Dunkler Sturm - Roman
ihres Ordens als Sklavenjäger und manchmal auch als Henker von aufsässigen Bannwirkern gedient. Es herrschte reichlich böses Blut zwischen Magiern und Hexenmeistern, jedenfalls genug, dass man Rogue töten würde, wenn seine wahre Natur entdeckt würde, während er sich im Triple Six befand.
Die Hände tief in den Taschen seiner Lederjacke vergraben, bahnte er sich einen Weg durch die Menge und versuchte je den Hautkontakt mit den Feiernden zu vermeiden. Es wäre ihm vielleicht gelungen, einige der jüngeren Übernatürlichen zu täuschen, aber die Älteren und Erfahreneren würden ihn erkennen. Und es gab einige wirklich uralte Kreaturen im Triple Six . Rogue ließ seinen Blick hinter der Sonnenbrille über die Menge gleiten und versuchte, den vertrauten Puls in dem dunklen Club aufzuspüren, doch auf der Hauptebene konnte er ihn nicht wahrnehmen. Das bedeutete, er musste in den VIP -Bereich hinunter, was er eigentlich zu vermeiden gehofft hatte.
Er hielt den Kopf gesenkt, als er den langen Korridor betrat, der in die Untergeschosse führte. Auf dieser Ebene befanden sich hauptsächlich Sterbliche, obwohl sich auch einige Übernatürliche in der Menge verteilten. In Rogues Augen sahen sie aus wie ein Kaleidoskop von magischen Pulsen in allen möglichen Farbtönen. Er war so mit den wirbelnden Farben der Pulse beschäftigt, dass er direkt in eine mit Leder verkleidete Ziegelmauer marschierte. Rogue blickte von den glühend roten Augen des Mannes auf den Drink, der sich auf seiner Lederweste verteilt hatte, und wusste, dass er in Schwierigkeiten steckte.
Hätte er den Mann vor sich mit einem Wort beschreiben müssen, hätte er ihn Scheusal genannt. Er war über eins neunzig, hatte ein kantiges Kinn und langes braunes Haar. Seine Schultern wirkten wie zwei Melonen, an denen Arme befestigt waren, die kurz vor dem Knie endeten. Selbst wenn diese Arme nicht behaart gewesen wären, hätte Rogue gewusst, dass er hier ein Werwesen vor sich hatte.
»Tut mir leid, Mann. Ich spendiere dir einen neuen Drink«, bot Rogue ihm an.
»Zum Teufel mit dem Drink! Diese Weste hat mich zweihundert Mäuse gekostet!«, knurrte das Scheusal und zeigte Rogue zwei beachtliche Reißzähne.
Eindeutig ein Werwesen.
»Hör zu, Mann, es tut mir wirklich leid …«
»Was bist du?« Das Scheusal schnüffelte in der Luft vor Rogue. »Du riechst wie einer von uns, aber aus irgendeinem Grund kann ich nicht erkennen, was genau du bist. Sag mir«, er beugte sich vor, »was versuchst du zu verbergen?«
»Hör mal, ich will hier kein Problem bekommen; ich will nur einen Drink«, erwiderte Rogue beiläufig und versuchte um das Scheusal herumzugehen. Aber der Kerl versperrte ihm den Weg.
»Das alles hab ich dich nicht gefragt, Fleischsack. Ich habe dich gefragt, was du bist.« Er bohrte Rogue den Finger in die Brust.
Rogue betrachtete seine Brust, als wäre etwas daraus hervorgewachsen. Dann schaute er dem Scheusal ins Gesicht. »Wenn du mich noch einmal anfasst«, sagte er betont gelassen, »dann werde ich dich anfassen.«
Das Scheusal schnaubte verächtlich. »Ach wirklich, Kleiner?« Er bohrte seinen Finger erneut in Rogues Brust. »Ich reiße dir dein verdammtes …« Weiter kam er nicht.
Rogue packte das Handgelenk des Scheusals mit der rechten Hand und drehte es nach links. Das genügte zwar nicht, um einem Werwolf die Knochen zu brechen, aber es reichte, um ihn abzulenken, während Rogue die linke Hand hob. Er versteifte seinen Zeige- und Mittelfinger, rammte sie dem Scheusal in die Brust und stieß dabei eine gehauchte Silbe seiner Macht aus. Die Energie schlang sich um das Herz des Scheusals, zog sich zusammen und brachte es zum Halten. Bevor der Werwolf zu Boden sacken konnte, packte Rogue ihn unter den Armen und setzte ihn auf einen Barhocker. Das Herz der Bestie würde in einigen Sekunden wieder schlagen, und sie würde mit Sicherheit fuchsteufelswild sein, aber Rogue hatte nicht die Absicht, dabei zu sein, wenn das passierte. Einen Werwolf zu überrumpeln war eine Sache, aber eine direkte Konfrontation würde zu jeder Menge ausgerissener Gliedmaßen führen. Als er sicher war, dass niemand ihn beobachtete, ließ sich Rogue von den Schatten im Club umhüllen. Die einzige Spur, die er an der Bar hinterließ, war der 20-Dollar-Schein, den er unter ein Glas legte.
Rogue gelang es, weitere lebensbedrohliche Zusammenstöße zu vermeiden, während er durch die Schatten manövrierte und zu den unteren Ebenen des Clubs vorstieß. Die
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