Dunkler Rausch der Sinne
ich glaube, muss ich vielleicht handgreiflich
werden.«
Sie tat es schon wieder, lehnte es ab, sich mit etwas zu befassen, auf
das sie geistig nicht vorbereitet war. Stattdessen strich ihr Zeigefinger
zärtlich über seinen Mund. »Schau nicht so sorgenvoll, Lucian. Ich bin nicht
aus Porzellan. Ich zerbreche schon nicht. Du machst ein Gesicht, als wäre
Weltuntergang. Obwohl ich dir sagen muss, dass es höllisch wehgetan hat und ich
mich möglicherweise rächen muss, wenn ich mich ein bisschen kräftiger fühle.«
»Ich liebe dich, mein Engel, und ich hätte dich den Qualen einer
Umwandlung niemals ausgesetzt, wenn es nicht unbedingt erforderlich gewesen
wäre.«
Jaxon schüttelte den Kopf. »Sag bitte nicht Umwandlung. Ich glaube, so weit bin ich
noch nicht. Umwandlung! Klingt wie aus einem Film, den ich mal gesehen habe, in
dem Vampire und andere eklige Sachen vorkamen. Dieses wirklich widerliche Wesen
biss die Heldin und gab ihr dann sein Blut.« Ihre Stimme schwankte einen Moment
und er spürte, dass sie zitterte, aber sie fuhr entschlossen fort: »Es
verwandelte sie in eine sexbesessene Vampirin. Sie lief rum, saugte an
Männerhälsen und brachte kleine Kinder um. Nicht ganz mein Ding. Jedenfalls
nicht das Töten von kleinen Kindern. Wie es ist, an Männerhälsen zu saugen,
weiß ich nicht.« Sie erschauerte leicht.
Seine Hand strich über ihr Haar, und sein Arm legte sich
besitzergreifend auf ihre Schultern. »Ich würde nie erlauben, dass du andere
Männer aussaugst, also brauchen wir uns darum wohl keine Sorgen zu machen.«
»Da bin ich aber froh. Doch wer weiß, vielleicht hätte es mir ja Spaß
gemacht«, versuchte sie ihn aufzuziehen.
Das war eine weitere Eigenschaft, die er an ihr bewunderte. Sie war
verängstigt, und ihr Herz schlug schneller als sonst, aber sie blieb tapfer.
Sein Respekt vor ihr wuchs. »Tut mir leid, mein Engel, aber falls es so ist,
muss ich dich enttäuschen. Ich stelle fest, dass ich ziemlich eifersüchtig
bin.«
Sie kuschelte sich an ihn, suchte unbewusst Trost bei ihm. »Du scheinst
nicht an mangelndem Selbstbewusstsein zu leiden, Lucian. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass du eifersüchtig werden könntest. Außerdem will sowieso kein
anderer etwas von mir wissen.«
Seine Augenbrauen fuhren in die
Höhe. »Ist dir etwa noch nie aufgefallen, welche Wirkung du auf Männer hast?
Sogar dieser junge Dummkopf, der deinen Befehl missachtete, als er in das
Lagerhaus ging und euch alle in Gefahr brachte ... Du hast gedacht, er würde
den Helden spielen, um beruflich weiterzukommen, aber in Wirklichkeit wollte
er deine Aufmerksamkeit erregen.«
»Bestimmt nicht!« Jaxon war sichtlich schockiert. »Er hat gute
Beziehungen, und er hat sie benutzt, um in mein Team zu kommen, obwohl ich
total dagegen war. Er war noch nicht so weit und er war kein guter Teamspieler.
Er wollte Ruhm und Schlagzeilen. In der Öffentlichkeit ist meine Einheit so gut
wie unbekannt, aber in der Truppe weiß man, dass sie die beste ist. Benton
hatte bestimmt seinen Aufstieg im Sinn, nicht mich«, erklärte sie im Brustton
der Überzeugung.
Lucian beugte sich vor, um seine Lippen leicht über ihre streichen zu
lassen. Die zarte Geste ließ ihr Herz noch schneller schlagen, und sie spürte,
dass es ihm genauso ging. Seine Lippen hatten ihre kaum berührt, und doch
spürte sie die Hitze, die sich in ihrem Inneren regte.
»So wollte er es aussehen lassen, aber es war nicht das, woran er
dachte. Er wollte sich auszeichnen, wollte von dir zur Kenntnis genommen
werden.«
»Na, das ist ihm ja auch gelungen. Zur Kenntnis genommen habe ich ihn
allerdings. Er hätte es beinahe geschafft, dass Barry und ich umgebracht
werden.« Ihre Stimme verriet, dass sie Lucians Einschätzung der Lage für falsch
hielt.
»Ich war dort, Liebes. Ich habe seine Gedanken deutlich erkannt. Du
bringst die Männer in deinem Department um den Verstand, und jetzt wirst du es
leider noch mehr tun.«
Jaxon lachte leise. »Du siehst mich wirklich ziemlich verklärt, was?
Keiner von ihnen ist scharf auf mich. Sie denken höchstens, dass ich
erstklassig in meinem Job bin, und das bin ich auch«, sagte sie ohne falsche
Bescheidenheit.
»Bei deiner Arbeit bist du ständig mit Männern zusammen. Für eine
Karpatianerin gehört es sich nicht, sich ohne Schutz in männlicher Gesellschaft
zu befinden.«
Jetzt hoben sich ihre Augenbrauen. »Tja, zum Glück für mich bin ich
eine ganz normale, kleine Frau, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten
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