Dunkler Rausch der Sinne
Engel. Ich spreche lediglich eine Tatsache aus, an
die ich mich erst gewöhnen musste.«
»Hochgewachsen? Elegant? Was soll das heißen? Was meinst du mit
elegant? Dass ich klein bin, heißt noch lange nicht, dass ich nicht elegant
sein kann. Ich trage Jeans, weil sie mir gefallen und weil sie bequem sind.
Langes schwarzes Haar mag ja sehr schön sein - bei dir zum Beispiel -, aber
blond ist auch nicht verkehrt. Oder kurzes Haar. Es ist einfach praktischer.«
Sie klang sehr aufgebracht.
Seine Hand fuhr durch ihr Haar. Er hebte ihr Haar, die seidigen,
wilden Strähnen, die wirr in alle Richtungen standen. Er ertappte sich bei
einem Lächeln. Jaxon kümmerte es nicht, dass die Frauen seiner Rasse in
Sicherheit blieben, während ihre Männer auf die Jagd gingen. Es störte sie,
dass er sie als groß und elegant mit langem, schwarzem Haar beschrieben hatte.
Das fand er ziemlich amüsant. Jaxon war Jaxon, ein kleines Energiebündel, das
gewillt war, es mit der ganzen Welt aufzunehmen. Niemand würde etwas daran
ändern, schon gar nicht ihr Lebensgefährte. Man musste sie so akzeptieren, wie
sie war.
Lucians Entscheidung, aus ihr möglichst schnell endgültig eine
Karpatianerin zu machen, hatte auf seiner Kenntnis ihres Charakters beruht. Es
war die einzige Möglichkeit, sie vor Unheil zu bewahren. Er würde schlafen,
wenn sie schlief; er würde über jeden ihrer Schritte Bescheid wissen. Er würde
in ihr, bei ihr sein, wenn irgendetwas oder jemand sie bedrohte. Es war der
einzige Weg, der ihm offenstand, wenn er wollte, dass sie die blieb, die sie
war, und doch könnte seine Entscheidung dazu führen, dass sie ihn
verabscheute.
»Was ist los, Lucian? Tut es
dir Leid, dass du mit mir geschlafen hast?« Jaxon war plötzlich verunsichert.
Sie hatte nicht genug Erfahrung, um beurteilen zu können, ob es ihm gefallen
hatte. Sie glaubte es, aber sicher war sie sich nicht. Er war unglaublich
leidenschaftlich. Vielleicht hatte sie seinen Hunger nicht stillen können.
Schließlich gehörte er einer ganz anderen Spezies an.
»Wie könnte ich je etwas bedauern, dass ich mir mehr als alles andere
gewünscht habe? Nur zu deiner Information, mein Engel, ich habe vor, noch ein
paar Mal mit dir zu schlafen, ehe die Nacht vorbei ist. Und niemand sonst
könnte mich je befriedigen. Für mich gibt es nur dich, keine andere Frau,
niemals. Ich will weder Eleganz noch langes schwarzes Haar. Ich finde sehr viel
Gefallen an deinem blonden Schopf und deinem kleinen, perfekten Körper. Du
wirst mich nicht so schnell los.«
Jaxon lächelte und legte den Kopf wieder an seine Brust. Tief in ihrem
Inneren, wo sie sich eben noch so wohlgefühlt hatte, spürte sie jetzt ein
leichtes Ziehen ihrer Muskeln. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und lag ganz
still da, um zu überlegen, was davor sich ging. War das normal? Es fühlte sich
an, als ob es Krämpfe wären ... nein, schlimmer als Krämpfe, eher so, als würde
sich etwas Lebendiges in ihrem Körper bewegen und sich auf jedes Organ
ausbreiten.
Lucians Hand in ihrem Nacken löste die Spannung in ihren plötzlich
verkrampften Muskeln. Er war sehr still, als ob auch er spürte, dass etwas
nicht in Ordnung war. Er fragte sie nicht, was es war. Er sagte überhaupt
nichts. Er hielt sie einfach in seinen Armen, schützend und besitzergreifend.
Kapitel 8
Jaxon lag regungslos in Lucians
Armen und schaute ihn aus weit aufgerissenen dunklen Augen an. Aus gequälten,
erschrockenen Augen. »Mir ist plötzlich furchtbar elend.« Sie setzte sich
abrupt auf und versuchte vergeblich, ihn ein Stück zur Seite zu schieben. Das
schreckliche Brennen in ihrem Bauch wurde von Sekunde zu Sekunde stärker und
breitete sich wie ein Feuer in ihrem ganzen Körper aus. »Lucian, irgendetwas
stimmt nicht!« Sie langte nach dem Telefon, das auf einem kleinen Beistelltisch
stand.
Lucian beugte sich über sie und nahm ihr den Hörer aus der Hand. »Das
ist die Umwandlung, die sich in dir vollzieht.« Wieder klang seine Stimme
völlig ausdruckslos. »Dein Körper muss sich von seinen menschlichen Giftstoffen
befreien.« Er sagte es ruhig, fast beiläufig.
Jaxon wich abrupt vor ihm zurück und starrte ihn entsetzt an. Sie
presste beide Hände auf ihren Bauch. Es fühlte sich an, als würde jemand eine
Fackel an ihre Innereien halten. »Was hast du getan, Lucian? Was hast du mit
mir gemacht?«
Feuer schoss durch ihren Körper, ihre Muskeln verkrampften sich, und
sie spürte, wie sie hilflos zurücksank und von einer Art
Weitere Kostenlose Bücher