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Dunkler Spiegel

Titel: Dunkler Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Duane
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Bord dieses Schiffes?« sagte er und stand auf. »Und es hat keine Meldungen gegeben...«
    »Kommen Sie«, sagte Riker und ging zur Tür. »Deck elf«, sagte er, als sie in den Turbolift stiegen.
    Einen Augenblick später traten sie wieder hinaus und gingen durch den Korridor zu einem der Hauptholodecks.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Worf argwöhnisch.
    »Eine weitere Folge unserer Opernstudien«, sagte Riker nachsichtig. Der Erste Offizier hatte sich so fasziniert darüber gezeigt, daß Klingonen überhaupt Opern hatten, daß Worf sich seit einiger Zeit stärker damit befaßte, um Riker durch die komplizierten kontextuellen Verwicklungen solcher Klassiker der alten Schule wie Die Rache des Kriegers und Tl'Hahkhs Weg zu führen, aber auch durch die moderneren, absurderen und zugänglicheren Werke wie X und Y . Im Gegenzug hatte Riker dem Klingonen einige der älteren irdischen Opern vorgestellt (wenngleich es ihn leicht verblüffte, daß Worf solche Werke wie Pique Dame und Der fliegende Holländer für »leichte Unterhaltung« hielt und in letzter Zeit eine tiefe Bedeutung in den Wiener Operetten gefunden hatte, von denen Riker stets der Meinung gewesen war, sie würden lediglich den Blutzuckerspiegel erhöhen, wenn überhaupt).
    Worf runzelte die Stirn. »Ich bin im Augenblick nicht in der Stimmung für Die lustige Witwe . Ich habe genug Probleme.«
    Riker schüttelte den Kopf. »Nichts dergleichen. Wissen Sie noch, daß ich Ihnen gesagt habe, es gäbe bei der Oper einige Aspekte, die Sie noch nicht vollständig ausgelotet haben?«
    »Allerdings«, sagte Worf und schaute zweifelnd drein.
    »Programm Traviata eins läuft«, sagte der Computer leise zu ihnen, als sie sich der Tür näherten.
    »Gut«, sagte Riker. »Öffnen.«
    Die Tür glitt auf, und sie vernahmen augenblicklich
    ein Tosen. Es war kein Applaus, sondern der Klang vieler Stimmen, die auf Blut aus waren. Worf betrachtete Riker mit amüsiertem Ausdruck; Riker erwiderte das Grinsen. Sie traten hinein, und die Tür schloß sich hinter ihnen.
    Rikers Augen brauchten einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Angesichts der Tatsache, daß Worf sich amüsiert umschaute und dann leicht grinste, vermutete er, daß die Augen des Klingonen sich schneller anpaßten. Langsam konnte er die vergoldete Pracht der Scala um sich herum ausmachen. Sie befanden sich hoch oben in einer der Logen des zweiten Rangs auf der rechten Seite des großen alten Opernhauses, und unter ihnen, vom Licht auf der Bühne schwach erhellt, standen Menschen in Abendkleidung vor oder sogar auf ihren Sitzen, warfen Gegenstände auf die Bühne und riefen Verwünschungen.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß wir über die Gewalt in der Oper sprechen sollten«, sagte Riker. »Das schien mir die richtige Gelegenheit zu sein.«
    »Ich dachte, Sie meinten Gewalt in der Oper«, sagte Worf und sah leicht erstaunt zu, wie zwei Männer im Frack aufeinander einprügelten. Mehrere Damen in ihrer Nähe wurden dekorativ ohnmächtig; andere Damen und zahlreiche Herren wetteten auf den Ausgang der Schlägerei – zumindest hatte es diesen Anschein, denn Geld wechselte den Besitzer.
    »Wir sind ›in‹ der Oper«, sagte Riker grinsend und setzte sich, hockte sich auf das Geländer vor der Loge. »Ich meinte das Gebäude an sich. Aber ich muß gestehen, ich bin neugierig: Geht es im Großen Haus in tl'Gekh auch so zu?«
    Worf schüttelte den Kopf und schaute erfreut zur Bühne hinab. In den Kulissen, die einen vornehmen Salon des neunzehnten Jahrhunderts nachbildeten, landeten immer mehr faule Eier und Tomaten, aus denen sich nur noch Pastasauce, aber kein Salat mehr herstellen ließ. Zermatschte Kohlköpfe lagen herum, und hier und da auch – zweifellos symbolische – Zitronen. »Es gibt gelegentlich Duelle«, sagte Worf, »aber sie finden draußen statt. Heutzutage würde niemand es wagen, die eigentliche Vorstellung zu stören.«
    »Selbst wenn sie schrecklich war? Wie heute abend der Tenor? Pietro Dominghi, er war furchtbar. Er will nicht mehr auf die Bühne kommen – hören Sie, wie das Publikum nach ihm ruft!«
    Sie hörten zu. Die Rufer forderten weniger, Dominghi noch einmal zu sehen, als ihn in Stücke zu reißen. »Warten Sie, bis die Carabinieri auftauchen«, sagte Riker. »Dann geht es erst richtig los.«
    Sie beobachteten, wie die Polizei kam und sich in die Menge stürzte. Die Reaktion der Zuschauer schien anzudeuten, daß sie den Vorgang für einen privaten Aufstand hielten,

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