Dunkler Sturm - Roman
erinnern, dass sie mit dem Kopfgeldjäger gesprochen hatten.
Rogue ging ein letztes Mal über den Parkplatz und streute ein braunes Pulver über die Leichname, an denen er vorbeiging, während er leise etwas auf Swahili murmelte. Als er wieder hinter dem Lenkrad seiner Viper saß, machte er sich daran, zu verarbeiten, was er gerade erfahren hatte. Das alles gefiel ihm ganz und gar nicht. Einen oder zwei Nachtwandler hätte er als bloßen Zufall abtun können, aber sechs von ihnen bedeutete, dass irgendetwas Widerliches in diesem faulen Big Apple vorging, und es war sehr wahrscheinlich, dass er sich irgendwann mittendrin wiederfinden würde. Er legte den Gang ein und fuhr los. Im Rückspiegel beobachtete er die Wirkung des Alterungszaubers, den er gewirkt hatte: Der Wind trug sachte die Reste der verwesten Leichname davon.
7. Kapitel
Nachdem sie sehr vorsichtig zur Kreuzung 86th Street Ecke Lexington gegangen waren, bestiegen Gabriel und De Mona die Linie vier. Bis zur 125th war es zwar nur eine Haltestelle, aber die Fahrt schien eine Ewigkeit zu dauern. Andere Fahrgäste streiften das schmutzige Pärchen mit einem kurzen Blick, aber niemand machte eine Bemerkung über ihr Äußeres. In New York City bekam man in der U-Bahn weit merkwürdigere Dinge zu sehen als zwei Leute in schmutziger Kleidung.
Sie verließen die U-Bahn-Station, wandten sich nach Westen und überquerten die 127th Street. Beide hingen ihren Gedanken nach, waren jedoch sehr wachsam. De Mona beobachtete Gabriel neugierig, als er sie durch die Straßen von Harlem führte. Sie hatte gewusst, dass an dieser Mistgabel irgendetwas ungewöhnlich war, doch das hatte sie sich nicht vorgestellt. Wenn der Enkel sie schon zum Leben erwecken konnte, indem er sie nur berührte, würde der Großvater ganz sicher wissen, wie man sie am besten gegen die Mörder ihres Vaters einsetzen konnte.
Als sie die Ecke 127th/Fifth Avenue erreichten, bedeutete Gabriel ihr stehen zu bleiben. Er hatte in dem dunklen Eingang eines Gebäudes eine Bewegung bemerkt. Sofort zog er den Dreizack aus der Hosentasche und versuchte ihn zu aktivieren. Zu seiner Überraschung passierte nichts. Das Metall fühlte sich zwar immer noch warm an, aber er konnte es nicht zum Leben erwecken, wie er es auf dem Parkplatz getan hatte. Als sie gerade weglaufen wollten, trat ein Obdachloser mit einem zerzausten weißen Bart aus dem Türeingang. Er warf ihnen einen neugierigen Blick zu und wühlte dann weiter in den Mülleimern.
De Mona stieß den Atem aus. »Was ist passiert? Du wolltest doch wieder diese Lichtshow veranstalten, oder?«
»Ich weiß nicht …« Gabriel drehte den Dreizack langsam in der Hand. »Vielleicht habe ich ihn bei dem Kampf kaputt gemacht. Ich sehe nach, wenn wir zu Hause sind.«
»Wie weit ist es denn noch? Ich würde mich erheblich sicherer fühlen, wenn wir endlich von der Straße runter wären.«
»Es ist gleich da vorne.« Gabriel deutete ein Stück die Straße hinunter.
Sie gingen weiter den Block entlang, bis sie ein Mietshaus erreichten. Das vierstöckige Ziegelhaus hatte einen kleinen Eisenzaun vor dem Eingang. Es war nicht so gepflegt wie die anderen Häuser in dem Block und wirkte fast ein bisschen heruntergekommen.
Sie gingen durch das Tor am Haupteingang vorbei, und Gabriel führte De Mona drei Stufen hinunter ins Souterrain des Gebäudes. Dort befand sich eine Tür aus sehr dickem Holz, und De Mona konnte schwache Markierungen in der Maserung erkennen. Als sie sie lautlos nachsprach, bildete sich ein abgestandener Geschmack in ihrem Hals. Sie hatte erkannt, worum es sich handelte, fragte sich jedoch, wie gut sie gewirkt waren.
Gabriel warf einen Blick durchs Fenster. »Er ist da, und das Licht ist noch an.« Er schloss die Tür auf. »Kommen Sie.« Er trat über die Schwelle und zog sie an der Hand mit.
De Mona holte tief Luft und folgte ihm. Zuerst passierte nichts, doch als sie versuchte, die Schwelle ganz zu überqueren, schoss Feuer an ihren Armen hoch. Es war so intensiv, dass De Mona nicht einmal schreien konnte; sie fiel einfach nur wimmernd rücklings gegen die Mülltonnen.
»Himmel, ist alles okay mit Ihnen?« Gabriel lief zu ihr und half ihr hoch.
»Mir geht’s gut.« De Mona rieb sich die Arme. Schmale Striemen zeichneten sich darauf ab, aber ihr Körper begann bereits damit, sie zu heilen. »Geben Sie mir nur eine Sekunde Zeit.«
»Was hat das zu bedeuten?«
»Das ist ein Schutzzauber«, antwortete eine tiefe Stimme. »Er dient dazu, die
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