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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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wollen.«
    »Warum läßt du mich nicht in Ruhe, L. Q.?«
    Er wirbelte seinen Hut um den Zeigefinger, und im nächsten Moment sah ich ihn im Blitzschlag hinter einem Hügel in der Ferne verschwinden.

6
    Am nächsten Tag grub ich nach der Arbeit Köderwürmer aus und ging mit einem kleinen Mexikanermischling am Weiher hinter meinem Anwesen angeln. Er hieß Pete, und er hatte blaue Augen und helle Strähnen, die wie verwittertes Holz aussahen, in den weichen, wuschligen Haaren. Er grinste ständig, sprach wie ein Anglo und war vermutlich der schlaueste kleine Junge, den ich je kennengelernt hatte.
    »War da drüben der Chisholm Trail?« fragte er.
    »Ein Teil davon. Man sieht immer noch die Wagenspuren im harten Untergrund.«
    Er kaute seinen Gummi und dachte darüber nach.
    »Wozu ist das gut?« fragte er.
    »Genaugenommen für gar nichts, nehm ich an.«
    Er grinste, kaute wie wild weiter und ließ einen Stein über das Wasser hüpfen.
    »Die Schwarzen sagen, wenn man auf seinen Haken spuckt, fängt man immer Fische. Glaubst du das?« fragte er.
    »Könnte schon sein.«
    »Wieso heiratest du Temple Carrol nicht?«
    »Für einen Jungen in deinem Alter denkst du zuviel nach.«
    »Sie joggt jedenfalls ganz schön oft an deinem Haus vorbei.«
    »Warum beschäftigst du dich heute abend so mit Carrol, Pete?«
    »Weil sie grade kommt.«
    Ich schaute nach hinten und sah, wie Temples Auto an meiner Garage, der Scheune und dem Hühnerhof vorbeifuhr und dann über den Feldweg zu dem Damm rollte, der den Weiher umgab.
    Temple stieg aus und kletterte die Böschung hinauf. Ihr Gesicht wirkte im Zwielicht kühl und rosig.
    »Er ist raus«, sagte sie.
    »Moon?«
    »Genau der.«
    »Entschuldige uns kurz, Pete.«
    Ich lehnte meine Angelrute an die Astgabel eines Judasbaums und ging dann mit ihr den Damm hinab. Die untergehende Sonne, die rot hinter den Weiden am anderen Ufer stand, wirkte wie geschmolzenes Metall.
    »Er war in deiner Kanzlei«, sagte sie.
    »Was?«
    »Hat etwa eine Stunde lang auf der Treppe gesessen. In einem blauen Sergeanzug und einem Hawaiihemd, das so schrill war, daß einem die Augen weh getan haben. Ich hab ihm gesagt, daß deine Kanzlei geschlossen ist. Er ist einfach sitzen geblieben und hat sich die Fingernägel saubergemacht.«
    »Laß dich nicht mit ihm ein, Temple. Nächstes Mal rufst du die Polizei.«
    »Was meinst du denn, was ich gemacht habe? Eine halbe Stunde später ist der neue Deputy, diese Mary Beth Sweeney aufgekreuzt. Ich hab ihr gesagt, wie froh ich bin, daß sich endlich jemand von der Sheriffdienststelle aufrafft und über die Straße kommt. Hör zu, niemand hat sie geschickt. Sie ist bloß zufällig vorbeigefahren. Sie hat ihm gesagt, er soll sich schleichen.«
    Temple schob zwei Finger in die Seitentasche ihrer Bluejeans.
    »Er hat dir eine Nachricht hinterlassen«, sagte sie.
    Sie war mit Bleistift auf die Innenseite einer flachgedrückten Zigarettenschachtel geschrieben.
     
    Mr. Holland, ich finde es verdammt rücksichtslos, daß Ihre Sprechstunden nirgendwo aushängen. Rufen Sie mich im Green Parrot Motel an, damit wir die Sache bereden können.
    Garland T. Moon
    Wir waren jetzt bei ihrem Wagen. Sie öffnete die Tür auf der Fahrerseite, beugte sich über den Sitz und holte einen Revolver heraus. Es war ein uralter 38- 40er mit Hahn- und Abzugsspannung, dessen Metallteile stumpf wie eine alte Blechmünze waren.
    »Behalt ihn. Du kannst ihn ja in deine Sammlung aufnehmen«, sagte sie.
    »Nein.«
    »Ein Freund von mir in Austin hat Moons Namen durch den Computer laufen lassen. Bei der Bewährungshilfe glaubt man, daß er in Sugarland zwei Spitzel umgebracht hat.«
    »Danke für die Mühe, Temple.«
    Sie senkte den Revolver, den sie quer in der Hand hielt.
    »Wo soll das enden?« fragte sie.
    »Wie bitte?«
    »Du hast deine Dienstmarke abgegeben, danach hast du die Arbeit als Staatsanwalt beim Justizministerium geschmissen ...« Sie schüttelte den Kopf. »Meinst du etwa, daß du kein Recht hast, über andere Menschen zu richten, bloß weil jemand unter unglücklichen Umständen ums Leben gekommen ist?«
    »Pete und ich wollen uns ein paar Fische braten. Du darfst dich gern anschließen.«
    »Du machst mich so wütend, daß ich dir am liebsten eine knallen würde«, sagte sie.
    Später rief ich den Sheriff zu Hause an.
    »Meine Privatdetektivin hat wegen Garland Moon in der Dienststelle angerufen«, sagte ich.
    »Und?«
    »Niemand wurde losgeschickt.«
    »Was hat er denn gemacht?« fragte

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