Dunkler Sturm - Roman
ihn in seinen Besitz zu bringen. Er …«
»Schweig!« Titus unterstrich seinen Befehl mit einer Handbewegung. »Du weißt, dass ich schlechte Nachrichten lieber aus erster Hand erfahre.«
Flag verbeugte sich, dankbar, dass er nicht für die Überbringung schlechter Nachrichten bestraft wurde. »Selbstverständlich, Meister. Ich bereite den Spiegel vor.« Flag trat zu einem Spiegel in einem silbernen Rahmen, der etwa einen Meter fünfzig hoch und an der Wand von Titus’ Büro montiert war. Der Magus flüsterte eine Beschwörung und fuhr mit der Hand über das Glas, das sich sofort mit Rauch zu füllen schien. Als der Rauch sich verzog, tauchte ein verzerrtes Bild von Riel im Spiegel auf.
»Und welche Neuigkeiten hat mein bester Hauptmann heute Nacht für mich?« Titus klang, als wüsste er die Antwort bereits.
Riel zögerte. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass seinem Meister die Neuigkeiten, die er hatte, nicht gefallen würden, und Riel hatte seinen Wirtskörper durchaus lieb gewonnen. New York lag zwar Hunderte von Meilen von Titus’ Hauptquartier entfernt, aber wenn es um Magie ging, spielte Distanz keine Rolle. Obwohl man den Zauberspiegel nicht für Reisen benutzen konnte, war Riel durch ihn bis zu einem gewissen Punkt durchaus erreichbar.
»Lord Titus, Lieblingssohn von Belthon, ich begrüße Euch demütigst …«, begann Riel, wurde jedoch von einer knappen Handbewegung unterbrochen.
»Riel, bitte überspring die Förmlichkeiten und komm zum Punkt.« Titus’ Stimme war zwar neutral, aber seine Augen funkelten bedrohlich.
»Wie Ihr wünscht.« Riel schluckte. »Ich habe heute Abend mit einem Ritter gekämpft, der mit dem Dreizack des Himmels gefochten hat.«
»Da du, wie ich sehe, noch am Leben bist, darf ich annehmen, dass du dieWaffe für den Finsteren Vater erbeutet hast?«, erkundigte sich Titus.
Riel senkte den Blick. »Nein. Die Nachtwandler wurden vernichtet, und ich bin nur knapp der Zerstörung meines Wirtskörpers entkommen.«
Ohne Vorwarnung zuckte Titus’ Hand in den Spiegel. Als seine Finger die Oberfläche durchstießen, zerbrach kein Glas, sondern es ertönte nur ein dumpfes Geräusch, als wäre etwas hingefallen. Auf der anderen Seite umklammerten knorrige Finger Riels Kehle, und schwarze Nägel gruben sich tief in sein gestohlenes Fleisch. Er spürte, wie seine Haut Blasen warf, als Titus drohte, ihn durch Flammen zu vernichten.
»Die Alten nannten dich den Königsmacher, ich aber nenne dich einen Versager!« Titus’ Augen glühten, ebenso wie seine Hände. »Seit Jahrhunderten suchen wir nach den restlichenWaffen dieser verfluchten Ritter, und du hast es geschafft, die mächtigste von ihnen an den Bastard einer vergangenen Ära zu verlieren. Riel, du kennst ebenso gut wie alle anderen Mitglieder des Dunklen Ordens den Preis fürVersagen.«
Riel war einer der gefürchtetsten und mächtigsten Dämonen in der Geschichte der Welt, dennoch versuchte er vergeblich, sich aus Titus’ Griff zu befreien. Die Hauptfunktion des Spiegels diente der Kommunikation, aber die Geschicktesten im Umgang mit dem Objekt oder seinem Zauber konnten Gegenstände durch das Glas hindurchschicken oder empfangen, wie Titus es Riel gerade zeigte. Die Tatsache, dass die Übertragung durch den Spiegel über die Ebene der Dämonen führte, erlaubte es Titus, seine Dämonengestalt anzunehmen und sich von den üblichen Beschränkungen des Reichs der Sterblichen freizumachen. Schon in der Menschenwelt war Titus mächtig, aber auf der Ebene der Dämonen verfügte er über die Macht von Belthon selbst.
Riel keuchte. Er versuchte noch immer, seine eigene Macht gegen Titus einzusetzen, aber ihm fehlte die Kraft. Als ihm klar wurde, dass er Titus niemals würde besiegen können, suchte er sein Heil in der Diplomatie. »Er hat den Sturm beschworen!«, krächzte er.
Titus lockerte seinen Griff. »Ausgeschlossen. Erbärmliche Lügen werden dein Schicksal nicht abwenden.«
»Es ist dieWahrheit«, beharrte Riel. »Sturmwolken tanzten in seinen Augen, Meister, während er das gesamte Rudel von Nachtwandlern erledigte. Ich schwöre es, Lord Titus; der Bischof selbst hat durch den Jungen zu mir gesprochen!«
Titus ließ von Riel ab und zog seine Hände aus dem Spiegel. Sie hatten wieder menschliche Form angenommen, aber die Haut um die Knöchel war ein wenig versengt. Titus musterte Riel, während er über dessen Worte nachdachte. »Erzähl mir mehr davon, Bastard«, befahl er dann.
Riel berichtete die Geschichte
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