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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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Gang.
    Nichts. Dort war niemand. Er nahm nur einen ganz schwachen Geruch nach verbranntem Fleisch wahr. Keine Leiche, nicht einmal eine Hand, die man festhalten konnte, während die arme, treue Seele starb.
    Er drehte sich um, ging langsam in den Raum zurück. Troi starrte ihn an. Er fühlte die flüchtige Berührung eines Schleiers auf der Oberfläche seines Geistes – aber der Zorn in ihm wurde von Sekunde zu Sekunde stärker, angeheizt von den Tränen, die nun in seinen Augen brannten. Einen Augenblick lang versuchte er sich zu beherrschen... Nein. Ich werde meine Menschlichkeit nicht mehr verbergen , dachte er, sollen sie mich doch dafür töten. Der Zorn brannte, er konnte fast sehen, wie der Schleier Feuer fing, in Flammen ausbrach, wie Asche verweht wurde – und Troi, die ihn ansah, trat tatsächlich ein, zwei Schritte zurück, als hätte der Tod den Tod gesehen.
    »Wo ist Mr. Barclay?« sagte er sanft.
    »Er hätte bei einer Angelegenheit, die die Sicherheit des Schiffes betrifft, keinen Widerstand leisten dürfen«, sagte Troi. »Das war dumm von ihm.«
    Er trat auf sie zu, trieb sie bis an die Wand zurück, schob eine Hand unter ihr Kinn und packte hart zu. Ihre Wächter sahen sie fasziniert und verängstigt an und rührten sich nicht. Die Counselor versuchte wieder, mit ihren Geisteskräften in seinen Verstand einzudringen, war aber unkonzentriert und unsicher, und der Schlag verfehlte ihn. Er blieb im Panzer seiner Wut hängen, die Intensität seiner Gefühle hielt ihn auf und stieß ihn durch den Kanal zurück, den Troi zwischen ihnen geöffnet hatte. Picards Zorn ergoß sich über sie, nagelte sie fest – mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen stand sie gequält da, wie eine Frau, die auf dem Scheiterhaufen in ihrem Geist verbrannt wurde.
    »Das war mein bester Mann«, sagte Picard leise und mit ruhiger Stimme. »Ein junger Offizier, der den Höhepunkt seiner Laufbahn noch längst nicht erreicht hatte. Ein loyaler Mann. Wer weiß, was in einem Jahr, in fünf Jahren, aus ihm geworden wäre? Aber Sie haben es ja vielleicht gewußt.« Er betrachtete Troi aus zusammengekniffenen Augen. »Es ist immer besser, solche Dinge gleich im Keim zu ersticken, nicht wahr?« Er ließ sie los, schaute von ihr fort, angewidert von ihrem Anblick...
    ... und stellte fest, daß er Worf ins Gesicht sah. Dessen Ausdruck war sehr seltsam: Er schien etwas wiederzuerkennen, das er schon einmal gesehen hatte, und war verwirrt, und ihm dämmerte etwas... Picard schluckte. Ihm wurde klar, daß Worf es wußte , es ohne den geringsten Zweifel wußte.
    Picard stand einfach da und sah Worf an. Er konnte nichts anderes tun.
    Worf erwiderte den Blick und sagte kein Wort. Verwirrt, aber nicht gewillt, die Gunst des Augenblicks verstreichen zu lassen, drehte Picard sich zu Troi um. Er zeigte auf die Gestalt auf dem Boden. »Bringen Sie ihn hier raus.«
    »Der Simulator?« sagte Troi schwach.
    Picard kniff die Lippen zusammen. Wie viele Personen hatte sein anderes Ich in die Simulatorkabine geschickt? Eine gewisse ausgleichende Gerechtigkeit, auch wenn sie spät kam, paßte zu seiner derzeitigen Stimmung. »Ja. Holen Sie alles aus ihm raus. Wie steht es mit den Reparaturen?«
    »Sie... sie...« Troi stammelte tatsächlich. »Sie kommen voran, Captain. Wir sollten bald wieder voll flugtauglich sein, sagt Hessan, in etwa...«
    »In der Hälfte der Zeit, die sie genannt hat«, unterbrach Picard sie, »was auch immer sie gesagt hat. Sorgen Sie dafür. Und noch etwas...« Er trat ganz nah an Troi heran. »Das war völlig überflüssig, Counselor.« Er nickte mit dem Kopf zur Tür. »Sie werden diesen Tag noch bereuen.«
    »Nicht so sehr wie Sie«, erwiderte sie fast verzweifelt, »wenn Starfleet Command erst informiert wurde. Was sehr bald geschehen wird, wie ich hinzufügen sollte.«
    »Glauben Sie mir, Counselor«, sagte Picard, und sein Lächeln mußte schrecklich gewesen sein, denn sie trat noch einen Schritt zurück, »andere Instanzen werden zuerst über Sie informiert werden, und dann werde ich zusehen und jeden Augenblick davon genießen.« Er deutete wieder auf den Boden. »Jetzt bringen Sie ihn endlich weg.«
    Troi und ihre Sicherheitswächter hoben den bewußtlosen anderen Picard hoch und trugen ihn hinaus. »Mr. Worf«, sagte Picard, »bitte bleiben Sie noch einen Moment hier.«
    Nachdem die Tür sich geschlossen hatte, betrachteten sie sich lange schweigend. »Sie haben mich nicht verraten«, sagte Picard. »Dafür danke

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