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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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außer gelegentlich von der Seite. Eumas stieß die Schale von sich, dann zog er sie wieder näher und zwang sich grimmig, drei Löffel Haferbrei zu essen. Silvus und Hubert – der war seit drei Tagen wieder auf den Beinen – aßen sparsam. Raol und ich schlangen wie die derben, unge hobelten Söldner, die wir waren. Dann ab ins Bett.
    Um die Mitte des Nachmittags rüttelten uns Novizinnen wach. Wir hatten keine Zeit, unsere Ausrüstung zu säubern, und die rußige, kalt verschwitzte Rüstung fühlte sich schmutzig an. Trotzdem legten wir sie in aller Eile an. Soldaten gewöhnen sich an Schmutz. Wir stiegen zum Bergfried hinauf, und als wir auf dem Dach antraten, stie gen Merceda und ihr Stab durch die Luke und traten hinüber zur landseitigen Brustwehr. Ich war der Flügel mann und nahe genug, sie zu hören.
    »Sie sind wieder in Bewegung«, bemerkte die hoch ge wachsene Adjutantin. Merceda spähte an ihr vorbei und ihre Miene verriet etwas wie Verwirrung.
    Ich reckte den Hals, um an ihr vorbeizuspähen. Die Höhe der vorgelagerten Mauern verbarg die Bilder der Verwüstung, aber ich konnte die rückwärtigen Enden der Säue sehen, die auf dem zugeschütteten Graben kauer ten wie ihre Namengeberinnen an einem Trog. Jenseits davon, auf der langen, leicht ansteigenden Landzunge, stand eine Reihe von Bogenschützen, anscheinend Ko bolde, die mit den Verteidigern der äußeren Mauer Pfeil schüsse austauschten, anscheinend ohne Wirkung. Eine Wurfmaschine schleuderte ihr Steingeschoss hinüber, aber sie waren gut verteilt, und nicht einmal ein Brand geschoss konnte etwas bewirken.
    Hinter den Bogenschützen, am oberen Ende des Hanges, formierten sich Truppen, eine stumpfrote Masse, in der das blanke Metall von Waffen in der späten Sonne glänzte.
    Ich blickte auf. Es war einer jener schönen Wintertage, an denen man den Schnee im Wind riechen kann, obwohl die Wolken noch nicht zu sehen sind. Es war ein sonniger Tag von spröder Kälte. Die Sonne sank bereits dem Hori zont entgegen. In zwei Stunden würde es Nacht sein und ein Wetter aufziehen.
    »Sie werden es nie bei Tageslicht versuchen«, sagte die magere Frau, aber es klang wie eine Frage.
    »Ich weiß nicht.« Mercedas Stimme klang undeutlich, voll Ungewissheit. Ich hatte sie noch nie unsicher er lebt. Ihre Augen waren zusammengekniffen, sie hatte den Kopf zurückgelegt, als hätte man ihr eine Frage gestellt, die sie nicht beantworten konnte.
    »Also Bereitschaft?«, drängte die Adjutantin.
    »Ich weiß nicht… Ja. Aber noch nicht. In zwei Stunden, oder wenn sie sich in Bewegung setzen. Lassen wir so viele wie möglich schlafen. Ich muss gehen und beten. Be halten Sie den Feind im Auge und lassen Sie mich sofort holen, wenn er in Bewegung kommt.«
    Sie machte kehrt und klapperte die Leiter hinunter, ge folgt von ihrer Begleitung. Die lange Adjutantin nagte an der Unterlippe. Sie winkte Schwester Winterridge zu sich.
    »Unter den Umständen sollten wir vorbeugende Maß nahmen treffen, Schwester. Sie sind mit Ihrer Reserve zu weit von der äußeren Mauer entfernt, wenn der Feind einen weiteren gezielten Ansturm beabsichtigt. Postieren Sie sich mit Ihren Leuten im äußeren Burghof.«
    »Ja, Schwester. Was ist mit dem Flugdrachen?«
    Also war das der Grund unserer Anwesenheit hier oben.
    »Die Ballistas hier sollten ihn abwehren können, wie wir schon gesehen haben. Wenn nicht, werden wir den Bergfried räumen und von unten Brandpfeile schießen. Das wird ihn vertreiben.«
    Wenn Schwester Winterridge ihre Zweifel an dieser Strategie hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. Und der Grundgedanke war vernünftig. Sie führte uns die nicht enden wollende Wendeltreppe hinunter und hinaus über den Hof. Ich zählte ohne Eile bis dreihundert, bevor wir auf dem Hof ankamen. Burgen sind in kürzerer Zeit in Feindeshand gefallen. Wir richteten uns zum Warten ein.
    »Beobachter zur Mauer?«, fragte Silvus.
    »Ja. Gehen Sie selbst und nehmen Sie einen Melder mit. Alle anderen können sich Sitzgelegenheiten suchen und ihre Ausrüstung reinigen.«
    Er nickte mir zu und wir erstiegen die Treppe zum Wehrgang.
    Die Mauer war von Novizinnen und ein paar Schwes tern schwach besetzt. Sie schienen froh, uns zu sehen. Ein Bolzen traf die Zinne bei meinem Kopf, schlug Splitter und Funken heraus. Die Schützenlinie der Kobolde war gute zweihundert Schritte entfernt. Ein ausgezeichneter Schuss; diese stählernen Armbrüste schafften eine Schuss weite, die sich sehen lassen konnte.
    Aber

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