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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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verschüttet haben. So was finden Sie in keiner Strafakte. Als er neun war, hat man ihm die Beruhigungspillen in den Hals gestopft, bis er dran erstickt ist. Wenn Sie mir nicht glauben, brauchen Sie bloß auf dem Baptistenfriedhof in Waco nachzuschaun.«
    »Sie sind von Sinnen.«
    »Das haben andre auch schon gesagt. Aber das hat mich noch nie gekratzt.«
    Ich stand auf, ging zur Tür und drehte den Schlüssel um.
    »Gehen Sie«, sagte ich.
    Er blieb einfach sitzen, schaute von mir weg. Sein Hals war feuerrot angelaufen. Er murmelte etwas vor sich hin.
    »Wie bitte?« sagte ich.
    Er ging nicht darauf ein, schaute stur geradeaus, als er an mir vorbeimarschierte. Aber an seiner Schläfe glitzerte ein Schweißfaden.

7
    Am Sonntag morgen wachte ich kurz nach Sonnenaufgang auf, zog meinen beigen Nadelstreifenanzug, ein kurzärmliges weißes Hemd und ein paar rotbraune Tony-Lama-Boots an, ging hinunter zur Scheune, nahm den Sattel vom Sägebock und warf ihn auf den Rücken meines Morgan. Der Wind blies durch die Tore an beiden Seiten der Scheune, und die Luft war kühl und roch nach wilden Blumen und laichenden Fischen, nach Hafer- und Melassekugeln, frischen Pferdeäpfeln, trockenem Heu und Brunnenwasser, das über den Rand des Wellblechtanks bei der Windmühle lief.
    L. Q. Navarro saß auf der Box und hatte die Absätze seiner Stiefel in ein Brett gehakt. Die einfallende Sonne warf helle Streifen auf seinen Körper.
    »Du hättest den 38–40er nehmen sollen, den dir die Kleine geben wollte«, sagte er.
    »Es ist Sonntag, L. Q. Gönn dir einen freien Tag.«
    »Scheint mir so ein Tag zu sein, an dem das Gesindel aus den Kanaldeckeln kriecht. Sag bloß, es hat keinen Spaß gemacht, den Dealern drunten in Coahuila eins überzubraten.«
    »Adios, mein Guter«, sagte ich, gab dem Morgan die Sporen und trabte über den weichen Teppich aus getrocknetem Pferdemist auf der Koppel.
    Ich überquerte den Bach hinter meinem Anwesen, ritt durch ein Kieferngehölz und dann einen mit Brombeeren überwucherten Hang hinauf zu Petes Garten. Er wartete auf der Veranda, trug eine gebügelte Jeans, ein gestärktes buntes Hemd und frisch geputzte braune Schuhe. Ich streckte den Arm aus und zog ihn hinter mir auf den Sattel.
    Die zerdrückten Bierdosen auf dem Hof schepperten unter den Hufen des Morgan.
    »Bist du wirklich im Fluß getauft worden?« fragte er.
    »Klar.«
    »Ich hab noch nie gehört, daß jemand, der im Fluß getauft wurde, Katholik geworden ist.«
    »Jemand muß doch dafür sorgen, daß ihr ehrlich bleibt.«
    Er schwieg eine ganze Weile, wiegte sich hinter mir im Rhythmus des Pferdes.
    »Stört es dich, wenn die Leute sagen, daß du verrückt bist, Billy Bob?«
    »Das sind doch die meisten Menschen.«
    »Ich hab gewußt, daß du das sagst.«
    Wir kamen hinter einer ländlich wirkenden mexikanischen Wohngegend aus dem Wald. Die Gärten und Höfe bestanden aus blanker Erde, waren ohne jede Umzäunung. Verlassene Aborthäuschen standen auf den Grundstücken, und die Gassen waren voller Abfall und rostiger Autowracks, aus denen blutroter Hibiskus wucherte.
    Diese Gegend gehörte zum sogenannten West End, einem Viertel, in dem seit jeher Holzfäller, Feldarbeiter und sogenannte Bohunks wohnten, Abkömmlinge von Einwanderern aus Böhmen, Ungarn und Deutschland, die sich längst mit Mexikanern vermischt hatten. Genau zwanzig Meilen weiter führte die gleiche Straße ins East End, wo sich die Mitglieder des Country Clubs von Deaf Smith – und davon gab es viele – riesige viktorianische Häuser gekauft und sie aufwendig renoviert hatten, als der Ölpreis bei vierzig Dollar pro Barrel gelegen hatte.
    In der kleinen schlichten Kirche war es kühl, elektrische Ventilatoren drehten sich an den Stationen des Kreuzwegs, und die Votivkerzen vor der Statue der Mutter Gottes leuchteten in allen Farben, wenn der Luftzug darüber hinwegstrich. Auf den Bänken saßen größtenteils ältere Menschen mit schwieligen Händen und zahllosen Runzeln um die Augen, so als ob sie ihr Leben lang in die Sonne geschaut hätten.
    Nach der Messe ritten Pete und ich auf meinem Morgan die Straße entlang, nahmen eine Abkürzung durch ein Zedernwäldchen, kamen an einer stillgelegten Tankstelle vorbei, kehrten in einem aus Brettern gezimmerten Café ein und bestellten uns Schweinskoteletts, Biskuits, Milchsoße, Rühreier, Grütze, Tomatenscheiben und Kaffee zum Frühstück.
    »Was ist ein Amphetaminlabor?« fragte Pete.
    »Ein Ort, an dem Drogen hergestellt

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