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Dunkler Sturm - Roman

Titel: Dunkler Sturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ihn bewachen, bis sein Großvater aus dem Allerheiligsten zurückkehrte.
    Die letzten zwei Stunden hatte Gabriel still dagelegen, weder geschnarcht noch sich gewälzt. Doch vor einigen Augenblicken hätte sie schwören können, dass sie Stimmen gehört hatte. Meg ging rasch nach oben, wo er schlief, und legte ihr Ohr an die Tür. »Mein Wille wird geschehen«, hörte sie ihn immer und immer wieder murmeln. Sie befürchtete, dass er vielleicht ins Delirium gefallen war, und öffnete die Tür, um nach ihm zu sehen.Was sich ihren Blicken darbot, raubte ihr die Sprache.
    Gabriel war nicht nur aufgewacht, sondern stand mitten im Zimmer. Er war von der Hüfte aufwärts nackt und schwitzte, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen. Sein schwarzes Haar wehte in einem Wind, der gar nicht hätte existieren dürfen, während er immer wieder diese Anrufung wiederholte. In seiner Hand hielt er ein Ding, von dem Meg niemals geglaubt hätte, dass sie es noch zu ihren Lebzeiten zu Gesicht bekommen würde: den Nimrod.
    Meg vergeudete keine Zeit. Sie wob ein komplexes Muster in der Luft und beschwor damit jeden nur erdenklichen magischen Verteidigungszauber, der ihr einfiel. Sie wusste in ihrem Innersten, dass Magie gegen einen Gott nicht viel ausrichten konnte, aber sie würde es zumindest versuchen. Meg sprach in einer lange vergessenen Sprache, als sie die Macht der Göttin anrief. »Im Namen von allem, was rein ist, werfe ich dich in deine Grube zurück, Dämon.« Meg bemühte sich nach Kräften, aber ihre Magie löste sich auf, bevor sie auch nur auf einen Meter an Gabriel herangekommen war.
    Er lächelte spöttisch, legte eine Hand auf Megs magische Barriere und zerschmetterte sie. »Jeder, der sich dem Wort meines Herrn widersetzt, wird im Feuer brennen!«
    Der Dreizack loderte so hell, dass Meg ihre Augen bedecken musste. Sie wich zurück und stieß gegen den Türrahmen. »Gabriel?«, rief sie ihm zu. Eine Sekunde lang sah sie etwas Braunes hinter den Sturmwolken leuchten, doch es verschwand ebenso schnell, wie es gekommen war.
    »Schon zu lange haben die Unreinen die grünen Weiden meines Herrn beschmutzt.« Er packte Meg am Kinn und hob sie vom Boden hoch, als wäre sie ein kleines Kind. »Fürchte dich nicht, Hexe, denn du wirst gereinigt werden.« Gabriel legte den Nimrod sanft auf Megs Brust, und sie spürte, wie sich ihre Lunge mitWasser füllte. Sie versuchte es auszuhusten, aber es bildete sich immer wieder neu, bis ihr Kampf dagegen nachließ. »Wie zerbrechlich die Magier geworden sind.« Er warf sie in den Flur, wo sie gegen das Geländer stieß, das zerbrach. Dann setzte sich Gabriel auf sein Bett, als wäre nichts geschehen, und legte sich auf den Rücken. Geh voran, mein Gefäß, und zeige mich dieser Welt … Die Stimme verklang. Gabriel schüttelte sich, um den Nebel aus seinem Kopf zu vertreiben, und zuckte dann vor dem Ergebnis seiner schrecklichen Tat zurück.
    »Meg!« Gabriel warf den Nimrod aufs Bett und rannte zu ihr. »Was habe ich getan?« Er kniete sich neben Megs reglose Gestalt auf den Boden, während ihm Tränen in die Augen stiegen. Ein Blutstropfen lief an der Seite ihres Kopfes herab, und er wischte ihn zärtlich weg. »Meg, kannst du mich hören?« Er betete darum, dass sie aufwachen möge, aber sie tat es nicht.
    »Was hast du getan?« Er wandte sich zu dem Dreizack um, dessen Strahlen allmählich abnahm. Gabriel packte das abkühlende Artefakt, riss es vom Bett und hielt es auf Armeslänge von sich weg. »Du hast das getan!« Er erwartete, die geisterhafte Stimme erneut zu hören, doch das Ding blieb stumm.
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sein Großvater nicht nach oben gekommen war, um nachzusehen, was dieser Lärm zu bedeuten hatte. »Großvater!« Gabriel rannte die Treppe hinab und lief in das Untergeschoss des Mietshauses. Als er das Arbeitszimmer seines Großvaters betrat, zog sich sein Herz zusammen. Alles war zerstört. Sämtliche Artefakte und alles, was seinem Großvater lieb und teuer gewesen war, war verschwunden, und das war seine Schuld. Er durchsuchte die Trümmer, fand jedoch keine Spur von De Mona oder seinem Großvater, also waren sie dem Zorn des Nimrod vielleicht entronnen. Doch wo waren sie dann?
    Es gab viele Fragen zu beantworten, doch zunächst einmal musste Gabriel dringend das Haus verlassen. Je nachdem, wie viel Lärm der Nimrod gemacht hatte, bestand durchaus die Möglichkeit, dass die Polizei bereits hierher unterwegs war, und er hätte Schwierigkeiten

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