Dunkler Sturm - Roman
ich sehe, sind Sie nicht bewaffnet, und doch ist dieses Ding, das Sie angegriffen hat, tot.« Er deutete auf den verwesten Leichnam.
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hatte Glück.«
Es war offensichtlich, dass Gabriel ihr nicht glaubte, aber er ließ es auf sich beruhen. »Wir beide müssen uns eindeutig ausführlicher unterhalten, aber nicht hier und nicht jetzt. Bei all dem Lärm, den wir gemacht haben, wird die Polizei nicht lange auf sich warten lassen. Und ich glaube nicht, dass sie uns unsere Erklärung dafür abkaufen wird, wie diese Leichen hierhergekommen sind.«
De Mona sah sich um und betrachtete das Ausmaß derVerwüstung, das sie angerichtet hatten. »Okay, der Punkt geht an Sie. Wohin?«
»Nach Harlem. Wir besuchen mein Großvater.« Gabriel griff nach hinten und schob den Dreizack in den Bund seiner Jeans.
6. Kapitel
Der erste Streifenwagen war gerade fünf Minuten zuvor am Tatort eingetroffen, als eine mitternachtsblaue Dodge Viper langsam heranrollte. Die Beamten waren noch nicht dazu gekommen, das Morddezernat zu verständigen, also wussten sie, dass es keiner von ihren Leuten sein konnte. Der befehlshabende Officer ging zu demWagen, um den Fahrer zum Weiterfahren aufzufordern, aber dieWagentür öffnete sich, bevor er ihn erreicht hatte.
Ein großer, athletisch gebauter Mann stieg aus. Ein Windstoß fuhr unter seine Lederjacke, so dass die beiden Colts in ihren Halftern unter jedem Arm zu sehen waren. Wenn man genau hinschaute, konnte man die Runen erkennen, die in den Griff und den Lauf der linkenWaffe eingearbeitet waren. Die glatte Gesichtshaut des Mannes war schokoladenbraun, ebenso ein Erbe seiner guyanischen Mutter wie das kantige Kinn und die breite Nase. Obwohl die Sonne nicht schien, trug er eine sehr dunkle Sonnenbrille. Sein lockiges Haar hatte er zu einem festen Pferdeschwanz zusammengebunden, der bis auf seinen Rücken hinunterreichte. Zwischen seinen Lippen hing eine brennende Zigarette, deren Asche durch die Luft geweht wurde. Er sah ziemlich gut aus, und doch vergaßen die meisten Leute sein Gesicht wieder, sobald sie es gesehen hatten, was ihm auch ganz lieb war.Verschwiegenheit war sein Trumpf. Er schnippte die Zigarette achtlos weg und näherte sich dem Tatort.
»Sir, ich muss Sie bitten, wieder in IhrenWagen zu steigen und weiterzufahren. Das hier ist eine Angelegenheit der Polizei.« Ein korpulenter Officer mit einem knallroten Gesicht trat ihm in den Weg.
»Alles klar, Mann. Ich gehöre zu euch.« Rogue zückte seinen Ausweis.
Der dicke Beamte kniff die Augen zusammen, als er den Namen unter dem etwas unscharfen Foto las. »Jonathan Rogue«, sagte er laut. »Ich habe von Ihnen gehört. Sie sind kein Cop, sondern eine Art Kopfgeldjäger oder so etwas.«
Rogue grinste. » Oder so etwas , wie niedlich.«
Rogues Name war unter den Polizeibeamten New Yorks berüchtigt. Er war Polizist in der dritten Generation gewesen und hatte eine vielversprechende Zukunft beim Dade-Country-Drogendezernat in Florida vor sich, bevor seine Unbeherrschtheit ihm die Suspendierung einbrachte. Ein kleines Mädchen war in einer der Wohneinheiten von Carol City an einer Überdosis Heroin gestorben. Rogues Schwester hatte Jahre zuvor das gleiche Schicksal ereilt, deshalb nahm er den Tod des Mädchens persönlich und das Gesetz in die eigenen Hände. Er hatte nicht vorgehabt, den Dealer zu töten, aber die Dinge liefen aus dem Ruder, und Rogue fand sich vor dem Ausschuss für Innere Angelegenheiten wieder. Wegen der tiefen Verwurzelung seiner Familie bei der Polizei wurde der Fall als rechtmäßige Tötung verhandelt, was Rogue das Gefängnis ersparte, aber wegen seiner ebenfalls langen Geschichte seines brutalen Umgangs mit Dealern wurde er aus dem Polizeidienst ausgeschlossen.
Dass Rogue ein guter Polizist gewesen war, hatte ihm sowohl unter den Kriminellen als auch bei den Gesetzeshütern Respekt eingebracht, aber es war seine Gabe für Bannwirkerei, die ihn zur Geißel der übernatürlichen Welt machte. Denn Rogue war nicht nur ein Cop in der dritten Generation, sondern auch ein Magus in der siebenten. Magier waren Bannwirker, aber nicht so wie Hexen oder Zauberer. Der Unterschied ähnelte dem zwischen Pfannkuchen und Crêpes. Sie waren das Gleiche und doch anders. Magier waren zwar nicht von Geburt an so begabt wie Zauberer, glichen jedoch den Mangel an natürlichen Fähigkeiten durch ihr Wissen aus. Sie zerlegten uralte Magien und setzten sie dann so zusammen, dass sie ihren eigenen
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