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Dunkler Zauber

Dunkler Zauber

Titel: Dunkler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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Arthritis - die Entzündungen in den Gelenken seiner müden Knochen - ließ ihn jedes Mal stöhnen, wenn er sich nur aufrecht stellte. Von seinen Gehversuchen ganz zu schweigen. Der Schmerz schoss in Schüben durch seinen Rücken und seine Hände zitterten mittlerweile beinah ständig. Er benötigte seine Medizin, seine selbst gebrauten Tränke und Elixiere, um die Symptome unter Kontrolle zu halten und sein Leiden zu lindern. Doch sein Verstand war so scharf wie eh und je. Karsh wusste genau, wo er sich befand, weigerte sich jedoch standhaft, an den Namen des Ortes auch nur im Entferntesten zu denken. Ileana konnte telepathisch Verbindung zu ihm aufnehmen. Wenn es sein einziger Sieg bleiben würde zu verhindern, dass sie in diese Falle ging, so hatte sich sein Tod gelohnt. Er richtete seinen Blick auf die Entführer. Fredo war auf einem Stuhl eingeschlafen, der Kopf auf die knochige Schulter gesackt. Thantos stand am Fenster, ungeduldig. Es dauert länger, als es eigentlich sollte, dachte das kaltherzige Monster. Die sprunghafte Hexe legt eine unerhörte Willensstärke an den Tag. Aber die Zeit arbeitet gegen sie. Es wird nicht mehr lange dauern. Ileana wird das Leiden ihres Karsh beenden wollen.
    »Gerade Ihr« - unerwartet rief Karsh Thantos in Erinnerung, dass er noch immer die Gedanken anderer lesen konnte -»solltet Ileana nicht unterschätzen.«
    Thantos wirbelte herum und richtete seinen Blick auf den Gefangenen. »Ich unterschätze vor allen Dingen ihre Verehrung für Euch nicht - wenngleich ich sie nicht verstehe. Ileana wird kommen. Da würde ich Euer Leben drauf wetten.«
    »Ileana«, krächzte Karsh, »wird das Nötige tun, um die Töchter Eures Bruders zu beschützen. Sie ist viel zu klug, um Euch auf den Leim zu gehen. Sie wird nicht kommen, Thantos.«
    »Zu klug, meint Ihr? Ihr Verstand wird nicht verhindern können, dass sie ihrem Herzen folgt. Bis hierher.«
    »Niemals«, wiederholte Karsh.
    Thantos zuckte mit den Schultern. »Dann müssen wir jetzt wohl den Einsatz erhöhen.« Er zog ein Glasfläschchen aus seiner Jackentasche und schwenkte es vor Karshs tränenden Augen hin und her. »Ich ließ dies extra für Euch herstellen. Ich verrate Euch auch, was drin ist. Eine belebende Mixtur aus Blättern und Wurzelstock von Eisenhut, eine Prise Salbei und Petersiliensamen. In der richtigen Zusammensetzung entsteht die Grundlage für ein besonderes Elixier - ich glaube sogar, dass Ihr es verwendet, um Eure ständigen, entsetzlichen Schmerzen zu lindern. Wollt Ihr einmal sehen?« Karsh versuchte, sein Verlangen danach zu unterdrücken, doch er scheiterte. Nur ein paar Tropfen, wenn er nur ein winziges Schlückchen davon nehmen könnte, dann käme er vielleicht wieder ein bisschen zu Kräften und das hatte er bitter nötig. Ileana war in ihren Künsten noch nicht weit genug, völlig ohne ihn auszukommen. Und die Mädchen, seine Zöglinge? Er hatte noch nie jemanden im Stich gelassen, der ihm anvertraut war.
    »Beruhigt Euch, mein alter Freund. Jeder macht alles irgendwann zum ersten Mal. Im Stich lassen auch. Es wird Euch nichts anderes übrig bleiben.« Gehässig richtete Thantos den Flaschenhals nach unten und gab dann vor, entsetzt zuzusehen, wie die grün-goldene Flüssigkeit auf den Steinfußboden rann. »Hach, jetzt hab ich doch tatsächlich was verschüttet...«
     
    Das Geräusch von Vogelschwingen überraschte ihn. Karsh war eingenickt, doch mit einem Mal wieder hellwach. Er wusste, was dieser Laut zu bedeuten hatte. Nein!, schrie sein Herz. Seine Beschwörungen waren nicht erhört worden, sie war gekommen.
     
    Ileana war zunächst in Salem geblieben. Eigentlich hatte sie vorgehabt, die Stadt sofort wieder zu verlassen. Doch als Apolla und Artemis - vielmehr Camryn und Alexandra - sich wieder auf ihre Fahrräder schwangen (die sie im Übrigen eines Tages nicht mehr benötigen würden ... Nach ihrem sechzehnten Geburtstag würden sie brauchbarere und interessantere Möglichkeiten der Fortbewegung erlernen ...) und Ileana ihnen mit ihrem Blick folgte, blieb sie wie angewurzelt stehen. Was sollte sie jetzt tun? Sie beschloss, sich von ihrem Instinkt leiten zu lassen. Etwas anderes blieb ihr nicht. Als sie die Hand in die Tasche steckte, spürte sie die Amulette der Zwillinge. Alexandra hatte es sicher gut gemeint - welch ein reines Mädchen! - doch Ileana hegte ernsthafte Zweifel, ob dieses Sonne-Mond-Zeichen ihr wirklich helfen konnte. Schenk Ileana frischen Mut. Sie lachte. Eines Tages würde sie

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