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Dunkler Schnee (German Edition)

Dunkler Schnee (German Edition)

Titel: Dunkler Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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Ruhe drüber reden?“, sagte Marisa und streichelte ihren Hund.
    Volker griff in seine Hemdtasche, kam wieder ein paar Schritte zurück und reichte ihr eine Visitenkarte. „Jederzeit.“
    Marisa nahm die Karte, bemühte sich, nicht seine Hand zu berühren, und flüchtete zum Auto. Der plötzliche Mut war fort, und sie fürchtete, etwas Dummes zu sagen, wenn sie nicht sofort hier wegkam. Sie scheuchte Bruno auf seinen Platz, schlug die Türen des Autos zu und fuhr los. Sie sah Volker schließlich im Rückspiegel immer kleiner werden. Als sie ihn nicht mehr sehen konnte, schnaufte sie laut durch. „Au weia, Bruno, wenn das mal gut geht!“
    Die Visitenkarte hatte sie auf den Beifahrersitz geworfen; sie nahm sie während der Fahrt hoch und sah darauf. Volker hatte eine neue Adresse. „Vielleicht hat er auch ganz neu angefangen, was meinst du, Bruno?“ Der Hund blinzelte schläfrig.

    Am darauffolgenden Freitag, einen Tag vor dem nächsten Treffen im Hundeclub, fasste sich Marisa ein Herz und wählte Volkers Nummer. Sie hatte mit niemandem über den Kontakt zu ihm gesprochen. Zu sehr fürchtete sie, man würde sie zurückhalten. Aus einem bestimmten Grund wollte sie nicht aufgehalten werden. Sie schlief keine Nacht mehr durch seit dem Treffen mit ihm. Es verging keine Stunde, in der sie sich nicht seine Worte ins Gedächtnis zurückrief. Sollte sie ihm verzeihen? War das nicht Verrat an ihrem Vater? An beiden Eltern, die sie so unterstützt hatten, obwohl sie selber, Marisa, einen guten Teil dazu beigetragen hatte, eine Schuld aufzubauen? War sie schuldig? War Volker schuldig? Waren sie beide viel zu weich und zu unsicher? Konnte eine Beziehung von zwei instabilen Charakteren gut gehen? Mit dieser Vergangenheit? Zu viele Fragen, entschied Marisa, viel zu viele Fragen. Ich kann sie nur beantworten, wenn ich mich dem Problem stelle.
    Er war sofort am Apparat.
    Sie verabredeten sich zum Essen in der Stadt.

    „Und deine Schwester war das Opfer, das in dem Zeitungsartikel beschrieben wurde?“, fragte Marisa, nachdem sie sich bei einer chinesischen Vorspeisenplatte vorsichtig dem Thema angenähert hatten. Volker trank einen Schluck Bier und wischte sich anschließend den Schaum von der Oberlippe.
    „Woher weißt du von dem Artikel?“
    „Er war als Kopie einem Erpresserbrief beigefügt.“
    „Er denkt wirklich an alles.“
    „Und er hat mir damit mächtig Angst eingejagt.“
    „Meine Schwester wird noch heute wegen des Vorfalls behandelt. Sie hat eine Psychose davongetragen, und es wäre ein Leichtes, sie erneut in Angst und Schrecken zu versetzen.“ Volker sah Marisa sekundenlang an, bevor er fortfuhr: „Ich habe einfach nicht den Mut aufgebracht, sie in Gefahr zu bringen! Ich redete mir ein, dass ich dich irgendwie beschützen kann, dass ich dich dazu bringe, Marco beziehungsweise Laurens, wie auch immer, nicht mehr zu lieben!“
    „Dazu war es wohl zu spät. Ihr hättet euer Spielchen früher beginnen sollen.“ Marisas Stimme klang beleidigter, als sie es beabsichtigte.
    „Dann wäre ja sein Plan nicht aufgegangen. Dann wäre es vermutlich genauso gekommen: Du hättest dich getrennt, und Marco hätte nichts mehr in der Hand gehabt. Es war ein perfider Plan, den er lange ausgetüftelt hat.“
    „Wann kamst du denn eigentlich ins Spiel?“
    „Nachdem ihr aus Kanada zurück wart. Er hat dich so lange mit einem Hochzeitstermin hingehalten, bis er mich im Netz hatte. Ich bin extra umgezogen und habe mir in Köln einen Job besorgt. Und meinen Arm wieder kaputt zu trainieren, war ein Klacks. Einen Tennisarm hatte ich vor einem Jahr schon, und um alles authentisch erscheinen zu lassen, bin ich drei Wochen fast täglich zum Tennisplatz gegangen.“
    „Dann war fast alles gelogen, was du mir erzählt hast?“ Marisas Herz klopfte. Nun könnte sie ihm endgültig die Tür vor der Nase zuschlagen. Jetzt war es so weit, dass sie ihn für immer aus ihrem Leben drängen konnte! Er war doch auch nur ein Lügner und Betrüger!
    Volkers Blick suchte wieder den Eingang zu Marisas Augen – es war erstaunlich, wie ruhig er seine Seele in ihre hinablassen konnte. Marisa wandte den Blick ab.
    Er sagte: „Nichts, was ich dir von mir persönlich erzählt habe, war gelogen. Und hättest du gefragt, ob ich erst kürzlich nach Köln gekommen bin, hätte ich bejaht und dir erzählt, wo ich vorher gelebt habe.“
    „Ja, aber …“, wollte Marisa einwenden, aber Volker schnitt ihr das Wort ab. „Marco hat dafür gesorgt, dass ich

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