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Dunkler Rausch der Sinne

Dunkler Rausch der Sinne

Titel: Dunkler Rausch der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Anfall geschüttelt
wurde. Lucian war bei ihr und hielt sie fest umschlungen, während sich sein
Geist mit ihrem vereinte und er den furchtbaren Schmerz, der sie in Wellen
überfiel, mit ihr teilte. Jaxon konnte sich nur verzweifelt an ihn klammern,
eine hilflose Beute der Qualen, die ihren Körper folterten.
    Es schien Stunden zu dauern,
doch es vergingen nur Minuten. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer
Haut, und sie fühlte sich noch elender als vorher und völlig ausgelaugt. »Das
Feuer, Lucian. Ich halte das Feuer einfach nicht aus. Es tut weh. Alles tut
weh.« Sogar ihre Augen taten weh.
    Er machte eine Handbewegung und die Flammen im Kamin erloschen. Eine
kühle Brise wehte durch den Raum und streichelte ihre Haut. Jaxons Fingernägel
bohrten sich in seinen Arm. Es fing wieder an. Er konnte es spüren, als der
wachsende Schmerz ihr Inneres packte. Lucian war entsetzt, wie heftig die
Krämpfe waren, die ihren zarten Körper schüttelten. Wenn er sie nicht ganz fest
in den Armen gehalten hätte, wäre sie auf dem Boden aufgeschlagen. Der zweite
Anfall war schlimmer als der vorige, und ihre Muskeln schnürten sich unter
ihrer Haut schmerzhaft zusammen. Sie versuchte seinen Namen zu sagen, ihn zu
flüstern, wie sie es tat, wenn sie einen Halt brauchte, aber kein Laut kam aus
ihrer Kehle, nicht einmal ein Krächzen. Innerlich schrie sie nach ihm.
    Lucian war bei ihr, in ihrem Körper wie in ihrem Geist. Er verließ
seinen eigenen Körper, um ganz bei ihr zu sein. Ihre Organe formten sich um;
ihr Gewebe und ihre Zellen nahmen eine andere Gestalt an. Er versuchte alles,
was in seiner Macht stand, um ihre Schmerzen zu lindern, aber Jaxon war sehr
zart und sehr klein, und die Heftigkeit der Anfälle erschütterte ihren Körper
und dehnte ihre Muskeln. Er atmete mit ihr, für sie. Er hielt sie fest, als ihr
Körper sich seiner menschlichen Überreste entledigte und sie sich immer wieder
übergeben musste. Er wusch ihr die Blutstropfen vom Gesicht ab, die sie auf
ihrer Stirn ausschwitzte, und wiegte sie in seinen Armen, wenn der Schmerz
wieder verebbte.
    Jaxon lag regungslos da, um ihre Kräfte zu schonen. Sie wehrte sich
nicht mehr gegen den Schmerz, und ihr Denken war wie ausgelöscht. Ihre Augen
weiteten sich, und sie starrte ihn hilflos, hoffnungslos an, wenn der nächste
Anfall sich ankündigte. Lucian hörte sich selbst halblaute Flüche in der
uralten Sprache seines Volks ausstoßen. Erwartete, bis er sicher sein konnte, dass
das Erbrechen vorbei war und die letzten Giftstoffe aus ihrem Körper
ausgeschieden waren, bevor er ihr den Befehl zum Schlafen erteilte.
    Sowie sie eingeschlafen war, reinigte er sie behutsam und entfernte
alle Anzeichen ihrer Qualen aus dem Zimmer. Sanft hob er sie auf und legte sie
an seine Brust. Sie fühlte sich so leicht und zart an, und ihre Knochen
schienen sehr zerbrechlich. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, als er
spürte, dass Tränen unter seinen Lidern brannten. Vorsichtig trug er sie durch
den Keller in seine Schlafkammer und legte sie ins Bett. Unter der Decke, die
er sorgsam über sie zog, sah sie wie ein kleines Kind aus.
    Lucian setzte sich zu ihr und sah sie lange Zeit versonnen aus dunklen
Augen an. Wenn sie aufwachte, würde sie durch und durch Karpatianerin sein und
Blut brauchen, um am Leben zu bleiben. Sie würde nicht bei Sonnenschein
ausgehen können, da ihre Haut und ihre Augen nun viel zu empfindlich gegen das
grelle Licht waren. Würde sie ihn voller Abscheu, mit Widerwillen betrachten?
    Er wartete eine weitere Stunde, um sicherzugehen, dass sie ruhig und
friedlich schlief, bevor er ging. Er zog sich an, während er die Treppe hinauf
und durch das Haus schwebte. Die Nachtluft war kühl und klar und der Wind blies
frisch über sein Gesicht. Lucian atmete ihn ein und mit ihm die Geschichten,
die er erzählte. Mit drei schnellen Schritten erhob er sich in den Himmel und
näherte sich mit mächtigen Flügelschlägen dem Herzen der Stadt. Er brauchte
genug Blut für sie beide. Seine Beute würden die nächtlichen Übeltäter sein,
die auf der Suche nach Opfern durch die Stadt streiften und sich im Schutz der
    Dunkelheit sicher fühlten. Er
aber konnte sie genauso deutlich sehen, als würde die Sonne strahlend hell am
Himmel stehen.
    Er landete auf dem Bürgersteig und wechselte mühelos und ohne den
kleinsten Fehltritt zum Gehen über, ein großer, elegant gekleideter Mann in
einem dunkelgrauen Anzug. Er sah sehr reich aus und passte ganz und gar nicht
in

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