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Dunkler Sturm - Roman

Titel: Dunkler Sturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Narbe unmittelbar über seinem Herzen. Er hatte ein attraktives Gesicht, dessen sauber gestutzter schwarzer Bart bereits von den ersten grauen Haaren gesprenkelt war. Obwohl er rein äußerlich erst Ende dreißig oder Anfang vierzig zu sein schien, hatte er weit länger gelebt. Maxwell Titus hatte mehr gesehen, als er in Erinnerung behalten konnte, angefangen beim Aufstieg und Fall von Kö nigreichen bis hin zu derVerdrängung der Pferdekutsche durch das Automobil. Aber ganz gleich, wie sich die Welt um ihn herum auch veränderte, Maxwell Titus blieb in der Mitte seines Lebens gefangen.
    Noch bevor er das leise Klopfen hörte, spürte er die Gegenwart eines Menschen vor der Tür. »Kommen Sie rein, Flag!«, rief er, ohne sich die Mühe zu machen, sich selbst oder seine Ladys zu bedecken. Die Erste hatte blasse Haut und Haare in der Farbe eines Sonnenaufgangs, der von geschmolzenem Gold durchdrungen war. Ihre Gefährtin bildete einen augenfälligen Kontrast zu ihr mit ihrer zimtfarbenen Haut, den schokoladenbraunen Augen und ihrem Haar, das so schwarz war, dass es kein Licht reflektierte. Maxwells Gespielinnen waren wunderschön, so schön sogar, dass man seinen freien Willen aufs Spiel setzte, wenn man sie zu lange anstarrte. Sie waren Vampire. Titus hatte sie im Rotlichtbezirk von New Orleans aufgelesen, wo sie sich als Huren verkleidet hatten und Touristen und jenen auflauerten, die dem Übernatürlichen gegenüber ahnungslos waren. Sie hatten gefürchtet, ihr Leben als Aasfresser zubringen zu müssen, bis sie Titus begegnet waren. Der Lieblingssohn des Fürsten der Finsternis hatte ihnen Unterkunft, ein Ziel und Macht gegeben, sehr viel Macht.
    Der Mann, der jetzt zögernd den Raum betrat, war knapp über einen Meter achtzig groß und so dünn wie ein Besenstiel. Sein blondes, fast weißes Haar reichte ihm bis auf den Rücken und fiel über seine Schultern. Seine kleinen blauen Augen hinter der Metallbrille wanderten von dem nackten Trio zu seiner Krawatte, die er sorgfältig zurechtrückte.
    »Meister«, sagte Flag mit einem deutlich britischen Akzent, während er seinen Blick auf die Fliesen gerichtet hielt.
    »Dich bringt doch wohl ein bisschen nackte Haut nicht in Verlegenheit?«, spottete Titus und liebkoste Ravens Brust.
    »Selbstverständlich nicht. Ich habe nur nicht erwartet, Euch indisponiert vorzufinden.«
    »Selbst der Lieblingssohn von Belthon hat sterbliche Bedürfnisse.« Er küsste zuerst Helena, dann Raven. »Ladys, lasst uns allein.«
    »Ja, Lord Titus«, antworteten sie gleichzeitig. Die beiden nackten Frauen glitten aus der großenWanne und bewegten sich zur Tür. Ihre gierigen Blicke verschlangen Flag beinahe, als sie an ihm vorbeigingen, aber sie hüteten sich, den Magus unaufgefordert zu berühren.
    »Ich nehme an, du hast Nachrichten von Moses«, sagte Titus und erhob sich ebenfalls aus dem Becken. Er zog seinen schwarzen Morgenmantel von einem Stuhl und warf ihn sich über.
    »Ein weiterer gescheiterterVersuch.« Flags Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    Titus durchquerte den Raum so schnell, dass Flags Blick ihm nicht folgen konnte, und baute sich direkt vor ihm auf. »Du hast mich unterbrochen, um mir zu sagen, dass man versagt hat?«
    Flag schluckte und fuhr fort. »Die Nachtwandler wurden vernichtet, und Moses hat den Körper seines Wirts verloren. Glücklicherweise konnte er sich einen anderen beschaffen, aber es wird eine Weile dauern, bis dieser Wirtskörper kampfbereit ist. Wie es scheint, leidet der neue Körper unter schweren Entzugserscheinungen.«
    Titus zischte. Flag zuckte vor dem Schwefelgeruch zurück, der aus dem Mund seines Meisters drang. »Wie konnten der sogenannte Herr der Schatten und ein kleines Rudel Nachtwandler von zwei Teenagern besiegt werden?«
    »Der Junge wurde getötet, denn er war menschlich, aber das Mädchen ist das nicht – was wir jedoch nicht wussten, bis sie sich verriet. Sie trägt das Mal der Valkrin. Meine Informanten behaupten, sie sei ein Nachkomme von Mercy.«
    Titus schüttelte den Kopf, als er an die aufsässige Dämonenführerin dachte. »Ganz gleich, auf welcher Seite Mercy kämpft, sie bereitet mir ständig Kopfzerbrechen.«
    »Doch dafür haben wir Judas’ Ring in unseren Besitz gebracht. Einer der Trollsoldaten hat ihn in den Bergen Dakotas entdeckt. In diesem Moment wird er in den Gewölben in Sicherheit gebracht«, fuhr Flag fort.
    Judas’ Ring war der Hochzeitsring, der für einen Soldaten der Ersten Wache und Judas’

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