Dunkler Sturm - Roman
weitere Tür führte. Dahinter befand sich die Kapelle. Es war schon sehr lange her, seit Redfeather diesen Raum das letzte Mal gesehen hatte, aber er war noch genauso beeindruckend wie damals. Die Kapelle hatte die Größe eines kleinen Bahnhofs. Die Decken waren mit Bögen verziert, und der Boden bestand aus Hartholz. Mit ihren Holzbänken und Altären ähnelte sie einer echten Kirche, aber ihre Wände waren mit den Symbolen aller Religionen geschmückt. Sowohl die Menschheit als auch andere Kreaturen waren in dieser Kapelle repräsentiert.
De Mona spürte die vertraute Energie ihres Volkes in diesem Raum, und ihr wurde beinahe schwindlig. Sie musste sich an einer der Bänke festhalten, und ihre Hand streifte plötzlich etwas Weiches. Sie schaute hin, konnte jedoch nichts erkennen. Als sie in die Schatten starrte, schien ihr alles vor den Augen zu verschwimmen. Aber sie hatte nicht das Gefühl, als stimmte etwas mit ihren Augen nicht, sondern eher, als stimmte etwas nicht mit der Stelle, auf die sie blickte. Dann bewegte sich der Schatten, und zwei Augen, die so schwarz waren, dass sie zu glänzen schienen, starrten zurück. De Mona blinzelte kurz, und die Augen waren verschwunden.
Lydia führte sie über den Teppich des Ganges zu einer gepolsterten Bank, die im Schatten des größten Altars stand. Sie bedeutete ihnen, sich zu setzen, und stützte sich auf ihren Stab. »Also, Mr. Redfeather …«
»Einfach nur Redfeather, das genügt«, unterbrach er sie.
»Verzeihung … Redfeather, was bringt Sie und …«
»De Mona.«
»Richtig …Was bringt Sie und De Mona ins Allerheiligste? Sind Sie gekommen, um eine Petition für Ihre Sippe einzureichen oder nur für sich selbst?« Die letzte Frage richtete Lydia an De Mona.
»Petition? Ich verstehe nicht einmal, was hier vorgeht.Was meinte Mr. Saubermann damit, dass die Valkrin hier nicht willkommen seien?«
»Ich wollte die gleiche Frage stellen«, warf Redfeather ein. »Was ist passiert, dass die Krieger Ausgestoßene sind?«
»Das wissen Sie nicht?« Trauer verdunkelte Lydias Gesicht. »Ich werde Ihnen sagen, was ich darüber weiß. Zuerst waren es die niederen Dämonen, die abtrünnig wurden. Diejenigen, die zu schwach waren, um als Soldaten zu dienen, und die keinen Mut hatten, in den Krieg zu ziehen. Mit der Zeit fielen jedoch auch einige der stärkeren Dämonen ab. Die Ghelgaths, die Elementarwesen, all die Kriegsmüden kamen, weil sie des Schlachtens überdrüssig wurden. Die Zahl der Dämonen, die auf unsere Seite überliefen, war verblüffend, doch den größten Schock versetzte es uns, als Mercy vor unserer Tür auftauchte und uns um Asyl bat. Die Valkrin waren das Rückgrat der Dunklen Horden, deshalb glaubten wir, als sie und die anderen zu uns kamen, dass wir vielleicht kurz davor waren, einen Krieg beenden zu können, der seit Anbeginn der Zeit währte. Durch Mercy lernten wir während ihres Aufenthalts bei uns sehr viel über die Valkrin. Sie und Edward halfen uns dabei, einige der Neuankömmlinge an die moderne Welt und ihre Gesetze zu gewöhnen. Doch dann, eines Tages, begannen die Valkrin zu verschwinden.«
»Was war geschehen?«, erkundigte sich Redfeather.
»Zuerst glaubten wir, es wäre das Werk der Dunklen Lords, welche die Krieger dafür bestraften, dass sie den Orden verraten hatten. Doch dann trafen die ersten Berichte ein, und wir erfuhren die schrecklicheWahrheit über das, was mit den Valkrin geschehen war.« Sie drehte sich zu der Stelle um, an der sie De Monas schnellen Herzschlag hörte.
»Und was haben Sie herausgefunden?« De Mona wusste nicht genau, ob sie die Antwort verkraften würde.
Lydia atmete einmal tief ein, bevor sie weitersprach. »Die Dunklen Lords haben sie nicht bestraft; sie riefen sie nach Hause. Unsere Quellen haben uns darüber informiert, dass die Armeen der Finsternis sich sammeln.Was sie vorhaben, wissen wir jedoch nicht sicher. Jedenfalls haben die Valkrin uns verlassen, um dem Ruf zu denWaffen Folge zu leisten. Alle, die diesem Ruf nicht folgten, und jeder aus dem Orden des Allerheiligsten, der diesen nahestand, wurde vernichtet. Mercy gehörte zu den Ersten, die uns verließen.«
»Meine Mutter?«, fragte De Mona ungläubig.
»Ja. Deshalb dachte ich, als Sie auftauchten, dass Ihre Mutter Sie vielleicht geschickt haben könnte, um einen neuen Frieden auszuhandeln.«
»Meine Mutter hat uns sitzen lassen«, erwiderte De Mona schroff. »Also, selbst wenn sie diesen kleinen Aufstand ausgebrütet hat, oder
Weitere Kostenlose Bücher