Dunkler Zauber
Helfende Hände sie zunächst zu einem kleinen Diebstahl verleitet und sie dann erpresst hatten, in großem Stile für sie zu stehlen. Und dass man ihr gedroht hatte: Wenn sie es jemals vorhätte, zur Polizei zu gehen, würde Ms Webb dafür sorgen, dass sie bei ihrer Pflegefamilie rausflog - wovor Lizzie sich schrecklich fürchtete, denn das Dasein in einem der Kinderheime war zumeist noch schlimmer als das Leben bei ihren Pflegeeltern.
Cam war voller Mitleid mit dem Mädchen, als Dave sanft die alles entscheidende Frage stellte: »Weißt du, wo das Geld aus den Diebstählen landet?«
»Jedenfalls nicht bei den Kids. Damals wusste ich das noch nicht, aber jetzt ... es wandert direkt in die Tasche von Cecilia Webb und ihrer Bande von schmierigen Dieben.« Lizzie erzählte noch allerlei Einzelheiten - nicht nur von dem Diebstahl, bei dem man sie erwischt hatte, sondern auch von denen davor ...
Cams Empfindungen waren Lizzies sehr ähnlich. Erleichterung und Angst zugleich durchfluteten sie - begleitet von Schuldgefühlen. Bislang hatte David Barnes seine Tochter nicht danach gefragt, weshalb sie überhaupt mit Lizzie Andrews gesprochen hatte, wie es dazu gekommen war, dass sie seine Klientin in sein Büro gebracht und sie davon überzeugt hatte, dass sie alles erzählen sollte. Cam konnte ihm auch keine aufrichtigen Antworten geben. Sie hoffte darauf, dass er es einfach so hinnehmen, ihr vertrauen würde. Cam musste Dave nur noch eine einzige Sache erzählen. Sie hoffte, dass er nicht fragen würde, woher sie das wusste: »Sag der Polizei, dass sie auch kontrollieren soll, mit wem die Webb von ihrem Handy aus telefoniert. Ich glaube, sie hat öfter mal jemanden angerufen, der im Gefängnis sitzt.« Eine Stunde später hatte Dave die Polizei alarmiert und diese wiederum erließ einen Haftbefehl gegen Cecilia Webb - Lizzie berichtete, dass die Frau sich manchmal auch Belinda Rogers nannte. Cam erinnerte sich an den Beleg, den sie im Auto gesehen hatte: Daher also die Anfangsbuchstaben BR. Lizzie erklärte, dass Ms Webb oft nach Boston fuhr, um die Schmuck-Imitationen zu erstehen, die sie dann bei den Diebstählen benutzten.
Trompe l'oeil - »Trügerischer Schein«, hatte Dave den Namen des Ladens für sie übersetzt. Wie passend, dachte Cam. Cam war stolz auf sich. Ganz allein hatte sie es geschafft, die arme Lizzie aus den Fängen der so genannten Helfenden Hände zu befreien und diese finstere Ms Webb des schweren Diebstahls zu überführen.
Doch bald würde sie feststellen, wie voreilig sie sich selbst auf die Schulter geklopft hatte.
Kapitel 17 - DER VERTAUSCHTEN SCHWESTERN
Alle von Cams Freunden, einschließlich Beth, waren eingeweiht, dass am Nachmittag - zur gleichen Zeit, als Cam zu Lizzie unterwegs war - ein »Schwindel-Tausch« stattfinden sollte. Alex wollte versuchen, sich im Landeskunde-Unterricht für ihre Zwillingsschwester auszugeben. Das Six Pack wusste allerdings nicht warum. Sie fragten auch nicht. Doch Brianna, Beth, Kristen, Sukari und Amanda hätte man ohnehin nicht täuschen können - nicht durch die Schirmmütze und auch nicht dadurch, dass Alex sich wie Cam geschminkt hatte und Designer-Klamotten trug, die ihr steif und unbequem vorkamen.
Alex hatte Ms Webb im Visier. Sie musste es schaffen, nah genug an sie heranzukommen, um sich einen Zutritt zu ihren Gedanken zu verschaffen. Drei Tage waren seit der Katastrophe beim Schulball vergangen und Cam hatte berichtet, dass die Webb am Montag irgendwie verändert gewesen war, mitgenommen. War sie so erschüttert, dass sie »laut« genug denken würde?
Alex hatte Glück. Nur auf eine ganz andere Art, als sie es sich erhofft hatte.
Falls Ms Webb bemerkte, dass es Alex war und nicht Cam, die in der dritten Reihe saß, ihr Haar unter einer Fan-Mütze der Bostoner Baseballmannschaft versteckt, dann ließ sie sich zumindest nichts anmerken. Cam hatte ihre Schwester gewarnt, dass die Vertretungslehrerin schwer zu täuschen war, dass sie eine Unterrichtsmethode hatte, die schroff und - zumindest anfänglich - äußerst einschüchternd wirkte. Alex war allerdings gut vorbereitet. Cam hatte mit ihr gepaukt und sie hatte eine rasche Auffassungsgabe.
Es stellte sich heraus, dass es gar nicht so schwer war, an Webbs Gedanken heranzukommen. Aber es war auch nicht besonders aufschlussreich. Die meiste Zeit konzentrierte sie sich tatsächlich auf den Unterricht. Einschläfernd. Wenn Ms Webb über ihre Schüler nachdachte, so tat sie es zumeist
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