? Du denkst, du bist
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