Dunkler Spiegel
jemand so viel Spaß bei dem Gedanken empfand, »Probleme« lösen zu müssen. »Besonders auf der Quantenebene wird es um so schwieriger, Hyperstrings und ihre Daten zu deuten, je mehr Hyperstrings – und damit Materie und Energie – es in einer bestimmten Region gibt. Stellen Sie sich vor, statt einer Harfensaite, die in verhältnismäßig ruhiger Umgebung schwingt und einen einzigen klaren Ton hervorruft, würden sehr viele gemeinsam schwingen, und alle in unterschiedlichen Tonhöhen.«
»Harmonische Interferenzen«, sagte Data. »Dissonanzen, sich ganz oder teilweise aufhebende Wellen, chaotische Sinuswellen...«
»Chaotisch« , sagte Hwiii, »das ist der Schlüsselbegriff. Man hört Verwirrung, ein Rauschen, nichts kommt klar durch, besonders nicht das Faktum, das man sich am sehnlichsten wünscht, den einen reinen Ton. Obwohl Hyperstrings und Materie untrennbar miteinander verbunden sind, sind Interferenzen von Materie nicht das Problem. Aber je mehr Materie und Energie es in dem Gebiet gibt, desto mehr Hyperstrings gibt es auch, und desto schwerer wird es, einen davon deutlich anzumessen, um herauszufinden, was seine Eigenschaften nun genau bedeuten .«
»Um reine Hyperstrings zu studieren, muß man sich also irgendwo hinbegeben, wo es nicht so viele Hyperstrings gibt, weil es dort nur wenig Materie oder Energie gibt?« fragte Troi.
»Sie haben es erkannt, Counselor. Wir befinden uns mit unserem Studium der Hyperstrings noch ganz am Anfang, weil bislang niemand genug Zeit so weit draußen verbracht und die Messungen vorgenommen hat, die es uns ermöglichen, endgültig zu verstehen, was es mit den Eigenschaften der Hyperstrings auf sich hat. Sobald wir über diese Informationen verfügen, können wir sie auf Hyperstrings anwenden, die den bevölkerten Welten näher sind, und irgendwann können wir die Hyperstring-Entdeckung und Analyse benutzen, um ein Navigationssystem zu schaffen, das unabhängig von der sich bewegenden Galaxis existiert: ein absolutes und völlig zuverlässiges Koordinatensystem.«
»Das wäre der Traum eines jeden Forschers«, sagte Picard. »Abgesehen von der begrenzten Geschwindigkeit der heutigen Warptriebwerke, besteht das größte Problem bei Forschungen außerhalb der Galaxis im Mangel an Navigationsfixpunkten, die sich so dicht aneinander befinden, daß passierende Schiffe sie genau anmessen können.« Picard griff nach seinem Weinglas und lächelte leicht: Die Aussicht war erhebend, auch wenn seine Generation von Raumschiffkapitänen sie nicht erleben würde. »Damit wäre es überflüssig, Tausende von Funkfeuern zu verteilen oder mit zusammengekniffenen Augen Sternbild-Variable zu betrachten, die zu weit entfernt sind, als daß man sie zuverlässig anmessen könnte... oder darauf zu hoffen, daß die Supernova in der Nachbargalaxis, an der man sich orientiert, sich auch weiterhin anständig benimmt.«
»Ja, genau«, sagte Hwiii. »Des weiteren können wir lernen, Hyperstrings zu benutzen, um die Materie selbst zu studieren... und vielleicht sogar vorherzusagen, wie Materie sich verhalten wird. Das kommt natürlich erst viel später und bringt gewaltige Auswirkungen für alle Spezies der Galaxis mit sich. Aber im Augenblick würde mir die eine x2-Spur des Hy-Leptonen-Verfalls am richtigen Ort – der eine String, der den einen klaren Ton von sich gibt – vollauf genügen.«
»Commander«, sagte Picard, »ist dieser wiederkehrende musikalische Begriff die dichterische Umschreibung des Wissenschaftlers oder der Spezies?«
Hwiii kicherte. »Etwas ausgesprochen Delphinisches? Wahrscheinlich nicht. All unsere Völker sind in unterschiedlichem Maß musikalisch, doch die großen Sänger sind die Buckel- und Blauwale. Sie sind die Philosophen, für sie ist Musik alles. Wir hingegen sind zu praktisch veranlagt – wir und die Orcas. Musik ist Gespräch, ja, aber das verbale Gespräch ist interessanter... Gespräche miteinander, mit Ihnen oder anderen Spezies.« Er schaute zufrieden zum Buffet hinüber. »Dieser Lachs... wirklich ausgezeichnet...«
Er glitt hinüber und bediente sich. »Zitrone«, sagte er und drückte gekonnt eine Scheibe über dem Lachs aus. »Hmm. Aber kommen wir zurück zu den Hyperstring-Forschungen. Es ist noch zu früh, um meine Daten zu analysieren, doch ich entdecke Anzeichen dafür, daß die Theorie, die ich hier draußen beweisen wollte – die der retrotemporalen Hyperstring-Oszillation – zutrifft. Das allein wird für ein beträchtliches Aufsehen
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