Dunkler Sturm - Roman
setzte Gabriel seinen Weg nach Westen auf der 126th Street fort. An der Ecke Eighth Avenue sah er die grünen Lichter, die den U-Bahn-Eingang St. Nicholas anzeigten. Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine Gruppe von Jungs, die auf einer offenen Veranda saßen, tranken und einen Joint kreisen ließen. Er schaute vor sich auf den Boden, als er an ihnen vorbeiging, aber vergebens. Sie sprachen ihn trotzdem an.
»Hey, was kommt denn da für ein Idiot!«, rief ihm einer von ihnen zu. Gabriel ging weiter. »Yo, Alter, ich weiß, dass du mich hörst«, sagte der Junge etwas nachdrücklicher. Er sprach undeutlich, war offenbar betrunken, aber die Feindseligkeit in seinen Worten war nicht zu überhören. Gabriel versuchte, einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen, aber als er die vielen Schritte hinter sich hörte, war ihm klar, dass es ihm nicht gelingen würde.
»Hey, Arschloch, du läufst hier durch meinen Block, ohne mich zu grüßen?«, sagte der Junge, der Gabriel angesprochen hatte, und versperrte ihm den Weg. Er war noch fast ein Kind, hatte braune Haut, breite Schultern und bereits einen ziemlich dicken Bauch. Er war noch nicht völlig kaputt, aber wenn er weitertrank, würde er es bald sein. Gabriel wollte um ihn herumgehen, aber ein anderer Junge baute sich vor ihm auf. Er war dünner, aber seine glasigen Augen verrieten, dass er genauso viel Ärger machen würde wie der Dicke.
»Ich glaube nicht, dass mein Kumpel schon mit dir fertig war«, sagte er und ballte die Faust. In diesem Moment spürte Gabriel, wie seine Tätowierung sich regte.
»Seht euch das an, er hat Haare wie eine Tussi. Bist du ein Schwuler oder so was?«, höhnte der dicke Junge.
»Ich finde, er sieht aus wie eine Tunte, und ihr wisst ja, dass Homos immer flüssig sind«, sagte der Dünnere.
»Hört zu, ich will keinen Ärger.« Gabriel versuchte, sich zwischen ihnen hindurchzudrängen, als ihm jemand von hinten einen heftigen Stoß versetzte. Er stolperte und fiel über die Stufen einer Eingangstreppe und landete hart auf seinen Händen. Er versuchte, die Geräusche auszuklammern, aber das Donnern in seinen Ohren war nicht zu überhören.
»Es interessiert uns einen Scheiß, was du willst, aber wir wissen genau, was du hast und dass du es uns geben wirst«, sagte der dickere Junge. Er stand unmittelbar vor Gabriel und hielt eine kleine Pistole in der Hand. »Rück raus damit, Pussy!«, verlangte er.
Auf dass die Reinigung beginne. Mein Wille wird geschehen, flüsterte der Bischof.
Gabriel erhob sich langsam, um den Jungen mit der Pistole nicht zu erschrecken. Er musste seine ganze Konzentration aufbringen, damit seine Stimme nicht dröhnte, als er sprach. »Ich habe kein Geld; ich will nur zur U-Bahn-Station.« Er hob die rechte Hand. Die Farbe der Tätowierung schien unter seinem Ärmel herauszusickern und bildete den groben Umriss einer Gabel auf seinem Handrücken.
»Wenn du kein Geld bei dir hast, wie zum Teufel willst du dann mit der U-Bahn fahren?« Der Dicke näherte sich ihm und schien die Pistole fester zu packen.
»Ich glaube, der Kerl will uns reinlegen«, mischte sich ein dritter Junge ein. Er war fett und trug eine schmutzige Baseball-Cap, die er tief in die Stirn gezogen hatte.
Der Dicke hob die Pistole und zielte auf Gabriels Gesicht. »Willst du uns verarschen, Tunte?« Er bemerkte nicht einmal, wie Gabriel sich bewegte. Metall schlug gegen Metall, und dann fiel seine Pistole zu Boden. Der Junge starrte Gabriel an und wich zurück, als er die Blitze in dessen Augen zucken sah.
Der dünnere Junge hatte nicht wahrgenommen, was sein Freund gerade beobachtet hatte, und stürzte sich auf Gabriel. Er holte zu einem heftigen Schlag aus. Gabriel fing seine Faust mit der Linken ab und hielt sie fest. Der Junge sah zu, wie Gabriel seine rechte Hand hob, die von einem hellen, silbrigen Schimmer umhüllt war. Gabriel berührte die Brust des Jungen mit einem Finger und jagte ihm einen Stromstoß ins Herz. Er fiel zu Boden und wand sich hin und her, während ihm der Schaum vor den Mund trat. Der dritte Junge war längst abgehauen, aber der Dicke hatte sich vor Angst nicht von der Stelle rühren können.
Gabriel packte seinen Kiefer und verbrannte die Haut seines Gesichts, wo seine Finger ihn berührten. Einen Moment lang konnte er das Braune in Gabriels Augen sehen, und so etwas wie Reue zeigte sich auf seiner Miene. »Du hast keine Ahnung, wie viel Glück du gerade hast.« Gabriel schleuderte den verängstigten und verbrannten
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