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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Helm, der scheppernd davonkullerte. Er rappelte sich auf, stellte sich breitbeinig hin und kämpfte einen Moment lang um sein Gleichgewicht, holte dann aus und verpaßte dem einen Deputy einen Schwinger, der ihm den Kopf nach hinten riß.
    Der andere Deputy zog den Schlagstock, drosch damit dem Lasterfahrer von hinten in die Kniekehlen und brachte ihn zu Fall.
    Normalerweise wär’s das gewesen. Diesmal jedoch nicht. Wir waren gerade an dem Laster vorbeigefahren, als die Deputies loslegten.
    »O-oh«, sagte Temple.
    Sie packten den Betrunkenen an beiden Armen und zerrten ihn hinter den Laster. Dann sahen wir nur noch schemenhaft, wie sie ihn neben dem Hinterreifen niederdrückten, mit Fäusten und Schlagstöcken auf ihn einprügelten, als wollten sie Zeltheringe festklopfen.
    Ich stieg auf die Bremse, zog den Wagen aufs Bankett und setzte zurück.
    Unter der Brücke tauchten die blau-weiß-roten Blinklichter eines zweiten Streifenwagens auf, der in einer Gischtwolke auf uns zugerast kam. Der Fahrer steuerte auf den Seitenstreifen und schaltete das Fernlicht ein, das die beiden Deputies und den blutüberströmten, zusammengekrümmt am Boden liegenden Mann erfaßte.
    Der Fahrer des zweiten Streifenwagens stieg aus und blieb unmittelbar hinter den Scheinwerfern stehen, die die beiden Deputies blendeten. Er hatte ein Funkgerät in der linken Hand und die andere am Griff der Pistole.
    »Habt ihr hier Ärger?« fragte Mary Beth Sweeney.
    Als ich mich in dieser Nacht schlafen legte, ging ein Gewitter über den Hügeln nieder und zog gen Westen ab, bis nur mehr die Blitze zu sehen waren, die hinter den Wolken flackerten wie die Kerzen in einer mexikanischen Kirche, in der es nach Weihrauch, altem Mauerwerk und Wasser roch.
    Oder wie das Mündungsfeuer von L. Q. Navarros blauschwarzem, eigens für ihn angefertigten 45er Revolver mit den Griffschalen aus Elfenbein.
    Im Traum ist es Nacht, und L. Q. und ich reiten durch den Fluß nach Mexiko, wo wir keinerlei Amtsbefugnis haben und erst im Morgengrauen zur Ruhe kommen. Wir sind abgesessen, und unsere Pferde scheuen vor den beiden toten Drogenschmugglern zurück, die mit offenem Mund und ungläubig aufgerissenen Augen in einem Schlammloch liegen.
    L. Q. holt einen Pack Spielkarten, auf deren Rückseite das Wappen der Texas Rangers prangt, aus der Seitentasche seiner Anzugjacke, pult zwei Karten unter dem Gummiring hervor und schnippt sie auf die beiden Leichen.
    Ich nehme ihnen die Waffen ab und werfe sie links und rechts in die Büsche.
    »Der Stoff ist noch in einem von den Häusern da droben. Du übernimmst die linke Seite, und paß auf, daß dich keiner sieht, wenn du über den Himmel kommst«, sagt L. Q.
    »Zünd das Feld an, L. Q., dann verbrennt der Stoff gleich mit«, sage ich.
    »Der Wind kommt von Süden. Ich hob keine Lust, in ein Buschfeuer zu geraten«, sagt er.
    Die Häuser stehen auf einem Hügelkamm. Sie sind aus getrocknetem Lehm, haben kein Dach, und die Fenster wirken wie leere Augenhöhlen. Mein Pferd geht durch das brusthohe gelbe Gras, und es zittert jedesmal nervös, wenn eine der trockenen Mohnkapseln rasselt, die ringsum stehen.
    Plötzlich blitzt aus sämtlichen Fensterhöhlen entlang der Anhöhe Mündungsfeuer auf. Mein Pferd bäumt sich auf, und ich spüre, wie ich rückwärts in die Dunkelheit geschleudert werde, mitten in das gelbe Gras fliege, während über mir die Leuchtspurgeschosse über den Himmel zischen.
    Sie waren es, die das Feld in Brand setzten, die zusahen, wie sich das Feuer mit dem strammen Wind, der ihm frischen Sauerstoff zuführte, rasch ausbreitete. Mein linker Fuß fühlt sich an, als hätte ich nur noch Matsch im Stiefel, und mein Knie knickt ständig ein, als ich den Hang hinaufrennen will, und dann wird mir klar, daß ich am Ende meines Wegs angelangt bin, daß es vorbei ist, daß ich den Flammentod sterben werde wie einst die Ketzer auf dem Scheiterhaufen.
    Dann sehe ich L. Q. Navarro, der tief auf seine Stute geduckt durch das Gras geprescht kommt, mit flatternden Rockschößen, den Stetson in die Augen gezogen, die rechte Hand ausgestreckt wie ein Reiter beim Rodeo.
    Ich kriege seinen Unterarm zu fassen, greife zu und schwinge mich hinter ihm aufs Pferd, schlinge die Arme um seinen Bauch und spüre die geballte Muskelkraft zwischen meinen Beinen, als wir über den Hügelkamm rasen.
    Dann, wie im Rausch, höre ich das Pferd durchs Wasser preschen, höre, wie die Hufe auf Steine schlagen und wie L. Q. losbrüllt: »Jesses,

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