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Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Dunkler Schlaf: Roman (German Edition)

Titel: Dunkler Schlaf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Hörte einen Knall, wie von Metall, das über Zement schrappt. Er hatte eine Heizsonne umgeworfen. Aber dann – eine Stufe. Eine Treppe, die vom Keller nach oben führte ins Haus. Und das bedeutete, daß es oben einen Lichtschalter geben mußte. Er schlich nach oben und horchte. Was war dieses Weiche, auf das er getreten war? Und was, wenn die Alte zurückkam? Warum sollte sie? Vielleicht hatte sie etwas vergessen. Das passierte doch dauernd, jedenfalls im Film. Er ging weiter, zählte seine Schritte. Plötzlich stieß er mit dem Kopf gegen die Decke. Eine altmodische Bodenluke. Er suchte nach dem Lichtschalter, fuhr mit den Fingern über die Wände, bohrte sich Splitter in die Haut. Und dann endlich ein Schalter. Er drehte den Knopf. Ein müdes Klicken war zu hören, und über ihm flammte Licht auf, eine nackte Glühbirne an einem Kabel. Es wurde nur langsam heller, der Glühfaden schien müde zu sein und Zeit zu brauchen. Zipp drehte sich um und starrte auf einen Lichtkreis. Entdeckte eine Plastikplane. Die irgend etwas bedeckte. Abfall vielleicht. Unten vor der Treppe? Herrgott. Für eine schwindelerregende Sekunde schien das unten einem Menschen zu ähneln. Es sah aus wie ein Mensch. Aber das konnte doch nicht sein. Er dachte, daß es sich vielleicht um einen alten Teppich handelte, der nicht in die Mülltonne paßte. Jedenfalls mußte er wieder nach unten, sich das genauer ansehen. Denn es konnte doch nicht… Er schlich nach unten. Was zum Teufel mache ich hier, was ist denn nur los? Eigentlich liege ich zu Hause auf dem Sofa und schlafe. Er schluchzte und wischte sich mit dem Handrücken Rotz aus dem Gesicht. Dann war er unten. Schaute sich um, suchte mit den Augen die schmutzige Plane ab. Ahnte darunter etwas Weißes, Vages. Beugte sich darüber, nahm sich dabei jedoch das Licht und mußte zur Seite ausweichen. Packte eine Ecke. Es knisterte leise.
    »Scheiße, nein!«
    Der Ruf hallte von den Wänden wider. Und blieb dann im Raum hängen. Zipp wich zurück, breitete die Arme aus, weil er Halt suchte. Seine Augen durchsuchten die dunklen Ekken, er sah die Hobelbank, ein altes Fahrrad, einen Kartoffelkoben. Kartoffeln, dachte er. Das war alles so seltsam. Bloß weg hier, zum Teufel. Dann ging eine Tür. Jemand bewegte sich dort oben durch die Wohnung, mit raschen Schritten. Er sah die Tür, durch die er gekommen war. Dachte nicht mehr nach, sondern stürzte hinaus, schloß die Tür behutsam, preßte sich in eine Ecke. Wartete. Sie war wieder da. Sie war durch und durch verrückt. Er stellte sich vor, wie sie mit einer Axt die Treppe herunterkam. Über ihm wurde ein Stuhl über den Boden geschoben. Er starrte die Tür an. Wenn sie die Luke aufmachte, würde sie das Licht sehen. Er mußte sich lautlos entfernen, den Weg nehmen, den er gekommen war, durch das Fenster. Aber er war nicht groß genug. Der Schlitten an der Wand, auf den konnte er steigen. Sich hochziehen, weglaufen. Plötzlich hörte er neue Geräusche. Holz knackte, eine Kette klirrte. Schritte auf der Treppe. Jetzt sah sie das Licht. Zipp dachte: Ich schlage als erster los. Er hielt Ausschau nach einer Waffe. Einer Flasche vielleicht. In den Regalen stand eine neben der anderen, gefüllt mit Saft oder Wein. Er schlich hinüber, verlagerte vorsichtig sein Gewicht von der Hacke zum Fußballen. Zog eine Flasche aus dem Regal, packte ihren Hals. Trat neben die Tür, zitterte, hielt die Flasche in der erhobenen Hand. Er zitterte dermaßen, daß seine Zähne klapperten, na komm schon, zum Teufel, ich schlag dich zu Brei. Dann hörte er wieder Schritte. Und dann war es still. Was machte sie bloß? Wunderte sie sich über das brennende Licht? Widerliche schlurfende Schritte über den Zementboden. Er preßte sich gegen die kalte Wand. Starrte den schmalen Türspalt an. Der sich langsam vergrößerte. Hielt den Atem an und hob die Flasche, als ihr Kopf in der Tür auftauchte. Für einen Moment sah er den ausgeprägten Kiefer und die tiefliegenden Augen. Und dann schlug er zu. Traf sie seitlich am Kopf. Sie ging in die Knie, die schwere Tür traf sie von hinten, und sie fiel vornüber und stieß gegen seine Brust. Zipp schrie wie ein wildes Tier und sprang zurück. Sie fiel zu Boden. Landete auf dem Bauch. Ihre Stirn lag auf seinem Turnschuh, er mußte den Fuß wegreißen. Ein leises Knacken, als ihr Kopf auf den Boden auftraf. Er staunte darüber, daß die Flasche nicht zerbrochen war. Er starrte die Frau noch einen Moment lang an, dann ließ er die Flasche

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