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Dunkler Schnee (German Edition)

Dunkler Schnee (German Edition)

Titel: Dunkler Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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aufgestellten Ohren erschnupperte Bruno Marisa, tollte von ihr zu Yvonne, zurück zu Marisa und schließlich in die Wohnung.
    Marisa lief hinterher, konnte kaum glauben, was gerade geschah!

    „Ich hab dir doch von meiner Freundin erzählt, deren Hündin geworfen hat“, erklärte Yvonne wenig später, „Bruno ist einer von den Vieren und er ist der Niedlichste! Seine Mutter ist Border Collie und der Papa vermutlich ein Neufundländer. So ganz genau weiß meine Freundin das nicht, aber im Nachbarhaus lebt ein Rüde, zu dem es ihre Michi öfter hinzieht.“ Yvonne lachte.
    „So, so, ein kleiner Bastard“, schmunzelte Marisa. „Und ich kann ihn behalten?“
    „Du hast doch schon immer einen Hund haben wollen, oder?“
    Marisa nickte eifrig; ihre Wangen fühlten sich heiß an.
    „Dann ist er deiner! Sofern du mit ihm zurechtkommst. Meine Freundin würde ihn natürlich zurücknehmen; ich wusste ja nicht, ob du ihn haben willst.“
    „Oh doch! Das wusstest du!“ Marisa grinste und hockte sich zu dem Hund auf den Boden. „Den behalte ich! Auf jeden Fall!“

    Das Leben mit Bruno wurde bunt und abwechslungsreich und frisch dank der vielen Spaziergänge, die Marisa mit ihm unternahm. Manchmal nahm sie ihn sogar mit zu Kunden, sofern diese nichts dagegen hatten; manche fragten schon nach Bruno und waren enttäuscht, wenn Marisa ohne Hund kam. Hin und wieder musste der Rüde auch im Auto warten. Der Hund schien zu spüren, dass Marisas Gleichgewicht noch nicht auf kräftigen Beinen stand, und benahm sich nahezu vorbildlich. Statt Sitze und Gurte anzuknabbern, legte er sich im Auto hin und schlief, wenn sie fort war. Durfte er mit zu Terminen, legte er sich mit Vorliebe unter ihre transportable Liege und wartete geduldig das Ende der Sitzung ab.

    Hin und wieder sah Marisa Volker auf der Straße, im Stadtpark, vor einem Café, in dem sie gerade saß. Doch sie wandte sofort den Blick ab oder schlug eine andere Richtung ein. Sie hatte das Gefühl, dass er näher kam. Seine Blicke wurden intensiver, seine Körperhaltung gestraffter. Er schien auf etwas zu warten, auf eine Gelegenheit, vielleicht auch auf den Mut, sie anzusprechen. Marisa fühlte es ganz deutlich, und sie war immer wieder froh, sich um ihren tierischen Freund kümmern zu müssen, statt sich mit Volker abzugeben. Bruno lenkte sie auf vielfältige Weise ab. Um ihn besser erziehen zu können, trat sie einem Hundeclub bei. Nicht nur der Umgang mit dem Hund wurde leichter, sondern sie traf dort Menschen, die nicht nach ihrer Herkunft oder ihrer Arbeit fragten, sondern sie als Brunos Besitzerin akzeptierten und schätzten.

26. Kontakt
    Auf dem Hundeplatz war die Trainingsstunde wie in Zeitlupe vorübergegangen. Der Sommer forderte schon am Vormittag seinen Tribut. Kölns geographische Lage in der rheinischen Bucht verstärkte den Effekt der Treibhausluft; keine einzige Brise erfrischte die Stadt und die Städter.
    Die Teilnehmer der Trainingsstunde trafen sich zum Abschluss wie immer im Vereinshaus, wo ein frischer Kaffee auf sie wartete. Die Hunde suchten sich hechelnd einen Platz auf den noch kühlen Fliesen, die Besitzer freuten sich trotz der Schwüle auf das heiße Getränk. Marisa schwatzte mit den anderen acht Leuten, die, wie sie, jeden Samstag ihren Tieren Manieren beizubringen versuchten. Während des Erzählens bemerkte sie, wie sich ihre Aufmerksamkeit auf Martin, einen Collie-Besitzer, zu fokussieren begann. Interessiert hörte sie ihm zu, als er von seinem letzten Urlaub erzählte, und fragte sich, ob es eine Frau an seiner Seite gab. Sie vertiefte sich in seine Stimme, merkte, dass sie ihn anstarrte, und wandte ruckartig den Kopf ab, als er den Blick erwiderte. Sie fühlte sich ertappt und ärgerte sich über die postwendend rot werdenden Wangen. Doch ein anderes Gefühl überlagerte ihre anfängliche Verwirrung schneller, als eine abgefeuerte Pistolenkugel ihr Ziel erreicht: Da sie ihre Blickrichtung geändert hatte, sah sie ein Bild, das ein furioses Chaos in ihrem Inneren anrichtete – Volker stand dicht bei der Eingangstür!
    Augenscheinlich war er gerade hereingekommen. Er wischte sich Schweiß von der Stirn, sah sich schüchtern, fast gehemmt im Raum um, ließ seinen Blick einen winzigen Moment in Marisas Augen ruhen und lächelte breit, als Erika, die Betreiberin der Hundeschule mit lautem „Hallo“ auf ihn zutrat. Ob sie ihm helfen könne, er solle doch ruhig näher kommen, es beiße ihn keiner, zumindest von den Hunden nicht.

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