Dunkler Spiegel
sich, und nun war ein anderer Gang zu sehen, an dessen Ende ein Turbolift lag.
»Ich weiß nicht, ob der Scan, den wir sehen, von jemandem an Bord gesteuert wird oder auf einer automatischen Funktion beruht«, sagte Data. »Aber eins ist sicher: diese Enterprise hat viel mehr interne visuelle Überwachungsgeräte als unsere. Es gibt die üblichen Videokameras an persönlichen Bildschirmen und Datenausgabegeräten sowie die allgemeinen Überwachungsgeräte in Hochsicherheitsbereichen wie der technischen Abteilung und den Computerkernen... aber auch zahlreiche weitere, die über das gesamte Schiff verteilt sind, sogar über die Mannschaftsquartiere. Überdies scheinen diese Geräte nicht unter der Kontrolle der jeweiligen Bewohner zu stehen. Die Implikationen sind... beklagenswert.«
»Was Sie nicht sagen«, erwiderte Riker leise, als erneut umgeblendet wurde, diesmal auf die technische Abteilung. Er hatte den Eindruck, daß die Mannschaftsmitglieder ihren Aufgaben viel intensiver als nötig nachgingen. Niemand, den er bislang auf diesem Schiff gesehen hatte, schien sich entspannt bewegen zu können. Aber warum sollten sie auch? dachte Riker. Wenn man jederzeit beobachtet und bespitzelt werden kann, ob man auch seine Arbeit erledigt... und es nicht tut... Er schüttelte den Kopf und dachte an die Angst vor Bestrafung, die Deanna bei »Stewart« festgestellt hatte.
»Sie zeichnen natürlich den Namen und Rang einer jeden Person auf, die Sie während dieses Scans zu sehen bekommen«, sagte Riker.
»Natürlich. Bislang haben wir siebenundvierzig Mannschaftsmitglieder gesehen, die auch auf unserem Schiff vorhanden sind, und nur fünf unbekannte. Das entspricht einer...«
Das Bild veränderte sich; Data brach mitten im Satz ab und starrte wie alle anderen auch auf den Bildschirm. Es war die Brücke. Zumindest war die Form und die allgemeine Struktur identisch. Doch es gab Unterschiede.
Sie war dunkler. Ist bei ihnen Nacht? dachte Riker und schüttelte dann zweifelnd den Kopf. Die Wände und Einrichtungsgegenstände waren in dem gleichen metallisch-dunklem Silbergrau wie das Äußere des Schiffes gehalten, und Linien aus hellerem Grau schienen hauptsächlich zur Hervorhebung zu dienen. Auch die Computerinstallationen des oberen Bereichs sahen anders aus. Die technische Station war dort, wo sie sein sollte, doch die Einsatzkontrolle und die wissenschaftlichen Stationen waren stark reduziert und mit der technischen zusammengelegt. Alle anderen Stationen im oberen Bereich waren vom Turbolift bis zum Hauptbildschirm nun Bestandteil einer langen geschwungenen Kurve von Waffenkontrollkonsolen, an denen entnervend wachsame Mannschaftsmitglieder standen. Riker starrte diese Konsolen an, die ein Energiemeßgerät und eine Waffenstatusanzeige nach der anderen aufwiesen. Er überlegte, mit wie vielen Phaserphalangen und Photonentorpedos dieses Schiff ausgerüstet sein mußte, und erschauerte unwillkürlich.
Es lag nicht nur an der Anzahl der Waffen, sondern auch am allgemeinen Aussehen der Brücke, denn sie war zwar dunkler, aber auch viel luxuriöser als die seiner Enterprise . Die drei Sitze in der Mitte, die zur Zeit leer waren, erweckten einen feudalen, behaglichen Eindruck, und der in der Mitte, der des Captains, sah fast wie ein Thron aus. Man sollte es eindeutig genießen, dort zu sitzen, im Zentrum all dieser tödlichen Macht. Und genauso offensichtlich war es für Riker, daß man es auch genießen sollte, diese Macht einzusetzen.
Bislang hatte ein Mannschaftsmitglied, das an einer der wissenschaftlichen Konsolen arbeitete, ihnen den Rücken zugewandt. Nun drehte der Mann sich zu ihnen um und schaute zur Sicherheitskonsole – die ebenfalls wesentlich größer war, als es in Rikers Schiff der Fall war. Als er nun das Gesicht des Mannes sah, atmete er tief ein, denn ohne die charakteristische Schärpe hatte er ihn nicht erkannt. Es war Worf. Er sah genauso aus wie immer. Fast, dachte Riker. Das Gesicht wirkte noch düsterer als sonst, und der Klingone schaute ernst und gequält drein. Schmerz, dachte Riker.
Er schaute zu seinem Worf hinüber, der sein Gegenstück mit einem Ausdruck betrachtete, dem Riker nicht das geringste entnehmen konnte.
»Ist es Ihnen unangenehm?« fragte Riker leise. Worf antwortete nicht, schüttelte nur den Kopf. »Data, bekommen wir Ton?«
»Nicht, ohne das Bild zu verlieren«, erwiderte der Androide. »Diese Überwachungsmethode gesteht uns immer nur eine Bandbreite zu – der Ton wird auf
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