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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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wollte dreihundert Dollar dafür haben«, sagte er.
    »Wirklich wahr?«
    Er ließ den Blick über mein Gesicht schweifen und schaute dann aus dem Fenster, auf einen Mann mit einer cremefarbenen Hose und einem Tropenhut, der auf den Poolsalon zuging.
    »Da ist der Typ, mit dem ich mich treffen soll«, sagte Lucas.
    »Felix Ringo? Der will mit dir über einen Job reden?«
    »Ja, ich hab Ihnen doch von ihm erzählt. Er hat drunten in Piedras Negras eine Möbelfabrik.«
    »Er ist ein mexikanischer Drogenfahnder.«
    »Yeah. Aber er hat auch eine Möbelfabrik.«
    »Warte hier.«
    Ich stieg aus dem Avalon und ging auf den Mann zu, der sich Felix Ringo nannte. Er verzog keine Miene, aber ich sah den zögernden, abschätzenden Blick, mit dem er mich zur Kenntnis nahm, wie ein erwachendes Raubtier.
    »Ich weiß nicht, warum, aber Sie treiben mit dem Jungen in meinem Wagen ein übles Spiel. Damit ist jetzt Schluß«, sagte ich.
    »Sie haben ziemlich schlechte Manieren, Mann.«
    »Ich sag’s nur einmal. Halten Sie sich von ihm fern.«
    »Ich war in Fort Benning. Auf der School of the Americas. Ich bin mit Erlaubnis Ihrer Regierung hier. Ich möchte niemand provozieren, aber ich laß mir von Ihnen auch nichts bieten.«
    »Verlassen Sie sich nicht drauf.«
    »Hey, Mann, ich hab ein gutes Gedächtnis. Mir fällt schon wieder ein, wo ich Ihr Gesicht gesehn hab. Vielleicht geht’s Ihnen dann gar nicht mehr besonders gut.«
    Ich trat vom Gehsteig und kehrte zu meinem Wagen zurück. Er blieb unter den Kolonnaden stehen und schaute zu Lucas. Dann nickte er ihm kurz zu und deutete mit dem Kopf zur Tür.
    »Der ist nicht sauber. Man kann’s regelrecht riechen, wie bei einem korrupten Cop. Der reitet dich mit rein«, sagte ich.
    »Ich komm bei keinem Club unter. Was soll ich denn machen? Mein Leben lang bei meinem Vater arbeiten?«
    »Ist möglicherweise immer noch besser als Baumwollpflücken unter strenger Bewachung«, sagte ich, ließ den Motor an und fuhr los, bevor er aussteigen konnte.
    »Wieso behandeln Sie mich eigentlich wie ein Kleinkind?« sagte er. Sein Gesicht war rot vor Wut und Scham.
    »Ich möchte die Namen von sämtlichen Freunden von Darl Vanzandt wissen«, sagte ich.
    An diesem Abend saß ich am Schreibtisch in der Bibliothek und las in Urgroßpapa Sams verblichenem, mit Wasserflecken übersätem Tagebuch, das er auf dem Zug durchs Oklahoma-Territorium stets in der Satteltasche gehabt hatte.
    L. Q. Navarro saß in einem burgunderroten Polstersessel in der Ecke, vor der Lampe mit dem aus einem Gürteltierpanzer gefertigten Schirm, und spielte mit seinem Revolver. Er wirbelte ihn um den Finger und ließ den Elfenbeingriff in seine flache Hand flutschen. Der dunkle Stahl schimmerte so tiefblau, daß er fast durchscheinend wirkte. Er öffnete mit dem Daumen die Ladeklappe, zog den Hahn halb zurück, drehte die Trommel und überzeugte sich, daß jede Kammer geladen war.
    »Dieser Garland T. Moon? Den kannst du dir mit glühenden Zangen vornehmen. Der Junge hört nicht zu«, sagte er.
    »Ich versuche zu lesen, L. Q. «, sagte ich.
    »Meinst du, du findest da drin eine Antwort? Das kann ich mir kaum vorstellen.«
    Ich las in Urgroßpapa Sams Tagebuch:
     
    Im Indianerland, 4. Juli 1891
    Ich habe immer gehört, im Cherokee Strip wären Frauen rar und kostbar und so anheimelnd wie eine Lehmmauer, aber man hat ihnen das keineswegs übelgenommen. Die Rose vom Cimarron indes straft die alte Cowboyweisheit Lügen. Sie ist vermutlich teils farbig, teils wild und womöglich sogar mit dem Komantschenhalbblut Quanah Parker verwandt. Außerdem ist sie das bezauberndste Geschöpf, das mir jemals unter die Augen gekommen ist. Ich würde sie auf der Stelle heiraten und mit nach Texas nehmen, weiß aber genau, daß ich nicht nur aus der baptistischen Kirche ausgestoßen, sondern auch außer Landes gejagt werden würde. Vorausgesetzt, sie schneidet mir nicht vorher den Hals durch.
    Wenn mich der Herr zu seinem Diener gemacht hat, warum hat er dann zugelassen, daß sich die Fleischeslust im Verein mit dieser Frau zur Unzeit bei mir einstellt?
    L. Q. schob den Revolver ins Holster, ging zu dem hohen Fenster und schaute hinaus auf die Hügel. Ich sah die schweren Messingpatronen in den Lederschlaufen seines Waffengurts, die Dienstmarke der Rangers, die an seinem Holster hing.
    »Dein Urgroßvater ist vom Whiskey und von den Waffen losgekommen, aber seine Haltlosigkeit ist anderweitig wieder durchgebrochen«, sagte er.
    »Was soll das

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