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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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geboten, wenn ich eine Ladung Holz nach Piedas Negras runterfahre.«
    »Was hast du im Poolsalon gewollt?«
    »Bloß ein bißchen rumhängen.«
    »Jawoll, weil’s dort ja auch bloß Selters zu saufen gibt. Warum ist der Mexikaner so spendabel?«
    »Er hat da drunten eine Möbelfabrik. Er kann keine weiten Strecken fahren, weil er irgendwas mit den Nieren hat. Er hat gesagt, daraus könnte was Festes werden.«
    »Wenn du außer Landes gehst, Lucas, landest du im Knast und kommst nicht wieder raus.«
    »Sie müssen doch deswegen nicht gleich sauer werden. Ich wollte Ihnen doch bloß erzählen, was der Typ gesagt hat.«
    »Hast du dir noch mal überlegt, wie’s kommenden Herbst mit dem College aussieht?«
    »Mit der Schule hab ich noch nie viel anfangen können, Mister Holland.«
    »Sag doch Billy Bob zu mir.«
    »Mein Vater erlaubt das nicht.«
    Ich ging zu meinem Auto zurück. Die Sonne hing gelb und fahl im Dunst hinter Vernon Smothers’ Haus. Er stand in seinen Arbeitsstiefeln auf der Veranda, hatte eine abgeschnittene Militärhose und ein ärmelloses Drillichhemd an, das fadenscheinig und verwaschen war.
    »Bist du wegen Moon hergekommen?« fragte er.
    »Er soll angeblich ziemlich nachtragend sein«, erwiderte ich.
    »Wenn er meinen Grund und Boden betritt, knall ich ihn ab.«
    »Dann fährst du seinetwegen ein.«
    »Ich hab mir gestern auf dem Fahrweg hinter deinem Haus die Ölwanne aufgerissen. Du schuldest mir fünfundsiebzig Dollar fürs Schweißen«, sagt er, ging ins Haus und ließ die Fliegengittertür hinter sich zufallen.
    Kurz vor der Mittagspause meldete sich meine Sekretärin auf der Gegensprechanlage.
    »Hier draußen ist ein Mann, der seinen Namen nicht nennen will, Billy Bob«, sagte sie.
    »Hat er einen blauen Sergeanzug an?«
    »Ja.«
    »Ich komme gleich raus.«
    Ich öffnete die Tür. Garland T. Moon fläzte in einem Sessel, hatte eine Jagdzeitschrift aufgeschlagen und studierte die Anzeigen, in denen allerlei Schußwaffen und Messer per Postversand angeboten wurden. Er trug glänzende braune Plastikstiefel und ein kanariengelbes, mit roten Vögeln bedrucktes Hemd, dessen Manschetten über die Jackenärmel geschlagen waren.
    »Kommen Sie rein«, sagte ich.
    Meine Sekretärin schaute mich fragend an.
    »Ich mach heut ein bißchen später Mittagspause«, sagte sie.
    »Warum gehen Sie nicht gleich, Kate? Bringen Sie mir eine Portion Enchiladas und ein Malzbier mit. Möchten Sie auch was, Garland?«
    Er hatte rote Lippen wie ein Clown, lächelte mich an und legte den Kopf leicht zur Seite, so als hätte ich ihm eine Fangfrage gestellt.
    Wortlos ging er an mir vorbei. Ich nahm seinen Körpergeruch wahr, eine Mischung aus Seife und Schweiß. Ich schloß die Tür, drehte den Schlüssel um und steckte ihn in meine Uhrtasche.
    »Was machen Sie da?« fragte er.
    Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und lächelte ihm zu, ohne ihn anzuschauen. Ich kratzte mich am Handrücken.
    »Ich hab Sie gefragt, was Sie da machen«, sagte er.
    »Meiner Meinung sind Sie gut davongekommen. Ich glaube, Sie sollten sich schleunigst absetzen.«
    »Warum haben Sie die Tür abgeschlossen?«
    »Ich möchte nicht gestört werden.«
    Die eine Hälfte seines Gesichts schien sich in Falten zu legen, das kleine blaue Auge wurde wäßrig, so als sei ihm Rauch hineingeraten. Er hatte inzwischen Platz genommen, saß angespannt auf dem Plastikstuhl.
    »Ich will Sie engagieren. Ich möchte, daß Sie Anzeige erstatten. Die haben mich mit einem elektrischen Ochsenziemer traktiert. Sie haben ihn mir an die Geschlechtsteile gehalten«, sagte er.
    »Die Aussage meines Mandanten ist jetzt hinfällig. Sie sind frei, obwohl Sie ein Mörder sind. An Ihrer Stelle würde ich nicht viel Aufhebens darum machen.«
    »Der kleine Sausack, den man in die Zelle neben mir gelegt hat, dieser Lucas Smothers, der lügt wie gedruckt. Nie und nimmer hab ich mich mit Jimmy Cole über so was unterhalten. Dafür sitz ich schon viel zu lang im Knast.«
    Ich schaute auf meine Hände, die ich auf der Schreibtischplatte liegen hatte. Ich hörte, wie der Zeiger meiner Wanduhr weiterwanderte. Draußen vor dem Fenster hoben sich die Eichen tiefgrün von den gelben Sandsteinen des Gerichtsgebäudes ab.
    »Unterschätzen Sie niemals Ihren Gegenspieler, Sir« sagte ich.
    »Ich weiß über Sie Bescheid. Aber was mich angeht, haben Sie keine Ahnung. Mein Bruder und ich sind in einem Heim aufgewachsen, wo sie uns die Beine blutig geschlagen haben, wenn wir das Essen

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