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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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irgendwann zu Ende waren, während andere Menschen sich auf den Beginn eines neuen freuten, und mir war plötzlich klar, daß es wieder einmal soweit war.
    Die Sonne ging am Horizont auf und brannte mir auf den Rücken, als ich zum Haus zurückging. Mein Blick fiel auf die Scheune, den Hof, die Auffahrt, das Portal und auf die zwei schwarzen Limousinen, die dort nichts verloren hatten.
    Ich ging durch die Hintertür und die Küche nach vorn, in den Wohnbereich, wo Brian Wilcox und fünf weitere Steuerfahnder gerade alles auseinandernahmen.
    »Was zum Teufel treiben Sie hier?« fragte ich.
    Wilcox stand mitten in der Bibliothek. Rundum lagen aufgeschlagene Bücher am Boden.
    »Zeig ihm den Durchsuchungsbefehl«, sagte er zu dem Mann neben ihm, der mir den Wisch kurzerhand zuwarf.
    »Ihr Durchsuchungsbefehl ist mir vollkommen egal. Sie haben hier von Rechts wegen nichts verloren«, sagte ich.
    »Halten Sie den Mund, und gehen Sie uns aus dem Weg«, sagte der Mann neben ihm. Er hatte eine Sonnenbrille auf, kurz gestutzte Haare, und sein Gesicht glänzte vor Schweiß.
    »Kommen Sie, Wilcox. Sie sind doch ein Pilot. Ihr brüstet euch doch immer damit, daß keiner was von euch mitkriegt«, sagte ich.
    »Sie behindern eine Ermittlung der Bundesbehörden«, erwiderte Wilcox.
    »Was mache ich?«
    »Meiner Meinung nach ermitteln Sie neben uns her. Das heißt, daß Sie womöglich im Besitz von Beweisen für eine Straftat sind. Daher der Durchsuchungsbefehl. Ob Ihnen das paßt oder nicht, ist mir scheißegal«, sagte Wilcox.
    Ich ging zu meinem Schreibtisch, suchte eine Karteikarte heraus und wählte die Nummer.
    »Ich hoffe, Sie rufen den Richter an. Der ist Halbindianer. Hört auf den Spitznamen Big Whiskey John. Um diese Tageszeit ist er bestens gelaunt«, sagte Wilcox.
    »Billy Bob Holland. Ich habe sechs Steuerfahnder hier, die gerade mein Haus auseinandernehmen«, sagte ich. »Ein gewisser Brian Wilcox leitet die Aktion. Er hat mir eben erklärt, daß er auf meine Meinung scheißt. Entschuldigung, ich muß Schluß machen. Oben ist gerade irgendwas zu Bruch gegangen.«
    Der Agent mit der Sonnenbrille nahm das Tagebuch meines Urgroßvaters aus einem Sessel und warf es mir zu. »Sieht aus wie ein altes Schriftstück. Passen Sie drauf auf«, sagte er und fegte die nächste Reihe Bücher vom Regal.
    »Ich habe gerade bei der Zeitung angerufen«, sagte ich zu Wilcox. »Sie gehört einem alten Freigeist, der der Meinung ist, daß Fluorbeigaben im Trinkwasser verfassungswidrig sind. Habt ihr noch euren eigenen Ausschnittdienst?«
    »Sie kommen sich wohl ungerecht behandelt vor, was? Sie haben uns um acht Monate Arbeit gebracht. Ganz recht, wir waren nämlich grade drauf und dran, Sammy Mace auffliegen zu lassen, als Sie aufgekreuzt sind. Samt Ihrer Süßen, die grade von ihren Leuten aus dem Verkehr gezogen worden ist.«
    Er musterte mich, wartete auf meine Reaktion und verzog dann die Mundwinkel zu einem Lächeln.
    »Ihre Leute?« sagte ich wie benommen.
    »Rufen Sie in ihrem Apartment an. Die ist weg, mein Bester. Ist heute morgen mit einem Flieger abgeholt worden. Eine interne Untersuchung hätte sie nämlich nicht überstanden«, sagte er.
    Ich fing an, die Bücher aufzuheben, die am Boden lagen, und auf meinem Schreibtisch zu stapeln, kam mir vor wie in Trance.
    »Sie sind doch Polizist gewesen« sagte Wilcox. »Man setzt nicht den Schlagstock ein, wenn man jemand zur Räson bringen will. Außerdem schlägt man damit nicht über Schulterhöhe zu. Die hätten sie drangekriegt, und ihre Leute wären mit reingezogen worden.«
    »Ich kann das hier nicht verhindern. Aber irgendwann werde ich Sie dafür zur Rechenschaft ziehen«, sagte ich.
    »Na klar, das wird uns noch schwer zu schaffen machen«, erwiderte Wilcox.
    Der Mann mit der Sonnenbrille nahm sich meinen Schreibtisch vor. Er holte das Holster mit L. Q. Navarros Revolver heraus, öffnete die Ladeklappe und musterte die Messingfassung der Patrone, die darunter steckte.
    Ich packte ihn am Handgelenk.
    »Der hat einem Freund von mir gehört. Er ist jetzt tot. Lassen Sie lieber die Finger davon, ja?« sagte ich und drückte zu, bis ich sah, wie seine Lippen sich teilten und ein Ausdruck in seine Augen trat, den auch die Sonnenbrille nicht verbergen konnte.
    »Wir sind hier fertig«, sagte Wilcox und hob beschwichtigend die Hand. »Daß wir uns nicht mißverstehen, Holland. Wenn Sie noch einmal einen Bundesagenten anrühren, hau ich Ihnen den Arsch voll, daß es raucht.«
    Ich

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