Dunkler Sturm - Roman
Türsteher wiesen permanent Leute ab, weil sie entweder nicht angemessen gekleidet oder nicht cool genug für den exklusiven Club waren. Gabriel fragte sich, wie er hineinkommen sollte, als der Türsteher ihn auf eine kühne Idee brachte.
»Leute, wir lassen in der nächsten Stunde nur Pärchen rein. Wenn ihr nicht mit jemandem zusammen hier seid, müsst ihr warten«, sagte der Mann den Gästen.
Gabriel näherte sich langsam zwei Mädchen, die ziemlich enttäuscht wirkten. Sie waren langbeinig und dunkelhäutig, und ihre Gesichter waren süß, jedoch nicht markant genug, um wirklich schön zu sein. Aber selbst an ihren schlimmsten Tagen waren sie weit oberhalb von Gabriels Liga, also überraschte es ihn selbst fast noch mehr als die beiden Mädchen, als er sich bei ihnen einhakte und sie zum Eingang führte. Der Türsteher musterte skeptisch Gabriels Windjacke, machte jedoch Platz und erlaubte dem Trio einzutreten.
»Das war echt interessant«, sagte das kräftigere der beiden Mädchen lächelnd zu Gabriel.
»Tut mir leid. Ich wollte euch nicht zu nahe treten, aber ich dachte …«, stotterte Gabriel.
»Das war absolut cool!« Das schlankere Mädchen nahm seine Hand, drehte seine Handfläche herum und drückte eine Visitenkarte hinein. »Heute Abend bin ich mit jemandem verabredet, aber ruf mich mal an.« Dann ging sie davon.
»Ich bin mit niemandem verabredet, also wenn du einen Drink willst, wir sind da drüben an der Bar. Danke, dass du uns geholfen hast reinzukommen.« Die Kräftigere zwinkerte ihm zu und ging dann rasch hinter ihrer Freundin her.
Gabriel blieb einen Moment ratlos stehen. Er warf einen Blick auf die Visitenkarte in seiner Hand und sah, wie die Tinte der Tätowierung um seine Handgelenke glitt. »Offenbar bist du doch ganz nützlich«, sagte er, schob das Kärtchen in seine Tasche und machte sich auf die Suche nach Carter.
20. Kapitel
Rogue fühlte sich besser, als er aus dem Notausgang in eine Nebenstraße trat. Es stank zwar bestialisch nach Abfall, aber wenigstens roch es nicht nach Magie. Er wusste, dass er ein Risiko eingegangen war, als er das Triple Six aufgesucht hatte, aber er hatte nicht damit gerechnet, ausgerechnet auf Dutch zu treffen. Er hatte keinen Zweifel daran, wie ihre Begegnung ausgegangen wäre, und war froh, dass er ohne Schwierigkeiten wieder herausgekommen war. Seine Begleiterin war offenbar nicht so erfreut.
»Du hast vielleicht Nerven, mich einfach so hier rauszuschleppen«, sagte das Mädchen gereizt.
»Nur keine Aufregung …« Rogue hob eine Braue.
»Was willst du überhaupt von mir, Mann?« Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Sie war nervös. Gut.
»Erstens kannst du deine Fassade fallen lassen, Marty. Das geht mir allmählich auf die Nerven.« Er warf ihr einen Blick über seine Sonnenbrille zu.
Marty seufzte, schloss die Augen, und ihre Gestalt begann zu flackern. Magie knisterte in der Luft um sie herum, als sich ihre Gesichtszüge verzerrten. Ihre Hüfte und ihre Brüste schienen zu schrumpfen, während ihre Finger beinahe doppelt so lang wurden. Ihre glatte weiße Haut nahm eine bläuliche Färbung an, wie bei einem Ertrunkenen. Die Haut auf ihrer Stirn dehnte sich, so dass Rogue die kleinen Hörner darunter sehen konnte. Ganz gleich, wie oft er es beobachtete, der Trick faszinierte ihn immer wieder. Marty verwandelte sich von einer unauffälligen Hexe in etwas, das ganz und gar nicht von dieser Welt war.
Marty war ein Gestaltwandler, einer der niederen Dämonen, die während des ersten Dunklen Sturms entkommen waren. Sie waren mit den Werwesen verwandt, besaßen jedoch keine nennenswerte Macht. Sie brauchten sie bei ihren einzigartigen Fähigkeiten auch gar nicht. Martys Spezies konnte sich in jedes beliebige lebende Wesen verwandeln, weshalb man sie fast nicht aufspüren konnte, wenn sie das nicht wollten, es sei denn, man hatte den Kniff heraus. Und das hatte Rogue.
»Bist du jetzt zufrieden?« Marty rückte seine verschlissene Jeansjacke zurecht.
»Das ist der Marty, den ich kenne.« Rogue klopfte ihm anerkennend auf den Rücken.
»Scheiß auf dich, Rogue. Sag mir, was du von mir willst, damit ich hier weg kann.« Marty schlug nach Rogues Hand.
»Ich muss wissen, welche magischen Irritationen die Stadt heute getroffen haben. Sie stanken nach Hölle, und ich muss ihre Quelle finden.«
Marty zuckte mit den Schultern. »Das hier ist New York City, einer der Orte der Macht. Schwarze Magie taucht hier jederzeit auf, daran
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