Dunkler Zauber
Moment Amok liefen? Und was für ein klebriger Morast war das gewesen? Die vorherrschende Meinung war, dass es sich zweifellos um Sabotage handelte. Alle Schüler, die das Chaos miterlebt hatten, mussten mit den zuständigen Behörden sprechen. Doch das ergab keine Hinweise auf den Täter und sein Motiv. War es ein Schüler gewesen, der eine alte Rechnung begleichen wollte? Irgendein Wahnsinniger?
Nur drei Wesen kannten die Wahrheit. Und sie würden niemals den Mund aufmachen.
Die Turnhalle schloss also für einige Wochen wegen Sanierungsarbeiten und die Sportstunden wurden gestrichen. Von den Mitgliedern des Six Pack schien Brianna am meisten unter den Folgen der Geschehnisse zu leiden. Beth hatte sie davor bewahrt, zertrampelt zu werden. Da sie, typisch Bree, nicht in der Lage war, einfach »Danke« zu sagen, bemühte sie sich jetzt, ihre Freundschaft mit Beth noch enger werden zu lassen. Cam unterdrückte einen Anflug von Eifersucht, wenn sie sah, wie die beiden kichernd über den Gang liefen, einander im Unterricht kleine Zettel zusteckten und gemeinsam das Sushi verspeisten, das Bree in die Cafeteria liefern ließ. Beth ist meine beste Freundin - sie konnte Bree früher nicht einmal so richtig leiden ...
Eile mit Weile, lautete Alex' telepathische Botschaft. Jetzt ist doch erst mal nur wichtig, dass wir Beth vor den Helfenden Händen in Schutz nehmen.
Als Cam und Alex aus der Schule kamen, waren ihre Nachforschungen einen Riesenschritt weitergekommen. Als sie den Rechner anstellten, ertönte sofort ein fröhliches Signal und verkündete, dass sie eine neue E-Mail bekommen hatten.
Sehr geehrter Herr Stanley,
herzlichen Dank für Ihr Interesse. Es wäre uns eine Ehre, Sie zu unseren Sponsoren zählen zu können. Beiliegend übersenden wir Ihnen Informationen über unsere Einrichtung und die Kinder, für die wir arbeiten. Darunter befindet sich auch die Auflistung, um die Sie gebeten hatten.
Die Nachricht war unterschrieben mit »Oliver O'Day, Leiter, Sunshine House«.
Cam hielt den Atem an, während Alex das Textdokument öffnete. Sunshine House wurde von mehr als 150 verschiedenen Organisationen und Einzelpersonen unterstützt. Die Namen waren alphabetisch aufgeführt.
Die Organisation Helfende Hände hätte in dieser Auflistung der Stifungen genau zwischen Hartherzig? Nein danke! und Im Zweifel für das Kind gehört - war aber nicht dabei. »Da haben wir die Bestätigung«, sagte Cam triumphierend. »Wir hatten also Recht mit unserer Ahnung: Helfende Hände ist eine einzige große Gaunerei, weiter nichts.« Sie schnappte sich das Telefon.
»Wen willst du anrufen?«, erkundigte sich Alex.
»Beth natürlich! Und danach Mrs Hammond - und meinen Dad. Was dachtest du denn?«
»Immer mit der Ruhe. Das Ziehen von voreiligen Schlüssen gehört nicht zum Programm des heutigen Wettbewerbs«, entgegnete Alex. »Es ist noch immer nicht ausgeschlossen, dass es einen vollkommen logischen Grund dafür gibt, warum Helfende Hände nicht auf der Liste steht. Mit absoluter Sicherheit wissen wir bislang nur, dass die Organisation das Sunshine House offenbar weder >am Laufen hält< noch finanziert. Und weder Ms Webb noch Shane sind die, für die sie sich ausgeben. Aber«, ermahnte Alex, »eine doppelte Lüge macht noch lange keine Wahrheit. Wir brauchen noch stichhaltigere Beweise.«
Alex' vorsichtige Überlegungen beeindruckten Cam. Diese Seite ihrer Schwester kam nur selten zum Vorschein. Sie musste lachen. »Du klingst wie eine Anwalts-Tochter. Ich dachte, das wäre meine Stellung in diesem Haushalt.«
»Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte ...« Alex zog schelmisch die Lippen kraus. »Die schon vorher nicht ganz normale Barnes-Familie ist seit meiner Ankunft tatsächlich noch ein bisschen konfuser geworden.«
In diesem Moment musste Cam sie einfach umarmen. »Was haben wir für ein Glück gehabt.«
»Tja, aber leider reicht Glück allein nicht aus, wenn wir dieses Rätsel lösen wollen«, erinnerte Alex sie und wand sich aus Cams Armen. »Weiter im Text, Schwesterherz.«
Kapitel 16 - DER DURCHBRUCH
Die Anwaltskanzlei »Crunkle, Wong, Barnes und DiBene-dico« lag im Geschäftsviertel von Marble Bay. Das Büro war in einem eleganten dreistöckigen Stadthaus aus dem 19. Jahrhundert untergebracht, das Cams Dad und seine Kollegen vor über zehn Jahren gekauft hatten. Cam war schon immer gern dort gewesen. Die Bücherregale vor den mit dunklem Holz verkleideten Wänden, die
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