Dunkler Rausch der Sinne
gesagt, dass es nicht direkt in der Erde
ist. Meine Schlafkammer befindet sich unter dem Keller, aber nicht im Erdreich.«
»Wenn
ich aufwache, kann ich einfach rausgehen? Ich glaube nicht, dass ich an
Klaustrophobie leide, aber ich mag es gar nicht, irgendwo eingesperrt zu sein.«
»Ich
kann dir den Weg zeigen. Aber du darfst nicht denken, dass ich tot bin, Jaxon.
Wenn du vor mir aufwachst, bevor die Sonne untergeht, könnte dir deine
Phantasie einen Streich spielen. Ich werde wie tot aussehen und mich wie ein
Toter anfühlen. Du darfst dich nicht von deiner Vorstellungskraft dazu
verführen lassen, Dummheiten zu machen. Lebensgefährten setzen ihrem Leben
manchmal lieber ein Ende, statt allein zu bleiben, nachdem sie an einen
anderen gebunden waren. Du musst mir versprechen, dass du das Haus nicht
verlässt, wenn du aufwachst, und wenn es unerträglich wird, rufst du in der Art
deiner Leute laut nach mir.«
»Du kannst mich hören, auch wenn dein Herz und deine Lungen nicht
arbeiten?«
»Die meisten können es nicht. Aber ich bin nicht wie die meisten. Wenn
du leidest und nach mir rufst, werde ich dich hören.«
»Dann
gehen wir jetzt.« Sie klang sehr entschlossen.
»Bist
du sicher, dass du es willst? Es ist nicht nötig.«
»Doch, ist es. Du brauchst Schlaf und Ruhe, damit du genug Kraft für
all die bizarren Dinge hast, die du machst. Ich gewöhne mich allmählich daran,
und es würde mir fehlen, wenn du es nicht mehr könntest.«
Lucian hob sie mühelos auf, während er sich direkt vom Bett in die Luft
erhob, und barg sie in seinen Armen. »Mach die Augen zu, mein Engel. Du weißt,
wie sehr du meine Art der Fortbewegung ablehnst.«
»Die
Sache mit dem Turboantrieb.«
»Genau.«
Seine Stimme war unendlich zärtlich.
Sie schloss die Augen und kuschelte sich enger an ihn. Ihr Herz
hämmerte laut. Ein Rauschen von Wind, das Gefühl, sich durch Zeit und Raum zu
bewegen, und schon waren sie auf verschlungenen Wegen zu seiner Schlafkammer
tief unter dem Haus gelangt.
Als er sie auf das Bett legte, schaute sich Jaxon ehrfürchtig um. Die
Kammer war schön, ganz und gar nicht wie die Höhle, die sie sich vorgestellt
hatte. Es war ein Raum mit Möbeln und Kerzen und Kristallen, in denen sich die
flackernden Flammen brachen und die faszinierende Schatten an die Wände warfen.
Der Duft in dem Raum wirkte beruhigend, und Jaxon stellte fest, dass sie ohne
Angst neben ihm liegen konnte.
Lucian beugte sich vor und zog
mit einem Finger die geliebten Linien ihres Gesichtes nach. »Schlaf gut, mein
Engel. Wenn du träumst, dann nur von mir.« Er neigte den Kopf und fand ein
letztes Mal die seidige Hitze ihres Mundes, um seinen Anspruch, für sie beide
die Erde erbeben zu lassen, unmissverständlich klar zu machen. Noch während er
den Kopf hob, rief er den Schlaf herbei, einen tiefen, ungestörten Schlaf, bis
die Sonne am Horizont versank.
Erst nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Schutzmechanismen
aktiviert waren, und er den Wölfen aufgetragen hatte, den Besitz zu bewachen,
ließ er zu, dass der Atem aus seinem Körper entwich und sein Herz zu schlagen
aufhörte.
Kapitel
7
Jaxon musste sich durch Schichten von dichtem Nebel kämpfen, bevor sie
mit hämmernden Schläfen und einem flauen Gefühl in der Magengegend zu sich kam.
In Lucians Schlafkammer war es so dunkel, dass sie nicht feststellen konnte,
ob es Tag oder Nacht war. Kein Lichtstrahl drang durch die dicken Mauern. Sie
lag ganz still, tief unter der Erde, und versuchte sich darüber klar zu werden,
was gerade vorging. An ihrer Seite konnte sie Lucian fühlen. Sein Körper war
kalt, und kein Herzschlag war zu spüren, kein Heben und Senken seiner Brust.
Es war gruselig, dort neben ihm zu liegen und zu wissen, dass er nicht einmal
atmete.
Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, an der Möglichkeit, er könnte
tot neben ihr liegen, zu ersticken, aber etwas Ähnliches hatte er ihr
vorhergesagt, und sie zwang sich, die plötzliche Panik in ihrem Kopf mit
logischem Denken zu verdrängen. Was hatte sie geweckt? Sie wusste instinktiv,
dass sie von Lucian programmiert worden war, nein, den Befehl bekommen hatte, nicht vor ihm
aufzuwachen.
Sie brauchte ein paar Minuten, um den Nebel abzuschütteln. Ihre
Kopfschmerzen ließen sich allerdings nicht vertreiben, ebenso wenig das Gefühl,
dass die Luft zu dick zum Atmen war. Sie setzte sich auf und strich ihr dichtes
Haar zurück. Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Sie presste
Weitere Kostenlose Bücher