Dunkler Sturm - Roman
sinken, schob es jedoch nicht in die Scheide zurück. Dann musterte er De Mona prüfend, während sie ihn ihrerseits betrachtete.
»Soll ich mich in Pose werfen, damit Sie ein Foto machen können?«, fragte sie sarkastisch.
»Ich will Sie nicht anstarren, aber Sie sind der erste Sprössling aus derVerbindung eines Dämons und eines Menschen, den ich zu Gesicht bekomme. Wo sind Ihre Eltern? Geht es Edward und Mercy gut?« Seiner besorgten Miene hätte man niemals angesehen, dass er noch vor wenigen Augenblicken auf De Mona geschossen hatte.
De Mona nahm aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf der anderen Straßenseite wahr und versteifte sich. Zum Glück war es nur eine hungrige streunende Katze auf der Suche nach Futter, aber beim nächsten Mal könnte es auch einer von Belthons Killern sein, die auf ihre Köpfe scharf waren. »Mr. Redfeather, um die ganze Geschichte abzukürzen: Ich habe keine Ahnung, wo meine Mutter ist, und mein Vater wurde vor ein paar Tagen ermordet, und zwar offensichtlich wegen dieses Dings, das Ihr Enkel in seiner Hose hat.« Gabriel errötete bei ihren Worten. »Ich bin gerne bereit, ins Detail zu gehen, aber im Moment versucht ein Dämonenlord, uns umzubringen, und ich würde ihm ehrlich gesagt die Arbeit lieber nicht erleichtern, indem wir hier herumstehen wie drei verwirrte Crack-Raucher. Also, könnten Sie diesen Schutzzauber vielleicht kurz außer Kraft setzen, damit wir hineingehen und uns wie normale Menschen unterhalten können?«
Nachdem Redfeather den Schutzzauber außer Kraft gesetzt hatte, führte er sie in sein Arbeitszimmer, wie er es nannte. Eigentlich war es ein Kellerraum, der zum Bersten vollgestopft war. Drei Bücherregale beherrschten die gesamte Rückwand, jedes mindestens einen Kopf höher als ein Mann. In ihnen drängten sich Bücher über so ziemlich jedes Thema, das der Menschheit bekannt war, und auch über etliche Dinge, die sie nicht kannte. Ebenso interessant war derWandschrank hinter einem Schreibtisch, den man vor lauter Dokumenten und Schriftrollen kaum sehen konnte. In den Regalen standen Bücher in allen möglichen Formen, Größen und Farben. Einige waren neue Paperbacks, während andere Exemplare älter und in Leder gebunden waren. Die linkeWand, neben der De Mona stand, war eine Hommage an bestimmte Bücher und verschiedene Merkwürdigkeiten. Sämtliche Wände des kleinen Kellerraums waren von Bücherregalen bedeckt, die Werke über alles nur Denkbare enthielten. Bücher drängten sich auf den Regalbrettern, waren auf Tischen gestapelt und lagen in Stapeln auf dem Boden. De Mona war sicher, dass sie in ihrem ganzen Leben nicht einmal einen Bruchteil dieser Bücheranzahl gelesen hatte.
Redfeather fegte mit dem Arm ein paar Bücher und Papiere zur Seite und enthüllte ein verschlissenes, grünes Zweiersofa. Dann bedeutete er ihnen, sich hinzusetzen. De Mona ließ sich nur zu gerne erschöpft auf die alten Kissen fallen. Dann sah sie zu Gabriel hoch, der wie angewurzelt neben einem der Buchregale stand und sie anstarrte. Es tat ihr leid, dass sie sich ihm so unvermittelt hatte enthüllen müssen, aber sein Großvater hatte ihr keine andereWahl gelassen, als er so schießwütig geworden war.
»Das mit Ihrem Vater tut mir leid.« Redfeather hockte sich auf den Rand eines von Büchern übersäten Tisches. »Was genau ist passiert?«
De Mona riss ihren Blick von Gabriel los und sah ihn an. »Ehrlich gesagt versuche ich immer noch, das herauszufinden.« Dann erzählte sie Redfeather eine Kurzversion von dem, was sie bereits Gabriel mitgeteilt hatte. Sie schilderte die Ereignisse der Nacht, in der sie und ihr Cousin aus dem Kino gekommen und ihren Vater gefunden hatten. »Er war in einem schrecklichen Zustand«, erinnerte sie sich. »Sie hatten ihn fast verbluten lassen, und um ihn zu demütigen, hatten sie ihn mit seinen Hoden an einen Stuhl gefesselt.« Sie verstummte, weil diese Worte sie fast erstickten. »Es ist ein Wunder, dass er noch lange genug gelebt hat, um sich zu verabschieden. Ich wollte Hilfe rufen, aber das ließ er nicht zu. Er sagte, es wäre wichtiger als alles andere, diese Gabel zur Kirche zurückzubringen, sogar wichtiger als sein Leben.«
»Moment mal«, mischte sich Gabriel ein. »Sagten Sie nicht, dass Sie herausfinden wollten, was es ist?«
»Ja, ich muss herausfinden, was es ist. Mein Vater ist wegen dieser Mistgabel gestorben, und ich will wissen, warum.«
»Mistgabel?« Redfeather sah von De Mona zu Gabriel.
»Oh, vor lauter
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