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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Schnabel auf. Man sah noch die Daumenabdrücke des Töpfers daran. Sie konnten ges tern oder vor zehntausend Jahren angebracht worden sein. Sie gab ihren Fund Raol, der die Lampe in den Händen drehte und wendete.
    »Ich habe Olivenöl«, meinte er. »Und etwas Werg müss te als Docht zu verwenden sein.«
    Sie nickte. Er ging hinaus und zurück zum Lagerplatz. Solange wir Licht von den brennenden Reisigbündeln hatten, drangen wir etwas weiter in die Höhle ein. Zehn Schritte vom Eingang wurde es plötzlich wärmer. Die Wände aus gewachsenem Fels waren kalt, wenn man sie berührte, aber es war nicht die gleiche eisige Kälte, die der Fels draußen hatte. Ich schlug meine Kapuze zurück. Kalt, ja, aber nicht so, dass ein Kälte gewohnter Mensch es nicht ertragen konnte.
    Im Ungewissen, flackernden Feuerschein war es schwie rig, die Größe der Höhle zu schätzen. Sie war von unre gelmäßiger Form, das Dach hoch genug, dass man stehen konnte, aber der Boden uneben und bald in diese, bald in jene Richtung geneigt. Die Wände waren bauchig und von wulstigen Felspfeilern eingeengt, sodass es schwierig war, Ausmaße zu erkennen. Sie konnte uns aufnehmen, doch würde es mit unseren Vorräten und Kleidungs stücken etwas eng zugehen, wie im Eingang eines Land hauses, wo die Leute Umhänge und Stiefel ablegen, wenn sie nass und lehmig hereinkommen.
    Der Eingang… Das brachte mich auf einen Gedanken.
    Raol holte die Lampe. Er hatte sie mit Olivenöl aus sei nen Küchenutensilien gefüllt und einen Docht aus Werg gedreht und damit getränkt. Sie brannte beinahe rauchlos, verbreitete mehr Licht als eine Kerze, und mit ihr konnten wir auf die notdürftigen Fackeln verzichten. Trotzdem zündeten wir eine an der anderen an, als wir uns aufteilten und die Höhle untersuchten. Der Knappe Hubert überkletterte eine Felsrippe, um den dahinter lie genden Teil der Höhle zu erkunden. Wir hörten ein Plat schen, begleitet von seinen Flüchen. Dort war ein unter irdischer Wasserlauf zu einem kleinen Becken gestaut. Er kam bis zu den Knien nass wieder zum Vorschein. Wasser war ein Problem gewesen. Nun war die Lösung gefunden und der Entschluss zum Umzug fiel uns nicht mehr schwer. Mit vereinten Kräften zogen und schoben wir den Karren zum Höhleneingang herauf, entfachten ein neues Lagerfeuer an der mitgebrachten Glut und ließen uns für die Nacht nieder. Später würden wir vorgeben, dass die Entscheidung nach reiflicher Überlegung getroffen worden sei, aber dem war nicht so. Das Vorhandensein von Wasser und Huberts nasse Füße hatten den Ausschlag ge geben. Wir mussten sie und seine Stiefel trocknen, um ihn vor Erfrierungen zu schützen.
    Während er am Feuer saß, setzten wir unsere Erkun dung fort. Der Boden war teils felsig, teils sandig, aber das Gestein der Wände zeigte verschiedenfarbige Schich tungen und war durchzogen von rostroten Erzgängen. Auf einer Seite hatte durchsickerndes Wasser Kalksinter abgelagert und Stalaktiten und fächerförmige, an Vor hänge erinnernde Bildungen hervorgebracht. Je nachdem, wie man die Lampe hielt, konnte man mit etwas Phan tasie Formen und Bilder an den Wänden sehen, und bald hatten unsere Sinne sich auf die veränderten Maßstäbe und das flackernde Licht eingestellt.
    Dann machte Silvus eine Entdeckung. Er hielt seine Fackel vor einen Wandabschnitt in Brusthöhe, nahe dem hinteren Ende der Höhle und rief uns zu sich. Als Raol die Öllampe brachte, zeigte deren ruhigere Flamme, was Silvus gesehen hatte: Zeichen an der Wand.
    Silvus fuhr sie mit dem Finger nach. »Nicht gemalt«, sagte er. »In den Fels gemeißelt.«
    Wir drängten uns um ihn. Es waren Zeichen wie Buch staben oder Zahlen. Ein seitwärts gerichteter Keil, drei aufrechte Kerben, ein Strahlenkranz wie ein Sonnensymbol, eine unregelmäßige horizontale Linie mit vielen klei nen Spitzen, Kerben und Höhlungen. Über einigen von ihnen waren Punkte zu sehen, einer oder zwei, mit spitzem Eisen in den Fels geschlagen.
    Schwester Winterridge warf einen prüfenden Blick auf die Zeichen und sagte: »Das Werk von Kobolden. Ich hätte mir denken sollen, dass sie hier sein würden. Man findet sie überall im Bergland. Von Zeit zu Zeit beobachten wir sie vom Wachtturm der Sperrfeste, wenn sie über die Berghänge ziehen.«
    »Es sieht wie Schrift aus«, meinte Silvus.
    »Nein. Sie schreiben nicht. Aber sie haben Symbole für verschiedene Dinge, und dieses habe ich früher schon ge sehen.« Sie zeigte auf den Strahlenkranz. »Es

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