Dunkler Sturm - Roman
waren wieder verschwunden, aber immer noch blitzte der Mond in ihren Augen. »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich nicht hier bin, um Ihnen etwas zu tun. Aber wenn Sie mich noch einmal angreifen, werden Sie feststellen, dass dieser Trick auch mit Knochen funktioniert.« Sie hob die verbogeneWaffe hoch, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Dann wartete sie, bis die Spannung sich etwas gelegt hatte, bevor sie fortfuhr: »Mein Name ist De Mona Sanchez. Sie kannten meine Eltern, Edward und Mercy.«
Redfeathers Blick verriet, dass sie recht hatte. »Sie sind Mercys Kind?« Natürlich kannte er die Geschichte von Edward und Mercy. Er war vor vielen Jahren zufällig auf Mercy gestoßen, als er als Forscher für das Allerheiligste gearbeitet hatte. Sie war vor einem Krieg geflohen, der immer noch in den entferntesten Winkeln der Welt tobte, und hatte in Amerika Amnestie gesucht. Wie die meisten Dämonen, die einwanderten, wurde sie vom Allerheiligsten vorgeladen.
Edward hatte sich freiwillig als ihr Bürge gemeldet, der sie mit den Gesetzen des Allerheiligsten und der Menschheit vertraut machte und ihr in der Übergangszeit half. Neben den Trollen waren die Valkrin die gefürchtetsten Krieger des Dunklen Ordens und seiner Sache bis dahin am loyalsten ergeben. Einen Bericht über ihre Kultur von jemandem aus diesem Orden selbst zu hören, kam äußerst selten vor, und er wollte unbedingt die Chance ergreifen, diesen Bericht für die Archive des Ordens des Allerheiligsten aufzuzeichnen.
Als Edward Mercy das erste Mal sah, war er vollkommen überrascht. Sie wartete im Garten auf ihn, gekleidet in ein einfaches weißes Leinenkleid, und hatte ihr dichtes schwarzes Haar zu einem Zopf um den Kopf geflochten. Als sie ihn anlächelte, kam es ihm vor, als würde die Sonne heller scheinen. Er wusste, dass die Valkrin zu den wenigen Dämonen gehörten, die menschliche Gestalt hatten, aber er hatte nicht erwartet, dass sie so atemberaubend schön sein würde. Wäre sie von dieser Welt gewesen, hätte er vermutet, dass ihre Vorfahren von den Azteken abstammten. Äußerlich schien Mercy nicht älter als dreißig zu sein, doch damals war sie bereits weit über zweihundert Jahre alt. Sie war eine schlachtenerprobte Kriegerin, wie zu erwarten war, aber sie war auch eine sehr gebildete und intelligente Frau. Während ihrer ersten Sitzung vertraute sie ihm an, dass sie viel Zeit unter Menschen verbracht hatte, weil sie sie für den Dunklen Orden, aber auch aus persönlicher Neugier studieren wollte. Sie hatte festgestellt, dass ihre fast kindliche Schwäche sie anzog. Unter ihresgleichen wurden die Schwachen gemieden und oft von den stärkeren Kriegern vernichtet, aber bei den Menschen galt Schwäche nicht als etwas Schändliches. Wenn sie nicht unter ihnen war, sehnte sie sich nach den Menschen zurück, die sie studierte, also beschloss sie bei ihrer letzten Exkursion, dass sie unter diesen fremden Kreaturen bleiben würde. Deshalb hatte sie Schutz beim Orden des Allerheiligsten gesucht.
Manchmal saßen sie stundenlang da und redeten wie zwei Schulkinder über alles, angefangen von den Unterschieden zwischen den neun Höllen bis hin zumVergleich der Vorteile von DVDs zu VHS -Kassetten. Schließlich ging ihre Beziehung über seine reine Funktion als Bürge hinaus, denn sie wurden wirklich gute Freunde. Sie fand in ihm jemanden, dessen Intelligenz der ihren gleichkam, und er fand in ihr eine bereitwillige Studentin, die nicht nur wissbegierig war, sondern auch die Liebe und das Verständnis davon begreifen wollte.
Es war daher keine Überraschung, dass Edward für ihr Visum bürgte, aber es gab einen ziemlichen Aufruhr, als die beiden ein Liebespaar wurden. Redfeather war dabei gewesen und hatte mit angesehen, welche Unruhe Edwards Entscheidung unter denen ausgelöst hatte, die sich immer noch nicht ganz an die Vorstellung gewöhnen konnten, dass Dämonen unter ihnen lebten. Als sich Edward ein paar Monate später entschloss, Mercy zu heiraten, machte ihn das zu einem Ausgestoßenen, und nach einer Weile wurde die Situation für das Paar unerträglich. Edward beschloss daher, den Orden des Allerheiligsten zu verlassen und ein ruhiges Leben mit seiner Frau zu führen. Redfeather und er blieben noch eine Weile in Kontakt, aber die Briefe und E-Mails wurden immer seltener, je mehr Edwards Antiquitätengeschäft expandierte.
»Herr im Himmel.« Redfeathers Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, was sie ihm da erzählte. Er ließ das Messer
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