Dunkler Sturm - Roman
dem Hexenmeister mit Körper und Geist hingegeben, um dann erfahren zu müssen, dass er bereits verheiratet war und Familie hatte. Sie war nur ein kleiner Zeitvertreib für ihn gewesen. Kurz nachdem sie ihn ermordet hatte, fand sie heraus, dass sie mit Asha schwanger war. Als Strafe für den Mord an einem der ihren nahm ihr das Konzil ihr Kind weg und verbannte die Mutter wer weiß wohin. Asha wuchs zwar im inneren Zirkel auf, aber die anderen ließen sie stets merken, dass sie niemals eine von ihnen sein würde. Bei Lucy war das anders. Aufgrund dessen, was ihre Mutter gewesen war, war Lucy ein Platz am Tisch sicher, ob sie wollte oder nicht. Sie war ein Kind des Königshauses, wofür Asha sie hasste.
Wie durch Magie tauchte eine Klinge in Ashas Hand auf. »Du weißer Huren-Abschaum, ich werde dich ausweiden!« Sie wollte sich auf Lucy stürzen, stellte jedoch fest, dass ihr Körper ihr nicht mehr gehorchte. Als Lucy die Situation ausnutzen wollte, bemerkte sie, dass sie ebenfalls paralysiert war. Zwar konnte keine von ihnen auch nur den Kopf wenden, doch sie hörten das Knallen von Stiefelabsätzen auf den Fliesen und wussten, dass sie einen Fehler gemacht hatten.
18. Kapitel
»Regt euch ab, Ladys«, sagte Dutch und fuhr mit der Hand vor beiden Hexen durch die Luft. Ihre magischen Auren lösten sich von ihnen und glitten wie zwei Schlangen seine Arme hinauf. Nur wenige Hexenmeister des Covens konnten die Macht einer Hexe neutralisieren, ohne zuvor das angemessene Ritual vorbereitet zu haben, und erst recht nicht bei zwei Hexen gleichzeitig. Dutch trug wie immer eine Lederhose und eine Lederweste über seinem nackten Oberkörper. Seine schwarzen Locken fielen bis auf seine breiten Schultern. Er sah keinen Tag älter aus als vierzig, aber den Gerüchten zufolge sollte er weit über hundert Jahre alt sein.
»Ich habe nicht damit angefangen, aber ich bin bereit, es zu Ende zu bringen.« Lucy wehrte sich gegen den Unbeweglichkeitszauber, mit dem Dutch sie belegt hatte. Hätte sie während ihrer Unterrichtsstunden aufgepasst, dann hätte sie gewusst, wie sie ihn brechen konnte.
»Dutch, gib mir fünf Minuten mit dieser Hure, mehr brauche ich nicht.« Asha ballte die Faust und versuchte, ihren Arm nach vorn zu bringen. Dass es ihr überhaupt gelungen war, die Hand zu schließen, während sie unter dem Zauber stand, bezeugte ihre Macht. Im Gegensatz zu Lucy kannte sie den Bann und hätte ihn auch brechen können, wenn ein normaler Hexenmeister sie damit belegt hätte. Dutch jedoch war ein König.
»Habt ihr mich nicht verstanden?« Dutch verstärkte den Zauber ein wenig. Es war nicht genug, um Asha zu verletzen, aber es bereitete ihr außerordentliches Unbehagen. »Es müssen Schlachten geschlagen werden, aber nicht unter uns und schon gar nicht in meinem Haus, niemals!«
»Entschuldigung.« Asha keuchte, nachdem sie sich bei dem Versuch, den Bann zu brechen, verausgabt hatte.
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Asha. Wir alle hier sind eine Familie, und keiner ist größer als der Zirkel.« Mit einer Handbewegung gab er ihnen ihre Magie zurück und befreite sie von dem Zauber.
»Dutch hat dich gerade vor einem mächtigen Tritt in den Hintern gerettet, Bastard«, sagte Lucy hochmütig.
Ashas Hass auf Lucy wurde beinahe unerträglich intensiv. Um sich zu kontrollieren, grub sie ihre Fingernägel so tief in ihre Handflächen, dass Blut auf den Boden tropfte. Wo die Tropfen auf die Fliesen fielen, stieg zischend Rauch auf. »Mein König, ich würde mit Freuden meinen Rang in der Hatz aufgeben, wenn du mir endlich erlauben würdest, dieser Hure das Maul zu stopfen.«
»Asha, vergiss nicht, wer du bist. Persönlicher Groll muss hinter der Stärke des Zirkels zurücktreten. Bist du immer noch ein Teil dieser Stärke?« Dutch sah sie an.
»Ich bin das Gelenk am Ellbogen des Schwertarms und der Hals unter dem Beil des Henkers, wenn mein Coven es von mir verlangt.« Asha zitierte die vorgeschriebene Phrase wörtlich. Als sie in den Coven aufgenommen wurde, hatte sie sich in ihre Studien gestürzt und die meisten ihrer Altersgenossen bei weitem übertroffen. Wegen ihrer Hingabe an den Gott und die Göttin sowie die Gesetze des Covens hatte Dutch diese noch so junge Hexe in die Hatz eingeführt. Die Hatz war nicht nur das Vollstreckungssystem des Covens, sie war auch sein Herz.
»Ach, ist das nicht süß«, verspottete Lucy Asha.
»Lucille Brisbane.« Dutch nannte sie bei ihrem vollen Namen, was sie hasste.
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