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Dunkler Sturm - Roman

Titel: Dunkler Sturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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alles andere als das. Sie war sehr zierlich, und unter dem seidenen Gewand erhoben sich zart knospende Brüste. Noch war ihre Schönheit nicht ganz erblüht, und dennoch war sie hinreißend. Es war ein wenig so, als sähe man zum ersten Mal einen Sonnenaufgang. Auf dem Gipfel ihres Ruhms hätte man Leah in vielen Kulturen als Göttin verehrt, doch dank Belthons Magie war sie jetzt eine Frau, die im Körper eines Mädchens gefangen war.
    »Liebe Leah, Hölle ist ein so relativer Begriff.« Titus näherte sich dem Bett, blieb aber vorsorglich außerhalb ihrer Reichweite. Obwohl ihre Magie in den Körper eines Kindes gepresst worden war, konnte sie immer noch körperliche Schmerzen bereiten. »Und außerdem würden die meisten Frauen für die Chance, ewig jung zu bleiben, einen Mord begehen.«
    »Ich war ewig jung.« Sie zog ihre schlanken Beine unter sich. Obwohl sie jetzt ruhiger schien, glühten ihre Augen immer noch mörderisch. »Ich war eine Frau, die für alle Zeit zwanzig Jahre alt war. Ich war eine Göttin, doch das hast du mir genommen.«
    »Ich habe dir gar nichts genommen, liebes Kind, sondern nur den Reifeprozess deiner Macht ein wenig verzögert«, erwiderte Titus, als wäre es das Einfachste auf der Welt.
    »Indem du mich ermordetest?« Ihre Stimme klang beinahe flehentlich. »Wäre ich ich selbst, würde ich dir die wahre Hölle zeigen, Verräter«, zischte sie.
    »Dessen bin ich sicher, Leah. Und das ist auch der Grund, warum du niemals zu einer Frau werden wirst«, verspottete sie Titus.
    Wie die meisten Feen war auch Leah von Sterblichen fasziniert. Eine ihrer bevorzugten Beschäftigungen war es gewesen, sich maskiert unter ihnen herumzutreiben. Leah tauschte die Seele mit einem sterblichen Mädchen und nahm sich für ein oder zwei Nächte einen Liebhaber. Um den Körper der Sterblichen sorgte sie sich nie, weil der betreffende Mensch entweder verrückt wurde oder verbrannte, wenn der Geist der Fee, die den Körper von der darin verbliebenen Magie trennte, nicht mehr in ihm wohnte. Während eines dieser kleinen Spielchen war sie Belthon in die Hände gefallen.
    Der sterbliche Liebhaber, den sie sich ausgesucht hatte, war ein Anhänger der Dunklen Mächte. Sie tranken Wein und schliefen die ganze Nacht miteinander, bis in den frühen Morgen. Als Leah in ihrem geborgten Körper schlief, konnten die Lakaien von Belthon sie überwältigen. Auch der Dämonenlord kannte die Legenden über die Feen, weshalb er sie mit einem finsteren Bann belegte: Jeder Wirtskörper, den sie jemals bewohnt hatte, wurde ermordet, bevor er sein zwanzigstes Lebensjahr erreichte, und durch ein anderes junges Mädchen ersetzt. Leah würde zwar alt genug dafür sein, dass der Dunkle Orden ihre Macht nutzen konnte, aber niemals so alt, dass sie wieder zur Göttin werden konnte.
    »Genug der Erinnerungen. Ich brauche Antworten, die nur du mir geben kannst«, erklärte Titus.
    Leah lächelte ihn an. »Lord Titus, du bist ein Narr, wenn du glaubst, dass ich dir freiwillig helfen werde. Töte meinen Körper, wenn du musst, aber ich werde weder dir noch deinem Herrn dienen.« Leah lehnte sich zurück und verschränkte die Arme, als wäre das ihr letztes Wort.
    »Oh, ich glaube schon, dass du mir helfen wirst.« Titus’ Hand schoss vor, und er packte die weibliche Wächterin an der Gurgel. Sie wehrte sich, war jedoch machtlos gegen seine übernatürlichen Kräfte. Titus fuhr mit der Hand über ihre nackte Haut und hinterließ rote Striemen darauf. Zunächst passierte nichts weiter, doch dann lief Blut aus der Wunde über seine Hand.
    »Eine Opfergabe.« Titus grinste, als er seine blutige Hand ausstreckte. Das Blut tropfte von seinen Fingerspitzen auf die lavendelfarbene Bettwäsche und hätte beinahe Leahs nackten Fuß getroffen.
    »Nein!« Die Fee wich in die Mitte des Bettes zurück, als könnte das Blut sie verbrühen. »Ich werde dir nicht dienen!«
    Titus zerrte dieWache zum Bett, auf dem Leah kauerte. »Du hast keineWahl«, erklärte Titus und steckte seine Finger in die Wunde. Blut spritzte in einem Bogen in die Luft und benetzte den Schleier aus Spitze, der das Himmelbett umhüllte. »Ich bringe dir ein Opfer, Fee. Blut und Knochen, das ist der Tribut.« Er spritzte mit den Fingern Blutstropfen auf Leah.
    Als das Blut ihre Haut berührte, schrie sie auf, als wäre sie verbrüht worden. Die Tropfen zischten, bevor sie in ihre Poren eindrangen. Der Leichnam der Wächterin zuckte heftig, als der Rest ihres Blutes aus ihr

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