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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Haare dünner wurden.
    »Er hatte da nichts verloren. Aber sie war keine Bedienung. Sie war eine Prostituierte, und sie und ihr Zuhälter dachten, er wäre weggetreten, und wollten ihn ausnehmen«, sagte er.
    »Ich würde gern ein Polaroidfoto von Darl machen.«
    »Ich weiß nicht recht, wozu das gut sein soll.«
    »Der Junge, der Ihnen womöglich eine Millionenklage anhängt, sollte Ihren Sohn zumindest anhand eines Fotos wiedererkennen können.«
    »Warten Sie hier. Ich hol ihn.«
    Fünf Minuten später kamen sie beide hinten aus dem Haus. Obwohl es fast Mittag war, wirkte Darl schläfrig und verquollen. Er kämmte sich die Haare und schaute dann auf die Fusseln, die im Sonnenlicht davonsegelten.
    »Was hat der Kanak gesagt?« fragte er.
    »Darl ...«, setzte sein Vater an.
    »Daß Sie hinterrücks über ihn hergefallen sind und ihn niedergeschlagen haben«, sagte ich.
    »Was is mit meinem Auto? Ich hätt an der Fünfziger-Jahre-Ausstellung in Dallas teilnehmen sollen. Wieso macht der mir einfach den Lack kaputt?«
    »Sie haben da einen schlimmen Riß am Ringfinger«, sagte ich.
    »Ich bin da mit einem Flugobjekt zusammengeprallt. Der Schnauze von dem Typ.«
    »Vor zwei Wochen?«
    »Genau, sein Zahn is dabei abgebrochen. Ich hab Glück gehabt, daß ich mich nicht gegen Tollwut impfen lassen mußte.«
    »Bitte recht freundlich«, sagte ich und drückte auf den Auslöser.
    Darl schaute mich mit ohnmächtiger Wut an wie ein Tier, das sich in der Falle wähnt.
    »Ich geh wieder rein«, sagte er.
    »Bedank dich bei Mister Holland dafür, daß er uns hilft«, sagte Jack.
    »Macht er das etwa umsonst? Wünsch euch was«, sagte Darl. Mürrisch, behäbig und mit ungewaschenem Gesicht ging er im Schatten der Bäume davon, strich sich mit der Hand über den hellblonden Flaum an seiner Kinnlade.
    Jack wandte sich ab. Er hatte die geballten Fäuste in die Hüfte gestemmt, so daß die Adern an seinen Unterarmen hervortraten.
    An diesem Nachmittag kam Temple Carrol zu der Windmühle hinter meinem Anwesen, wo ich meinen Gemüsegarten jätete. Der Himmel hinter ihr war gelb und lila, voller Regenwolken, und die Luft roch bereits durchdringend nach Ozon.
    »Meine Schwägerin arbeitet in einem Videoladen. Diese Kassette hat heut morgen im Nachtbriefkasten gelegen«, sagte sie.
    Ich hielt mit der Arbeit inne und stützte mich auf die Harke. Über uns wirbelten die Windmühlenflügel.
    »Jemand muß sie aus Versehen eingeworfen haben. Schau sie dir lieber mal an«, sagte sie.
    Wir gingen durch die Hintertür ins Haus und begaben uns in die Bibliothek, wo ich die Kassette in den Videorecorder schob.
    Zuerst schwenkte die Kamera zu dröhnender Rockmusik wie wild zwischen den im Scheinwerferlicht liegenden Bäumen hin und her, dann beruhigte sich das Bild, so als werde sie auf einer Motorhaube abgestützt, und wir sahen Teenager mit milchigweißen Gesichtern, die aus ihren Kabrios stiegen, sich mit Bier bespritzten, Joints kreisen ließen, einander auf den Mund küßten.
    Dann sahen wir sie, unter den Bäumen, in einer künstlich gebleichten Jeans und einem rötlichbraunen T-Shirt mit einem leuchtenden Pferd auf der Brust. In der einen Hand hatte sie eine Bierflasche mit langem Hals, in der anderen einen Joint, und sie tanzte zu der Musik, als ob sie allein auf der Welt wäre.
    »Roseanne Hazlitt«, sagte ich.
    »Paß mal auf, was ein Kleinstadtmädchen alles kann, wenn das richtige Publikum da ist«, sagte Temple.
    Ihre kastanienbraunen Haare waren hochgesteckt, aber eine Strähne ringelte sich wie eine Schlange um ihren Hals. Sie ließ die Bierflasche ins Gras fallen, dann den Joint, und wiegte sich im Rhythmus, hatte die Augen geschlossen und der Kamera ihr Profil zugekehrt. Sie zog das T-Shirt über den Kopf, löste die Haare, bog die Schultern nach hinten, so daß ihre Brüste fast aus dem BH platzten, knöpfte die Jeans auf und stieg heraus, streckte dann die Arme in die Luft, kreiste mit dem Becken, strich sich über Höschen und Schenkel, schlang die Hand um den Nacken, spreizte die Beine und öffnete den Mund, so als komme es ihr gleich, schob die Haare hinten hoch, ließ sie ins Gesicht fallen und leckte sich mit der Zunge über die Lippen.
    Danach kam nur noch Schnee.
    »Hast du gesehn, wie die Jungs sie angeglotzt haben?« sagte Temple.
    »Hast du jemanden erkannt?« fragte ich.
    »Drei oder vier. Lauter Sportskanonen mit nichts als Matsch in der Birne. Wie kann man bloß so jung und schon so versaut sein?«
    Ich schaute auf

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