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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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die Beine. Eumas und ich folgten ihrem Beispiel, dann die anderen.
    »Wo?«, fragte sie.
    Raol grinste. »Endlich«, sagte er. »Folgen Sie mir, Da men und Herren.«
    Die steinige, jetzt eingeschneite Wiese, wo wir gelagert hatten, war nicht wirklich eben. Es schien nur so, vergli chen mit den Berghängen ringsum. Wir stiegen den Hang hinauf, über Schnee und freigewehte Flecken Erde, die vom Frost körnig war, über eine gefrorene Schneewehe, ein wenig abwärts, dann in eine Mulde im kahlen Hang. Man konnte sehen, warum Raol hierher gekommen war. Sie wirkte geschützt, sodass sich Krummholz halten und vielleicht Brennmaterial liefern konnte. Tatsächlich fan den sich in der Mulde neben Pflanzenpolstern inselartig niedrige Wacholdersträucher und Legföhren. Dahinter aber klaffte ein Spalt im anstehenden Fels: schmal und vielleicht drei Fuß hoch.
    Schwester Winterridge steckte den Kopf hinein, wandte sich um. »Es ist eine Höhle. Ein größerer Raum liegt dahinter, und ich spüre Luftzug. Es ist wärmer als draußen.«
    Also zurück zum Karren, um Werkzeug zum Erweitern des Eingangs und Licht zu holen. Wir mussten mit Bedacht vorgehen. Zum einen waren wir bereits müde, und zum anderen durften wir in dieser Kälte nicht in Schweiß geraten. Nachdem man mit der Arbeit aufgehört hat, kann man innerhalb von Minuten Erfrierungen davontra gen. Aber wir konnten Gesteinsschutt ausräumen, lockeres Gestein losbrechen und in zehn Minuten eine Öffnung schaffen, die groß genug für einen Mann mit Traglast war.
    Silvus untersuchte den beiseite geräumten Gesteinsschutt, dann hob er ein Stück auf, um es genauer zu be trachten. Schließlich reichte er es mir mit einem Grunzen. Ich nahm es, ohne zu wissen, was ich daran feststellen sollte, wendete es in den Händen und streifte anhaftende Erde ab. Ich blickte fragend zu ihm auf, aber er zog bloß eine Braue hoch und zupfte an seinem Ziegenbart, ohne mir etwas zu sagen. Ich blickte wieder auf den Gesteins brocken.
    Es war nur ein Stück Fels, grauweiß, unregelmäßig durchsetzt von Glimmer. Von einer Seite her ungefähr keilförmig, hatte das Stück keine besondere Form, sah man davon ab, dass es an einem Ende dicker war als am anderen. Ich grübelte darüber und sah nichts Nennenswertes daran. An einer Bruchstelle war eine Art Ader zu erkennen, und ich drückte und zog mit den behand schuhten Fingern am Rand der Bruchstelle, im Zweifel, ob es dies war, was Silvus von mir erwartete. Vielleicht würde er sich herbeilassen, einen Hinweis zu geben.
    Auf einmal brach die Ecke mit einem Teil der Bruch fläche ab. Das losgelöste Stück war nicht Stein – wie der Rest – , obwohl es genauso aussah. Ich zog einen Hand schuh aus und befühlte es zwischen Daumen und Zeigefinger. Die Oberfläche fühlte sich körnig und grob an, nicht glatt wie das harte Gestein und wärmer als der ge wachsene Fels. »Wie etwas zwischen Mörtel und Gips«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich ist es das. Aber es sieht aus wie das Gestein, und man sieht es erst, wenn man es genau be trachtet«, sagte Silvus.
    »Du meinst, jemand habe den Eingang zur Höhle mit Steinbrocken zugemauert?«
    Er nickte.
    »Warum?«
    »Sie ließen eine Öffnung frei, die kleiner als ein Mann ist«, bemerkte Silvus.
    Und sie hatten es bewusst unauffällig gemacht. Doch war der Eingang selbst deutlich genug zu erkennen, wenn man erst aufmerksam geworden war. Tatsächlich hatten wir in diesem Bereich schon vor Tagen Futter ge sucht, und die kleine Mulde war ein nahe liegender Ort, um nachzusehen. Wie kam es, dass die Höhlenöffnung niemandem aufgefallen war?
    Unter kräftigen Hammerschlägen fielen mehrere Steine zugleich herab, und da war sie, eine hübsche halbrunde Öffnung im Fels, groß genug für ein kleines Pferd. Wir schauten hinein und sahen nicht viel mehr als Dunkel heit. Eumas ging zurück zum Lager, um Fackeln zu holen. Wir banden Reisigbündel, zündeten sie an und konnten uns im Inneren der Höhle umsehen. Die Enge des Ein gangs schloss Höhlenbären aus, aber es gab Fledermäuse und Eulen und verschiedene andere Möglichkeiten. Je doch nicht hier, wie es schien. Wir bewegten uns in einer Gruppe vor, und das gelbe, ölige Licht brennender Wacholderzweige ging uns wie ein Schild voraus.
    Der Boden war trocken und verhältnismäßig eben. Es roch kühl und neutral, wie leblos. Dennoch waren vor uns Leute hier gewesen. Unweit vom Eingang hob Schwester Winterridge eine kleine Öllampe aus rotem Ton mit Handgriff und

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